Was Die Liebe Naehrt
Berührung des
anderen. Manchmal wird der Kuss intensiver sein, manchmal ist er nur der alltägliche Vertrauensbeweis, dass es uns um die gemeinsame Liebe ernst ist.
Einander vergeben
Spiritualität drückt sich für mich einmal in einer ganz bestimmten Sichtweise aus, im Glauben, der tiefer sieht und Christus in jedem
Menschen sieht, zum anderen in Ritualen und zum dritten in bestimmten Haltungen und Einstellungen zum Leben. Diese Haltungen könnte man Tugenden
nennen. Es sind die gleichen Haltungen, die die Spiritualität von uns fordert und die einer Ehe und jeder Partnerschaft gut tun.
Da ist einmal die Haltung der Vergebung. Vergebung ist eine Grundbotschaft christlicher Spiritualität. Wir sollen darauf vertrauen, dass Gott uns alle
Schuld vergibt, dass wir von Gott bedingungslos angenommen sind. Doch der Glaube an die Vergebung Gottes soll uns dazu führen, dass wir uns selbst und
einander vergeben.
Sich selbst zu vergeben, fällt vielen schwer. Sie können sich nicht vergeben, wenn sie die Partnerin oder den Partner verletzt haben, wenn sie sein
Vertrauen missbraucht haben. Oft können sie sich dann nicht mehr aushalten und sich dem Partner nicht zumuten. Sie geben sich auf oder aber sie verlassen
den Partner, um nicht mehr mit ihrem Schuldgefühl konfrontiert zu werden. Nur wenn wir uns selbst vergeben, können wir aufrichtig mit dem anderen
umgehen. Wer sich selbst nicht vergibt, verliert alle Selbstachtung. Er läuft ständig im Büßergewand herum. Doch im Büßergewand kann man keine Ehe
leben. Das wird im anderen nur ein schlechtes Gewissen hervorrufen. Mit einem, der im Bußgewand herumläuft, hat man keine Lust zu schlafen.
Genauso wichtig ist aber die Vergebung dem anderen gegenüber. Menschliches Miteinander kann nur aus der Vergebung heraus
bestehen. Wenn die Partner nicht bereit sind, sich gegenseitig zu vergeben, werden sie sich gegenseitig immer wieder ihre Fehler aufrechnen. Die Rechnung,
die der andere zu begleichen hat, wird dann im Lauf des Miteinanders immer größer. Aber der andere ist nicht bereit, sie zu bezahlen, sondern präsentiert
dem Partner eine Gegenrechnung. Doch mit solchem Aufrechnen ruiniert man die Partnerschaft. Die Vergebung reinigt die Atmosphäre. Wer vergibt, heilt nicht
nur sich selbst, er kann auch den anderen wieder bedingungslos lieben, ohne inneren Vorwurf. Wenn Vergebung nicht geschieht, wächst die gegenseitige
Aversion. Und irgendwann kann die Liebe in Hass umschlagen. Vergebung heißt zunächst: Ich befreie mich von der negativen Energie, die durch die Verletzung
in meiner eigenen Seele herumschwimmt und sie verunreinigt. Dann bedeutet Vergebung: Ich lasse die Verletzung beim anderen. Ich gebe sie weg. Ich kreise
nicht mehr um sie. Ich benutze die Verletzung nicht als Vorwurf gegen den anderen, sondern vergebe sie. Die Vergebung geschieht aber nicht aus einer
Position des Stärkeren heraus. Denn dann würde ich dem anderen nur vermitteln: Ich bin ja großherzig, nur du hast Fehler! Vergebung geht nicht mit der
Schuldzuweisung an den anderen einher. Ich vergebe vielmehr im Bewusstsein: Auch ich trage meinen Teil der Schuld. Immer vergebe ich zugleich mir selbst und dem anderen. Nur dann geschieht die Vergebung so, dass der andere sie annehmen kann. Wenn ich dem Partner mit meiner Vergebung vermittle, dass
die Schuld eindeutig beiihm liegt, dass ich aber großzügig bin und ihm vergebe, dann fühlt er sich nicht befreit. Und meist ist er dann
auch nicht bereit, die Vergebung anzunehmen. Denn sie wäre mit einem Schuldeingeständnis verbunden. Das vorauszusetzen würde den anderen nur
demütigen.
Dankbarkeit zeigen
Eine andere spirituelle Haltung ist die der Dankbarkeit. Es ist die Grundhaltung Gott, aber auch dem eigenen Leben gegenüber. Wir sind
dankbar für die Liebe, die Gott uns geschenkt hat, für den Partner, dass er uns annimmt und für uns da ist, dass er treu ist und fair mit uns umgeht. Wir
sind dankbar für die Liebe, die wir spüren dürfen. Wir erleben, dass die Liebe letztlich immer ein Geschenk ist, das wir uns nicht anrechenbar verdient
haben. Sie ist ein Geheimnis, das uns in der Tiefe miteinander verbindet. Diese Dankbarkeit braucht – wie in der Spiritualität immer – wieder einen
Ausdruck. Die Möglichkeiten dazu sind viele. Eine großartige Möglichkeit, unseren Dank zu feiern, ist sicher die Eucharistiefeier oder das Abendmahl. Sie
ist letztlich immer eine Feier der Dankbarkeit
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