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Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Es ist beides wichtig: Die spirituelle Ebene relativiert den Schmerz und gibt der Frau mitten in den
     chaotischen Gefühlen einen Grund, auf dem sie stehen kann. Aber dann geht es auch darum, rein menschlich die Situation zu klären. Das Beste ist: Sie redet
     mit ihrem Mann über den Vertrauensbruch und die tiefe Verletzung. Sie überlegen beide, wie sie das Vertrauen wieder herstellen können. Das braucht feste
     Regeln, an die sich der Mann halten muss. Aber es brauchtauch die Bereitschaft, dem Mann zu vergeben, auch wenn die Vergebung noch
     nicht das Herz erreicht. Es braucht den Willen, dem Mann wieder vertrauen zu wollen. Zugleich könnten die beiden die Ursachen anschauen, ohne dem anderen
     alle Schuld zuzuschieben. Was ist in der eigenen Ehe schiefgelaufen? Hat sich da zu sehr Gewohnheit breitgemacht? Ist die Liebe zerronnen? Oder waren
     beide zu wenig achtsam? Haben beide zu wenig in die gegenseitige Liebe investiert? Und so kann die Verletzung für beide wieder zum Segen werden. In
     solchen Situationen ist oft Hilfe von außen wichtig. Es braucht Geduld, bis die Wunde heilt und sich in eine Perle verwandelt. Manchmal gelingt es
     allerdings nicht. Dann bleibt nur die Trennung als Weg, die Wunde zu heilen.
Vertrauen und Offenheit
    Die Liebe braucht ein Klima des Vertrauens und der Offenheit, damit sie gedeiht und Frucht bringt. Vertrauen kann man vom anderen
     nicht einfordern. Vertrauen wächst. Vertrauen zum Partner, gesundes Selbstvertrauen und Vertrauen zu Gott gehören zusammen. Wer kein Selbstvertrauen hat,
     tut sich auch schwer, dem anderen zu vertrauen. Wer in die Partnerschaft seine Mutterwunde mitbringt, der erwartet vom Partner oder von der Partnerin,
     dass sie sich ständig um ihn kümmert. Ein Mensch mit einer solchen Geschichte bekommt nie genug Zuwendung. Wer seine Vaterwunde mit sich trägt, der hat in
     sich ein tiefes Misstrauen. Er wird, wenn dieses Misstrauen gewecktist, jedes Wort, das der andere ganz ehrlich meint, als Angriff
     gegen sich auslegen, und jeden Blick sofort als Ablehnung deuten. In so einem verwundeten Klima ist es nicht einfach, Vertrauen aufzubauen. Bevor das
     Vertrauen zum anderen wachsen kann, muss ich mich erst meinen eigenen Wunden stellen. Aber manchmal kann das Vertrauen des Partners auch meine Wunden
     heilen. Freilich nur dann, wenn ich meine Wunden nicht überspringe.
    Wer in seiner Lebensgeschichte erfahren hat, dass sein Vertrauen enttäuscht worden ist, der tut sich schwer, dem Partner in allem zu trauen. Andere
     sind zu vertrauensselig. Ein Mann erzählte mir, dass er seiner Frau alles Geld anvertraut hatte, bis er gemerkt hat, dass sie das Konto heillos überzogen
     hatte und an ihren ehemaligen Freund große Überweisungen getätigt hatte. Vertrauen braucht also immer auch einen Sinn für die Realität. Es gibt kein
     absolutes Vertrauen. Gesundes Misstrauen darf sein. Aber wenn das Vertrauen durch die Erfahrung der Zuverlässigkeit des anderen wächst, dann vertreibt es
     mehr und mehr das im Unbewussten lauernde Misstrauen. Vertrauen lebt vom Vorschuss. Ich darf nicht warten, bis der andere mir vertraut. Aber der
     Vertrauensvorschuss ist nicht unendlich. Er greift über die momentane Situation hinaus, in der Hoffnung, dass durch meinen Vorschuss mehr Vertrauen
     wächst. Und je größer das Vertrauen wird, desto größer auch der nächste Vertrauensvorschuss. So wächst das Vertrauen und schafft eine Atmosphäre der
     Offenheit, in der wir über alles reden können und keine Angst haben müssen, dass unsere Worte falsch ausgelegt oder gar weitererzählt werden. Dieses Klima
     des Vertrauens und der Offenheitführt dazu, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wenn ich mich blind auf den anderen verlassen
     kann, dann entsteht ein Klima von Freiheit und Sicherheit. Dieses Klima lässt die Liebe gedeihen und immer stärker wachsen.
    Offenheit heißt nicht, dass ich in den anderen eindringen will und dass er alles preisgeben soll, was in seiner Seele vor sich geht. Vertrauen sollte
     nie fordernd sein. Bei aller Offenheit bleibt in jedem Partner auch ein Raum des Geheimnisses, in das der andere nicht eindringen kann. Geheimnis meint
     nicht, dass der andere etwas vor dem anderen geheim hält, weil er sich dessen schämt. Es geht darum, dass es in ihm etwas gibt, worüber er nicht sprechen
     kann, weil er es selbst gar nicht genau zu beschreiben vermag. Es gibt in uns ein Geheimnis, das uns übersteigt. Letztlich berühren wir in diesem
    

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