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Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Geheimnis auf dem Grund unserer Seele das Geheimnis Gottes selbst. Karl Rahner, mein theologischer Lehrer, hat Gott immer das absolute Geheimnis
     genannt. Genauso wenig wie wir das Geheimnis Gottes erforschen können, vermögen wir das Geheimnis der eigenen Seele und das Geheimnis des anderen zu
     analysieren.
    Eine andere Spannung entsteht bei aller Offenheit: die Spannung von Offenheit und Authentizität. Jeder der beiden Partner ist auch ganz er selbst, er
     ist authentisch, er ist in Berührung mit dem » autos «. » Autos « bezeichnet für die stoische Philosophie das innere Heiligtum des
     Menschen, den geheiligten Bezirk seines wahren Selbst. Dieser geheiligte Bezirk bleibt bei aller Offenheit dem anderen unzugänglich. Wir sollen uns selbst
     dem anderen offenbaren,dabei aber immer wissen, dass wir das innerste Geheimnis dieses Selbst nicht bloßlegen können. Da ist es gut,
     wenn wir in dem Klima des Vertrauens und der Offenheit nicht zudringlich werden, sondern uns immer wieder zurücknehmen und uns bescheiden mit dem, was der
     andere uns und was wir dem anderen offenbaren können. Entscheidend ist, dass ein Klima entsteht, in dem jeder sich frei fühlt, das zu sagen, was ihn
     bewegt, ohne dass er sich gedrängt fühlt, alles sagen zu müssen.
    In einem Klima der Offenheit können die Partner über alle Probleme sprechen, die sie bewegen, nicht nur über die Wunden ihrer Vergangenheit, sondern
     auch über das, was sie belastet. Wenn einer den Mut hat, darüber mit dem Partner zu sprechen, spürt er, dass seine Last geringer wird, weil der andere sie
     mit trägt. Da erfährt er, was Paulus das Gesetz Christi nennt: »Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen« (Gal 6,2). Dieses
     Gesetz gilt aber auch für die Belastungen, die beide Partner zugleich treffen.
    Oft belastet die Unzufriedenheit eines Partners mit seiner Arbeitssituation die Ehe. Wenn der Mann heimkommt, nimmt er die Probleme vom Arbeitsplatz
     mit nach Hause. Er ist gereizt. Die Frau spricht ihn an, bekommt aber nur kurze patzige Antworten. Sie weiß nicht, woran sie ist. Sie möchte sich gerne
     mit ihrem Mann unterhalten. Aber er ist verschlossen. Er ist nicht in der Stimmung dazu. Oder aber die Frau kommt nach Hause und jammert, dass ihre Chefin
     ihr das Leben so schwer macht, dass sie es nicht mehr aushalten kann. Dann fühlt sich der Mann als Mülleimer für seine Frau. Es ist gut, wenn die beiden
     Ehepartner überihre Unzufriedenheit miteinander sprechen. Aber keiner soll den anderen nur als Mülleimer benutzen. Denn sonst wird er
     es leid, sich das Jammern des anderen anzuhören. Beide sollen nach Lösungen suchen, wie sie anders mit der Unzufriedenheit umgehen können. Eine Lösung
     könnte die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz sein. Eine andere, dass wir unsere Einstellung ändern, dass wir dem anderen nicht zu viel Macht geben. Auch
     hier wäre die spirituelle Ebene hilfreich. Zum inneren Raum der Stille, in dem Gott in uns wohnt, hat der Chef oder die Chefin keinen Zutritt. Da sind wir
     geschützt. Da können wir unsere Identität durchhalten, ohne uns zu verbiegen. Wir beobachten von diesem inneren Raum aus das Verhalten des Chefs, ohne uns
     davon betreffen zu lassen. Das gibt uns innere Unabhängigkeit und Freiheit. Manchmal gebe ich dann auch den Rat, sie sollen mit dem Bild zur Arbeit gehen,
     dass sie ins Theater gehen und zuschauen, was der Chef für ein Drama aufführt. Sie sollen zuschauen, aber nicht mitspielen. Dann hat der Chef keine Macht
     über sie. Und wenn er spürt, dass die Mitarbeiterin nicht mitspielt, wird er es irgendwann leid sein, allein seine Dramen weiterzuspielen. Vielleicht wird
     er dann andere Verhaltensweisen an den Tag legen.
Verbindlichkeit und Verantwortung
    Heute von Verbindlichkeit in der Partnerschaft zu sprechen, scheint dem Zeittrend zu widersprechen. Ein Drittel aller Ehen werden
     geschieden. Lange waren Scheidungen im Alter eine Seltenheit. Die meisten Paare ließen sichschon einige Jahre nach der Eheschließung
     oder dann in der Krise der Lebensmitte scheiden. Heute sind zehn Prozent aller Paare, die sich scheiden lassen, länger als 25 Jahre verheiratet. Die Zahl
     der Scheidungen hat sich seit 1975 verdoppelt. Bei den Scheidungen nach mehr als 25 Ehejahren reichen in zwei Dritteln der Fälle die Frauen die Scheidung
     ein. Sie haben das Gefühl, dass sie in der Ehe krank werden oder aber sich selbst nicht verwirklichen können. Wie kann man

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