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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Besuchers, der auf unsere Bitte hin aus London gekommen ist, um dich zu sehen, Dr. Winifred Merriweather. Du wirst dich vielleicht daran erinnern, dass du ihn in London kennen gelernt hast.«
    Marcus stellte den Federhalter sehr vorsichtig wieder zurück in den silbernen Ständer. »Ich erinnere mich ziemlich klar an ihn. Korrigiert mich, wenn ich mich täusche, aber war er nicht derjenige, den fünf der bekanntesten Ärzte Englands einen Narren genannt haben?«
    Vor Ärger schlug ihr Herz schneller und schien in ihrer Brust herumzuhüpfen. »Vielleicht sind sie die Narren.«
    »Also heraus damit. Was wollt ihr beide eigentlich sagen?«
    Rex trat näher zum Schreibtisch. »Wir möchten, dass du dich noch einmal von ihm untersuchen lässt. Wenn Merriweather immer noch glaubt, dass es eine Chance gibt, dich zu heilen, möchten wir, dass du es versuchst.«
    Marcus’ Gesicht wurde dunkel. »Ihr wollt, dass ich es versuche?« Seine Faust krachte auf seinen Schreibtisch. »Herrgott noch mal, glaubt ihr wirklich, dass ich es noch nicht versucht habe? Es vergeht nicht ein einziger Tag, an dem ich nicht mit aller Kraft versuche, meine nutzlosen Beine zu einer einzigen winzigen, kleinen Bewegung zu überreden. Aber es passiert nichts. Es wird niemals etwas passieren! Ich dachte, wenigstens ihr hättet das verstanden.« Er warf einen harten Blick auf Brandy »Oder hat Miss Winters und ihr infernalischer Optimismus dich irgendwie davon überzeugt, dass wir beide Unrecht haben?«
    Brandy ging bis zum Schreibtisch und stützte beide Hände darauf. »Mag sein, dass ich eine Optimistin bin, Marcus, aber wenn es so ist, bin ich dankbar dafür. Mir ist klar, dass du glaubst, du wirst nie wieder gehen können, und vielleicht ist es auch so. Aber wenn es auch nur eine winzige Chance gibt, dann bist du es dir schuldig, diese Chance zu nutzen. Natürlich bedeutet das, dass du ein Risiko eingehen musst. Du würdest dich Hoffnungen aussetzen, die sich vielleicht nie erfüllen werden, aber der Mann, den ich an Bord der Seehabicht kannte, hatte keine Angst, Risiken einzugehen.«
    »Ich bin nicht mehr dieser Mann.«
    »Nein? Ich glaube doch. Und abgesehen davon: Was für ein Risiko liegt schon darin, wenn du den Mann empfängst und dir anhörst, was er zu sagen hat?«
    Marcus antwortete nicht. Brandy spürte, wie aufgewühlt er war, welch verzweifelte Angst gegen welch schreckliches Verlangen ankämpfte.
    »Sprich mit ihm, Marcus«, flehte sie. »Gib dir wenigstens diese Chance. Rex und ich werden auch dabei sein. Wenn der Doktor seine Meinung ändert, wenn er diesmal glaubt, dass es hoffnungslos ist, kannst du uns verspotten, wie Recht du hattest und wie sehr wir uns zum Narren gemacht haben.«
    Marcus sagte nichts, aber der Kampf in seinem Innern war klar auf seinem Gesicht zu erkennen. Er rieb sich mit einer Hand über die Augen. »Ich kann nicht ... ich weiß nicht, ob ...«
    Brandy spielte ihr letzte Karte aus. »Diese Akten, in denen du gelesen hast - die die Detektive gebracht haben. Du liest sie, weil du entschlossen bist, den Mann zu finden, der für den Unfall verantwortlich ist.«
    »Was hat das damit zu tun, dass -«
    »Stell dir vor, was du erreichen könntest, wenn du wieder gehen lernen würdest.«
    Marcus’ Körper spannte sich an. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Der Hass, den sie schon so oft gesehen hatte, erschien auf seinen Zügen, sodass sein Gesicht herb wirkte. Trotzdem sagte sie nichts.
    Schließlich nickte er. »Also gut, ich werde ihn empfangen.« Er warf ihr ein bitteres Lächeln zu. »Wie könnte ich anders handeln, da du die Sache so gut auf den Punkt gebracht hast?«
    Brandy schauderte bei der Bitterkeit in seinem Ton. Sie hätte so gern die Hand ausgestreckt und ihn berührt, ihn in die Arme genommen und seinen Schmerz besänftigt.
    Stattdessen erschienen zwei Lakaien aus einer Seitentür, hoben seinen Sessel hoch und trugen ihn in einen kleinen Salon weiter hinten im Flur. Ein schlanker, sehr eigenwillig aussehender Mann mit Brille, hellbraunem Haar und milden Gesichtszügen, der im Zimmer auf und ab gegangen war, wandte sich um und lächelte.
    »Lord Hawksmoor. Ich freue mich, Euch wieder zu sehen.« Der Blick des jungen Mannes wanderte über Marcus’ Gestalt und hellte sich wohlwollend auf. »Ihr seht sehr gut aus. Die Seeluft hat Euch gut getan.«
    Marcus warf einen Blick auf Brandy und sah dann den Arzt wieder an. »Die See hat mir immer schon gut getan.« Er gab den Lakaien ein Zeichen, seinen Sessel

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