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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Hass und voll von Rachegelüsten.«
    »Das wird schon wieder nachlassen.«
    »Oberflächlich vielleicht, aber nicht tief im Innern. Er denkt an nichts als Rache. Es ist ein schreckliches Übel, Rex. Und das wird ihn womöglich eher vernichten als alles andere, was er bisher erlitten hat.«
    »Das will ich nicht bestreiten. Unglücklicherweise habe ich nicht die geringste Ahnung, was wir da machen könnten. Vor dem Unfall war mein Bruder ein starker, mächtiger Mann. Eine ganze Menge von dieser Kraft hat er zurückgewonnen, zum großen Teil deinetwegen. Sein Trieb nach Rache macht ihn sogar noch stärker. Jetzt hat er die Absicht, die Macht, die er als Graf von Hawksmoor hat, in jeder möglichen Art einzusetzen, um den Mann zu finden, der sein Leben zerstört hat. Unter den gleichen Umständen würde ich wahrscheinlich dasselbe tun.«
    Brandy begann, auf und ab zu gehen, und ihr blassblauer Rock wirbelte bei jeder Drehung herum. »Wenn du es so ausdrückst, kann ich es beinah verstehen. Doch selbst wenn, ändert das nichts an der Tatsache, dass es falsch ist, so zu handeln.« Sie blieb stehen und kehrte dann zum Schreibtisch zurück, an den Rex sich wieder gesetzt hatte.
    »Ich habe nachgedacht, Rex. Wie du eben schon sagtest, Marcus ist viel stärker, als er war, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Ich glaube, du solltest jetzt noch einmal diesen Arzt holen, den aus London, der glaubte, dass es noch eine Chance für Marcus geben könnte, wieder gehen zu lernen.«
    Rex lehnte sich in seinem Sessel vor. »Dr. Merriweather?«
    »Ja.«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich das nicht tun würde. Ich habe es mir noch nicht anders überlegt.«
    Brandy beugte sich vor und griff nach seinen Händen. »Aber das musst du tun, Rex. Wir müssen diese Möglichkeit zumindest einmal ins Auge fassen. Du hast mir erklärt, dass Dr. Merriweather sagte, wenn Marcus nur bereit wäre, sich Mühe zu geben, könnte es ihm vielleicht gelingen, die Muskeln in seinen Beinen zu stimulieren. Ist es richtig, dass das einen großen Einsatz erfordert?«
    »So habe ich den Arzt verstanden.«
    »Also, was für einen besseren Weg könnte es geben, seine schreckliche Wut zu lenken, die ihn im Moment verzehrt? Was für eine bessere Möglichkeit, als ihn mit der Herausforderung zu konfrontieren, dass er vielleicht wieder gehen können wird?«
    Rex sagte eine ganze Weile lang nichts. Brandy hielt den Atem an, betete im Stillen, wünschte so sehr, dass Marcus diese Chance bekam, und das, ohne zugeben zu wollen, dass sie sie für sich selbst wollte.
    Rex schloss die Augen und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Eine Weile, während Marcus ihm bei den Verwaltungsarbeiten der Ländereien geholfen hatte, hatte er jünger und weniger erschöpft gewirkt. Seit Hamish mit seiner schrecklichen Neuigkeit gekommen war, hatte er dunkle Schatten unter den Augen, und sein Gesicht war blass.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich schicke nach Merriweather.«
    Brandy gab einen kleinen erfreuten Aufschrei von sich, beugte sich über den Schreibtisch und warf die Arme um Rex’ Hals. »Danke, Rex. Vielen Dank.«
    Rex löste sich sanft von ihr und schob sie von sich. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der ihr bisher noch nie aufgefallen war, doch sie wusste nicht, was er bedeutete.
    »Gern geschehen«, sagte er. »Aber vielleicht solltest du mir besser noch nicht danken. Vielleicht kommt Merriweather zu einer ganz anderen Entscheidung, wenn er ihn noch mal untersucht. Oder aber, selbst wenn seine Meinung dieselbe bleibt, könnte Marcus ablehnen.«
    Brandy biss die Zähne zusammen. »Wenn der Doktor sagt, dass es auch nur die leiseste Chance gibt, werde ich nicht zulassen, dass er ablehnt.«
    »Und wenn er es versucht und scheitert? Was wirst du dann tun?«
    Brandy wurde es eng in der Brust. Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen, konnte nicht ertragen, sich vorzustellen, welchen Kummer das bedeuten würde. Sie blinzelte, da Tränen in ihren Augen standen. »Ich werde ihn lieben, Rex, genau wie ich ihn immer geliebt habe. Und irgendwie werde ich ihm helfen, es zu überstehen.«
    Rex Delaine sagte nichts weiter, aber die Beunruhigung war in seinem Blick zu erkennen. »Mein Bruder ist ein Dummkopf«, sagte er leise. »Das habe ich bisher noch nie so direkt gedacht, wie ich es jetzt tue.«
    Brandy wusste nicht, was er meinte, und sie drängte ihn nicht, um es herauszufinden. Die Dunkelheit in seinem Gesichtsausdruck schien sie zu warnen, lieber nicht

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