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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Kapitän hinüber zum Steuerhaus ging. Dalton arbeitete schon seit zehn Jahren für ihn, seit er damals, im jugendlichen Alter von vierundzwanzig, sein erstes Schiff gekauft hatte. Das war kein Schiff wie dieses gewesen. Nein, die Windrider war ein schwerer alter Kahn, der wie eine übergewichtige alte Matrone durch die Meere schipperte und keine Ähnlichkeit mit der windschnittigen, eleganten Fairwind hatte.
    Palmer sah auf zu dem hohen Mast inmitten des Decks. Ein steifer Wind schüttelte die Takelage, die über seinem Kopf ratterte und schnappte, und Möwen saßen auf den Querbalken, an denen die eng zusammengezurrten Segel hingen. Das Schiff roch nach Pech und feuchter Leinwand, keine Gerüche, an die er gewöhnt war - er mochte sie auch nicht besonders.
    Für Palmer rochen ein Schiff und seine Ladung einfach nach Geld.
    »Mr. Reese!« Cole Proctor, der Erste Maat an Bord des Schiffes, ein großer, massiger Mann, hielt ihn vor dem Steuerhaus an. »Sir, Käpt’n Dalton wartet in seiner Kajüte auf Euch. Er hat mich angewiesen, Euch hinunterzubringen, sobald Ihr ankommt.«
    »Danke, Mr. Proctor.« Der massige Mann machte kehrt und ging voraus, wobei seine breite Gestalt fast den ganzen Gang füllte. Proctor klopfte an die Tür des Kapitäns, öffnete nach dem »Herein« die Tür und ließ Reese eintreten. Der Erste Maat zögerte einen Augenblick, als hoffe er, einer der beiden würde ihn einladen, hier zu bleiben. Als das nicht geschah, schloss er die Tür und ließ die beiden Männer allein.
    »Gut, Euch zu sehen, Cain.« Reese schüttelte dem anderen Mann die schwielige Hand, die ihn mit festem Griff begrüßte. Einst blondes Haar, an den Schläfen silbrig geworden, glänzte leicht im Schimmer der Lampe auf dem lederbezogenen Schreibtisch. Dalton war ein Mann mittlerer Größe, schlank und kräftig, ein harter Mann, genau die Art, die Pal-mer mochte und oft nützlich fand. »Ich nehme an, die Fahrt war erfolgreich.«
    Dalton nickte. Die beiden setzten sich an den eingebauten Teakholzschreibtisch des Kapitäns. »Und auch einträglich. Die beste Tour, die wir in den letzten fünf Jahren gemacht haben.«
    »So sah es auch aus. Und es freut mich, sagen zu können, dass das Schiff auch wieder mit vollem Laderaum fahren wird.«
    Dalton lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Gut zu hören.«
    Palmer griff nach der Brandykaraffe auf der anderen Seite des Schreibtisches und goss sich einen Drink in ein Kristallglas. Für den anderen Mann goss er auch einen ein und stellte das Glas vor Dalton. »Zusammen mit den Waren, die wir schon geladen haben, ist uns auch noch ein weiterer Vertrag zugefallen. Waren für die Lieferung nach Amerika.«
    Dalton hob eine Augenbraue. »Noch einer von denen, die Delaine früher hatte?«
    Palmer lächelte. Er konnte einfach nicht anders. »Ja, um die Wahrheit zu sagen. Da die Seehabicht immer noch nicht wieder im Verkehr ist, hatte die Firma das Gefühl, dass sie nicht den gewünschten Service bekam. Die Peregrine wäre auch noch in Frage gekommen, aber da sie viel kleiner und langsamer ist als die Fairwind, taten die Firmenbesitzer schließlich das Klügste und gaben den Transportvertrag an uns weiter.«
    Dalton knurrte. »Tut mir ja Leid für die Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft.«
    »Ja, mir auch.« Palmer trank einen Schluck Brandy und genoss das Brennen in seiner Kehle bis in den Magen. »In sechs Monaten wird der Zuckertransportvertrag mit der Barbados Consolidated erneuert werden müssen. Bis dahin wird die Seehabicht wieder flott sein, aber ohne Delaine am Steuer sind die Chancen recht groß, dass wir auch dort übernehmen können.«
    »Ihr habt wirklich was gegen ihn, so wie es aussieht.«
    Palmer spürte, wie der alte Ärger wieder in ihm aufstieg und durch die Schichten seiner Beherrschung sickerte. Wie viele Jahre schon hasste er die Delaines ? Nicht nur Marcus, sondern auch seinen Bruder Geoffrey, und vor allem den verstorbenen Grafen selbst. Aber davon wusste Dalton nichts, niemand wusste es. Und das sollte auch so bleiben.
    Palmer zuckte die Schultern und trank einen Schluck Brandy »Nein, warum sollte ich etwas gegen ihn haben? Ich bin nichts weiter als Geschäftsmann. Jetzt, wo Delaine aus dem Weg ist, hat Reese Enterprises ihre goldene Gelegenheit. Ich tue nichts weiter, als diese Gelegenheit zu nutzen.«
    Dalton schnaubte. »Eine Gelegenheit, die Ihr erzeugt habt. Eine Gelegenheit, die Euch eine Menge Geld einbringen wird. Genau genommen macht sie Euch stinkreich. Und

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