Was die Nacht verheißt
ertragen, wenn du weinst.«
Sie schauderte und versuchte, sich zusammenzunehmen. Ein Brennen war in ihrer Brust. Selbst die Luft, die sie mühsam einatmete, schien ihr zu heiß.
»Ich wollte dich niemals verletzen«, flüsterte er an ihrem Haar. »Bitte ... vergib mir.«
Brandys Augen schlossen sich, als eine neue Welle von Schmerz über ihr zusammenbrach. Sie hatte das Gefühl, als würde sie zerbrechen. »Es gibt nichts zu vergeben. Du hast mich nie angelogen. Ich wusste, dass du eines Tages fortgehen würdest.«
»Es gibt Zeiten, da wünschte ich, ich könnte bleiben ... oft. Doch im Herzen weiß ich, dass das nie funktionieren würde. Ich würde immer den Verlust spüren, die Sehnsucht nach dem Leben, das mir wirklich bestimmt ist.«
»Ich wusste von Anfang an, wie du bist. Vielleicht hat mich immer schon das Gefühl für Freiheit an dir so angezogen.«
»Du hast mich immer verstanden. Das konnte ich in deinen Augen sehen, wann immer ich dich anschaute. Es gibt Zeiten, da verstehe ich nicht einmal selbst, warum ich so bin, wie ich bin.«
Sie sah in seine blauen, blauen Augen, und ihr Herz zog sich zusammen. »Manchmal scheint es, als wenn unsere Wege von jemand anderem bestimmt werden. Vielleicht entscheidet Gott solche Dinge.«
»Ja. Vielleicht tut Er das.«
»Ich werde dich vermissen, Marcus.«
Er drückte sie wieder an sich. »Ich schulde dir mein Leben, Brianne. Ich schulde dir so viel mehr.«
Brandy schüttelte den Kopf. »Du schuldest mir nichts. Ein Mann schuldet seiner Geliebten nichts.«
Marcus fasste sie an den Schultern und starrte ihr ins Gesicht. »Ich schulde dir alles! Alles! Sag nie wieder so etwas zu mir!« Er zog sie erneut in seine Arme, und sie klammerte sich an ihn, versuchte, nicht zu weinen, konnte es aber nicht verhindern. Sie liebte ihn so sehr.
Sie hielt ihn für lange, schmerzliche Minuten in den Armen, dann holte sie tief und schluchzend Luft und löste sich von ihm. »Ich muss hinaufgehen in mein Zimmer. Ich bin müde, und ich - ich muss... ich muss ... Bitte, verlang nicht von mir, dass ich noch länger hier bleibe.«
Er küsste sie auf die Stirn, die Augen, die Nase. »Ich wünschte, es könnte alles anders sein. Ich wünschte, ich könnte anders sein.«
Brandy berührte seine Wange, spürte die Stoppeln seines Bartes, die im Laufe des Tages nachgewachsen waren. »Ich würde gar nicht wollen, dass du anders bist. Ich würde nicht das Geringste an dir ändern wollen.«
Sie zwang sich aufzustehen und entfernte sich mit bleiernen Beinen von ihm. Das Herz in ihrer Brust schien tot. Als sie die Tür erreichte und öffnete, hörte sie Marcus’ Stimme leise fragen: »Du wusstest, dass ich zurückgehen würde zur See. Du hast es immer gewusst. Warum bist du hergekommen ? Warum hast du mir geholfen, obwohl du wusstest, dass ich fortgehen würde, wenn ich mich erholt habe?«
Brandy drehte sich um und sah sein Gesicht, dunkel und
ratlos im Kerzenlicht. Ihr Gesicht war feucht von Tränen. »Weil ich dich liebe, Marcus. Das weißt du doch. Ich habe dich immer geliebt. Und ich denke, ich werde dich immer lieben.«
Marcus sagte nichts, aber es wurde ihm eng in der Kehle, und er biss die Zähne zusammen. Das Bedauern in seinem Blick schien sich noch um das Zehnfache zu verstärken. Brandy wandte sich von ihm ab und trat hinaus in den Flur. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Marcus lag in seinem großen Himmelbett und starrte hinauf zur Decke, unruhig und ohne einschlafen zu können. Er würde fortgehen und Brianne verlassen, genau wie beim letzten Mal. Es hatte ihm schon beim ersten Mal wehgetan. Diesmal schien er vom Schmerz verzehrt zu werden, dabei hatte er noch nicht einmal das Haus verlassen.
Weil ich dich liebe, Marcus. Ich habe dich immer geliebt. Noch niemals hatte jemand diese Worte zu ihm gesagt, nicht einmal seine Eltern. Er wusste, dass sie ihn geliebt hatten, das war an dem zu erkennen gewesen, was sie für ihn getan, wie sie sich um ihn gesorgt hatten. Doch das war nicht dasselbe, wie es von einer Frau zu hören, die ihm so viel bedeutete.
Eine Frau, die er bewunderte und zutiefst achtete. Er hatte gemeint, was er gesagt hatte. Er konnte ihr nie vergelten, dass sie ihn wieder zu einem gesunden Mann gemacht hatte. Es machte ihm Angst, darüber nachzudenken, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn sie nicht nach Cornwall gekommen wäre, um ihm zu helfen. Selbst wenn er nicht wieder zu gehen gelernt hätte, hätte er es schaffen können, hätte er überleben
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