Was die Nacht verheißt
erzählt? Sie weiß doch wohl nicht, dass Brianne ... äh ... dass sie ...«
»Marcus’ Geliebte war?«
Rex nickte grimmig. In dieser Funktion hatte er Brianne nie gesehen. Was sie für seinen Bruder empfand, schien ihm irgendwie eine andere Bezeichnung zu verdienen.
»Meine Mutter weiß nur, was ich ihr gesagt habe. Dass Brianne aus Amerika hergekommen ist. Das sie ein liebes junges Mädchen von natürlichem Wesen und eine gute Freundin geworden ist.« Richard errötete ein wenig. »Und sie weiß, dass ich sie sehr gern habe.«
Rex richtete sich überrascht auf und sah seinen Freund scharf an. »Mein Gott, Mann, du denkst doch wohl nicht an eine Ehe?«
Richard beugte sich auf dem Sitz der Kutsche vor. »Ist das so schwer zu glauben ? Mir ist klar, dass sie nicht mehr unschul-dig ist. Das war ja ziemlich offensichtlich, wie sie mit deinem Bruder umgegangen ist. Das ist mir aber egal. Sie ist schön und begehrenswert. Sie ist lieb und sorgsam. Sie ist vielleicht die anständigste Frau, die ich je getroffen habe.«
»Sie liebt aber meinen Bruder«, sagte Rex sanft.
Richards Griff an seinem Flut, den er auf dem Schoß hielt, wurde fester. »Marcus will sie nicht. Das weiß Brianne. Sie braucht einen Mann, der sich um sie kümmert und sie so behandelt, wie sie es verdient. Wir sind bereits Freunde. Es hat eine Menge Ehen auf geringerer Basis gegeben. Ich bin nicht der Erbe meines Vaters, also spielt ihr Hintergrund keine besondere Rolle. Ich kann sehr gut für sie sorgen, ihre Zukunft sichern, und ... mit der Zeit... glaube ich, dass vielleicht sogar die Möglichkeit besteht, dass sie mich eines Tages liebt.«
Rex sagte nichts dazu. Die Kutschenräder ratterten, das Geschirr der Pferde klirrte. »Es ist noch zu früh, Richard. Sie ist noch nicht zu einer solchen Beziehung bereit.«
»Das ist mir klar. Im Augenblick möchte ich auch nicht mehr, als dass sie mein Angebot annimmt und mit mir nach London kommt. In einem Monat etwa wird die Saison anfangen. Ich glaube, meine Mutter wird sie sehr gern haben. Ich hoffe, dass sie bereit sein wird, Brianne in die Gesellschaft einzuführen.« Richards Blick richtete sich scharf auf Rex. »Wirst du mir helfen?«
Das wollte er gern, aber er fühlte sich dennoch schuldig. Tief in seinem Inneren wusste Rex, dass sein Bruder Brianne in einer Weise gern hatte, die er noch nie für eine andere Frau empfunden hatte. Vielleicht liebte er sie sogar. Aber Marcus hatte seine Wahl getroffen. Er war zu seinem Leben auf See zurückgekehrt, und jenes Leben schloss Brianne nicht mit ein.
»Ich werde dir helfen. Und ich denke, dass du vielleicht Recht haben könntest. Hier in Tintagel zu bleiben war vielleicht keine besonders gute Idee. Marcus hat einen Verwalter eingestellt, der sich um Hawksmoor House und den Rest seiner Ländereien kümmert. Ich kann meine eigenen Angelegenheiten ebenso gut von unserem Haus in der Stadt aus erledigen.« Er grinste, denn der Gedanke gefiel ihm zusehends besser. »Ich glaube, ich werde mit Euch kommen.«
»Hervorragend!« Richard lächelte, offensichtlich hoch erfreut. »Wir werden eine Ablehnung eben einfach nicht akzeptieren. Zusammen werden wir ihr als derart unschlagbare Macht entgegentreten, dass die Dame den Vorschlag einfach annehmen muss.«
Rex lächelte. »Und wenn sie ablehnt, werden wir sie einfach entführen. Wie auch immer, Miss Brianne Winters wird nach London gehen.«
22
Brandy stand neben Richard Lockhart in der Eingangshalle des prächtigen Herrenhauses des Marquis von Halliday am Stadtrand von London. Sie konnte kaum glauben, dass sie wirklich dort war, dass sie wirklich mit Rex und Lord Richard und der sehr fülligen Anstandsdame, Mrs. Greenwald, auf deren Begleitung Rex bestanden hatte, hierher gekommen war.
Sie konnte kaum glauben, dass sie sie überredet hatte mitzukommen - eigentlich hatten sie ihr eher gedroht, eine Ablehnung nicht zu wagen -, aber nachdem ihre Einwände nachgelassen hatten (und das mit der Hilfe ihrer beiden sehr überzeugenden Gastgeber), war sie doch froh, hier zu sein.
Sie sah sich um, unglaublich beeindruckt von der hier herrschenden Eleganz, die sie sich nie hätte vorstellen können. Sie hatte Hawksmoor House eindrucksvoll gefunden, aber Halliday Hall war absolut prächtig. Über ihrem Kopf wölbten sich bemalte Rokokodecken zu einem majestätischen Rundbau, der von vergoldeten Engeln geschmückt war. Büsten von rö-mischen Kaisern standen an den Wänden aufgereiht, und ein riesiger
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