Was die Nacht verheißt
vertreiben. Mein Gott, wie hatte er ein solcher Narr sein können? Er schluckte und lächelte sie sanft an.
»Nein, Liebes, mir ist etwas eingefallen. Mir ist eingefallen, dass du mir wichtiger bist als jeder Vertrag, jeder Wettbewerb, jeder Gedanke an Rache. Mir ist wieder eingefallen, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich verloren hatte, wie verzweifelt ich war, als ich glaubte, du könntest vielleicht einen anderen heiraten. Plötzlich wurde mir klar, was für ein Narr ich gewesen bin.«
Brianne sagte nichts, doch sie hielt sich mit der einen Hand an der Lehne des Sessels fest. Ihr Blick hing an seinem Gesicht. »Ich ... ich verstehe dich nicht.«
»Ich habe dir ein Versprechen gegeben, bevor wir geheiratet haben. Ich habe dich gebeten, mir zu vertrauen. Wenn ich ohne dich von hier fortgehe, dann breche ich mein Versprechen und zerstöre dein Vertrauen.«
Ihre Unterlippe zitterte. »Willst du damit sagen, dass du mich mitnehmen wirst?«
»Jetzt und wann immer du mit mir kommen willst. Ich werde dich nie wieder verlassen, Brianne. Das habe ich dir versprochen, und das meine ich auch so. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich vergessen hatte, was wirklich wichtig ist.«
»Marcus ...« Sie machte nur einen Schritt auf ihn zu, und Marcus eilte zu ihr und nahm sie in die Arme.
»Mein Gott, Brianne.« Sie klammerte sich an seinen Hals, und er dachte, dass er noch nie etwas gespürt hatte, das sich so unglaublich, unübertrefflich gut anfühlte. Er küsste sie, verzweifelt, gierig, und Brandy erwiderte den Kuss. »Pack deine Sachen«, sagte er leise. »Du wirst Barbados sehen. Wir haben ein Wettrennen zu gewinnen.«
Der süße Klang von Lachen ertönte aus der Tiefe ihrer Kehle. Es war ein so schöner Klang, dachte er und war sich noch sicherer, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
»Wir werden gewinnen, Marcus.« Sie warf ihr kupferfarbenes Haar zurück. »Gegen uns beide hat Palmer Reese keine Chance.«
Marcus lächelte. Reese hatte keine Chance, und er genauso wenig. Brandy Winters hatte den Wettbewerb um sein Herz schon vor langer Zeit gewonnen, in den Tagen, als sie im Wirtshaus Weißes Pferd vom Mädchen zur Frau geworden war.
26
Die Kais von London brodelten vor Geschäftigkeit. In der Straße neben den Docks drängten sich Lastkarren, Kutschen und Pferde, es ertönten das Klirren von Pferdegeschirr und die Rufe der Arbeiter. Betrunkene Matrosen, Huren, Händler und Hafenarbeiter drängten sich über das Kopfsteinpflaster.
Hamish Bass, der an der Reling der Seehabicht lehnte, betrachtete das Getümmel. Wie Ratten in einem Irrgarten, dachte er mit einem Kopfschütteln und freute sich schon darauf, wieder zu seinem Leben auf See zurückzukehren. Dann wandte er sich wieder den Aktivitäten an Bord der Seehabicht zu. Das Schiff lag jetzt schon seit fast einer Woche im Hafen. Am Tag nach ihrer Ankunft war der Kapitän an Deck erschienen, um ihnen die Neuigkeiten von Consolidated Sugar und der Wettfahrt zu überbringen, die sie gewinnen mussten, damit die mächtige Zuckergesellschaft ihren Transportvertrag erneuerte.
Hamish lächelte und war froh, den Käpt’n wieder an Bord zu haben. Wenn irgendjemand es schaffen konnte, gegen die Fairwind zu gewinnen - und das würde nicht leicht sein dann war das Marcus Delaine.
Aus Hamishs Lächeln wurde ein breites Grinsen. Die Ankunft des Kapitäns hatte ihn nicht überrascht, obwohl das Erscheinen seiner neuen Ehefrau etwas unerwartet kam. Brandy Winters Delaine, Lady Hawksmoor, war an Bord gekommen, mit einem Ausdruck von Erregung und einem Lächeln für die Mannschaft. Sie hatte sich sofort nützlich gemacht und in der Kombüse mit Cyrus Lamb das Essen für die kleine Gruppe von Männern vorbereitet, die an Bord geblieben waren, obwohl der Käpt’n gebrummt hatte, das sei keine Arbeit, die einer Lady gezieme.
Das Mädel hatte nur gelächelt. Dann hatte sie ihn einfach
geküsst, direkt vor den Männern. Sie hatte gesagt, sie würde verrückt werden, wenn er sie all die Wochen der Reise unter Deck in seiner Kajüte lassen würde, wo sie außer Lesen nichts zu tun hatte.
Natürlich hatte der Kapitän nachgegeben. Er war ein anderer, glücklicherer Mann geworden, seit Hamish ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er lachte leise bei dem Gedanken, dass der Kapitän sicher richtig gehandelt hatte, indem er das Mädel heiratete und mitbrachte.
Hamish drehte sich um, als er Schritte hörte und den jungen Brig Butler auf sich zukommen sah.
»Mr.
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