Was die Nacht verheißt
aber bis Ihr wieder in Charleston seid, werdet Ihr damit auskommen müssen.«
»Ich bin Euch dankbar für alles, Kapitän. Und was meine Überfahrt betrifft, ich habe etwas Geld gespart. Ich hatte gehofft -«
Er blieb stehen und drehte sich um. »Ich sagte Euch schon, Miss Winters, die Seehabicht ist kein Passagierschiff. Die Leute an Bord arbeiten für ihr Essen, und das werdet Ihr ebenfalls tun.«
Ihre Schultern wurden ein wenig gerader. »Arbeit macht mir nichts aus. Ich würde es vorziehen, etwas zu tun zu haben.«
»Das werdet Ihr in jedem Fall. Sobald es Euch wieder gut geht, werdet Ihr in der Kombüse mit unserem Schiffskoch Mr. Lamb arbeiten. Und wann immer Ihr nichts anderes zu tun habt, werdet Ihr hier bleiben.«
»Hier? Ihr meint hier in der Kajüte?«
»Genau das meine ich. Ihr werdet diesen Raum nicht verlassen, wenn nicht Mr. Bass oder Mr. Lamb bei Euch sind. Und Ihr werdet auch nicht allein hierher kommen.«
»Ihr wollt doch nicht sagen, dass ich nicht hinauf auf Deck gehen darf?«
»Genau das habe ich gesagt, und genau das habe ich gemeint.«
»Aber das ist doch lächerlich. Ich habe wirklich nicht den ganzen Aufwand getrieben, um hier drinnen sitzen zu bleiben.«
»Das werdet Ihr aber - falls Ihr Euch nicht der Willkür von fünfzig Männern aussetzen wollt, die nach einer Frau hungern.« Sie wurde ein wenig bleich. »Missversteht mich nicht, Miss Winters. Es sind gute Männer an Bord der Seehabicht , aber genau wie auf anderen Schiffen haben sie nicht gerade den besten Ruf. Und was eine Frau betrifft, kann man kaum Voraussagen, was sie tun könnten.«
»Ich bin in einem Wirtshaus aufgewachsen, ich kann schon auf mich aufpassen.«
Marcus hob eine Augenbraue. »Ach ja? Und wie gut ist Euch das bisher auf dieser Fahrt gelungen?«
Sie wurde wieder rot, sagte aber nichts mehr, und er schwieg ebenfalls.
»Es wird spät«, erklärte er schließlich. »Ich schlage vor, Ihr zieht Euch in Eure Kajüte zurück und seht zu, dass Ihr etwas Schlaf bekommt. Die Männer erwarten ihr Essen früh. Ihr werdet also lange vor Sonnenaufgang geweckt werden. Wenn es Euch dann wieder besser geht, werdet Ihr mit Eurer Arbeit anfangen.«
»Ich bin sicher, dass es mir gut gehen wird.« Er sah, wie sie kehrtmachte und zum Vorhang ging, wobei sich ihr rundes kleines Hinterteil mit fraulicher Grazie unter der wollenen Hose bewegte. Hitze durchströmte ihn und breitete sich tief unten in seinen Lenden aus.
Herr im Himmel, sie würde sein Quartier teilen und in einer Koje schlafen, die nur ein paar Meter entfernt war. Seit Jahren hatte er sich eingeredet, dass sie zu jung war, ein Kind, das die Schule kaum verlassen hatte. Er hatte zugesehen, wie ihr schlanker Körper vom Mädchen zur Frau reifte, hatte versucht, nicht weiter auf die wachsende Anziehung zu achten, die er verspürte, doch in Wahrheit war diese jedes Mal nur noch stärker geworden, wenn er ihr begegnete. Mit ihrem feurigen Haar und den hohen, vollen Brüsten war Brianne Winters ganz sicher eine Versuchung.
Die Reise nach Bermuda mochte für Brandy vielleicht kurz wirken, aber Marcus befürchtete, dass sie ihm wie Jahre erscheinen würde.
Brandy kuschelte sich mit einem weichen Lächeln auf den Lippen in ihre kleine Koje. Marcus war verärgert gewesen - genauer gesagt, sehr wütend -, aber nicht grausam. Er war nicht wie ihr Vater, überhaupt nicht.
Ein süßes Gefühl von Wärme breitete sich in ihr aus wie immer, wenn sie an Marcus Delaine dachte. So ungewiss ihre Begegnung mit ihm auch gewesen sein mochte, sie konnte nicht umhin zu denken, wie gut er ausgesehen hatte in dem marineblauen Rock, der perfekt auf seinen breiten Schultern saß, und mit seinem dichten schwarzen Haar, das sich über dem Kragen lockte.
Schon wahr, sie hatte sich vor dem Kurs gefürchtet, den er vielleicht einschlagen würde, aber schließlich war er mehr als nur fair gewesen.
Außer was die Sache mit ihrem Aufenthalt in der Kajüte betraf.
Doch es würde später noch Zeit geben, dieses Thema zu besprechen. Im Augenblick war sie erst einmal nur glücklich, an Bord zu sein, sicher und warm und auf dem Weg zu ihrem Abenteuer. Sie zog die Kleider aus und das Nachthemd des Kajütenjungen an, das für sie bereitlag, zog die Wolldecke zurück und kletterte ins Bett. Obwohl ihr Kopf immer noch pochte, war es weniger der Schmerz als die Aufregung, die ihren Schlaf vertrieb. Morgen würde sie wirklich ihre Reise anfangen. Brandy konnte es kaum erwarten.
Marcus kniete neben
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