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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hinunter, dann noch einen. »Genau genommen war ich auf der Suche nach Euch. Ich bin bereit, mit der Arbeit anzufangen. Ich dachte, wenn ich entweder Euch oder die Kombüse finde, könnte ich mich gleich ans Werk machen.«
    Er schaute noch einen Moment länger finster drein, während er diese Information verdaute. »Kommt her.« Sie holte tief Luft und begann, die Leiter hinaufzusteigen, bis sie oben ankam und direkt vor ihm stand. Dunkle Augen von einem tiefen Mitternachtsblau betrachteten sie von oben bis unten, und es kribbelte in ihrer Magengrube. »Seid Ihr sicher, dass Ihr Euch schon gut genug fühlt zum Arbeiten? Tut Euch der Kopf nicht mehr weh?«
    »Nur ein wenig. Nicht genug, um mir Sorgen zu bereiten. Es tut mir Leid, dass ich verschlafen habe. Wenn mich jemand geweckt hätte -«
    »Ihr habt geschlafen wie eine Tote. Offensichtlich war Euer Aufenthalt im Laderaum doch eine ziemliche Strapaze. Aber der Schlaf hat wohl geholfen. Ihr habt jetzt wieder Farbe in den Wangen.«
    Sie lächelte warm. »Ich sagte Euch doch: Ich bin in Ordnung und bereit, meine Überfahrt zu verdienen.«
    »Also gut. Ich bringe Euch in die Kombüse. Mr. Lamb wird Euch genaue Anweisungen geben.« Er ging ein paar Schritte neben ihr her, blieb dann stehen und machte kehrt, wieder ein Stirnrunzeln auf dem Gesicht. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr keine andere Kleidung mitgebracht habt? Diese Kniehosen sind wohl kaum angemessen für eine Frau.« Als sein Blick ihr Hinterteil traf, färbten sich ihre Wangen und ihr Hals brennend rot.
    »Ich musste einen Weg finden, unbemerkt an Bord zu kommen. Da ich als Mann gekleidet war, hat mir niemand auch nur die geringste Beachtung geschenkt.«
    Angesichts dieser Bemerkung machte Marcus ein eher ungläubiges Gesicht, als hielte er es für völlig unmöglich, dass sie jemand für einen Mann halten könnte. Er sagte aber nur: »Dann können wir wohl weiter nichts tun, zumindest nicht, bis wir die Inseln erreichen.«
    »Ich habe allerdings schon ein paar andere Kleider mitgebracht. Die wollte ich holen, wenn ich erst wieder auf den Beinen bin. Wenn ich Mr. Dobbs bitten könnte, mir mein Bündel zu bringen, wo auch immer es während der chaotischen Ereignisse unter Deck gelandet sein mag, wäre ich sehr dankbar.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde härter. »Ich werde dafür sorgen, dass man Euch Eure Sachen bringt, allerdings nicht Mr. Dobbs. Dank Eurer Dummheit wird Mr. Dobbs den Rest der Fahrt im Laderaum verbringen müssen.«
    »Was?«
    »Ganz recht. Ihr habt ihn gezwungen, meinem Befehl zuwiderzuhandeln, um Euch zu helfen. An Bord eines Schiffes ist das ein Vergehen, das die schlimmsten Folgen haben kann. So etwas darf nicht unbestraft bleiben. Dobbs weiß das, die Mannschaft weiß das, und jetzt wisst Ihr es auch.«
    »Aber das ist ungerecht! Mr. Dobbs war nur nett zu mir. Ich habe ihn angefleht, mir zu helfen. Ich ... ich habe ihn sozusagen hereingelegt. Wenn jemand die Schuld hat, dann ich.«
    »Da werde ich Euch nicht widersprechen. Unglücklicherweise seid Ihr aber nicht Mitglied meiner Mannschaft, Dobbs allerdings schon. Er kannte die Strafe für sein Vergehen, als er sich entschloss, Eure Anwesenheit geheim zu halten. Das Ergebnis hätte sogar noch katastrophaler sein können.«
    »Aber... aber ...«
    »Das Thema ist abgeschlossen, Miss Winters. Und jetzt, wenn Ihr wirklich, wie Ihr sagtet, völlig in Ordnung seid, wollen wir zur Kombüse gehen.«
    Sie machte den Mund auf, um noch etwas zu sagen, aber der Kapitän war schon losgegangen, mit Schritten, die so lang waren, dass sie laufen musste, um ihn einzuholen. Als ihr das gelungen war, streckte sie die Hand aus und hielt ihn am Arm fest. »Der Laderaum dieses Schiffes ist feucht und kalt und wimmelt von Ungeziefer. Was Ihr da mit Mr. Dobbs macht, ist barbarisch.«
    Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Barbarisch, ja? Ihr fandet es scheinbar nicht barbarisch, als Dobbs Euch fast eine Woche dort unten gelassen hat.«
    »Das war etwas anderes, ich hatte ihn gebeten, Euch nichts zu sagen.«
    »Ja, genau. Aber Dobbs hat sich nun mal entschieden, eher Eurem Wunsch zu folgen, anstatt meinen Befehlen zu gehorchen.«
    »Das ... das ist trotzdem ungerecht.«
    Er wandte sich ihr zu, und sein blauschwarzer Blick durchbohrte sie. »Das Leben ist selten gerecht, Miss Winters. Doch in diesem Fall würde ich sagen, dass der Gerechtigkeit durchaus Genüge getan wird. Mr. Dobbs muss im Laderaum bleiben, weil er entgegen meinen

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