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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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hinunter. Er klopfte kurz an und riss sofort die Tür auf, ohne zu warten, bis sie »herein« sagte. Er hatte erwartet, dass sie schlafen würde, aber das Essen war kaum berührt, und sie saß aufrecht in dem Sessel neben dem Bett. Ihr ganzer Körper wurde mit einem Ruck aufmerksam, als er die Tür öffnete.
    Er runzelte die Stirn, als er sah, dass sie zitterte.
    »Ihr habt nichts gegessen. Ist Euch immer noch elend zumute?«
    »Nein, ich ... ich war nicht sehr hungrig.«
    »Warum seid Ihr nicht im Bett? Ihr solltet Euch ausruhen -ich dachte, das hätte ich ganz klar gesagt. Ich habe Dickey Tabor doch geschickt, damit er Euch ausrichtet, dass Ihr die Nacht in meiner Kajüte verbringen werdet.«
    »Hat er auch getan. Er sagte auch, Ihr würdet wahrscheinlich kurz vor Mitternacht herunterkommen.«
    »Das tue ich hiermit.«
    Sie stand von dem Sessel auf, wieder in ihre zu engen Männerhosen gekleidet. Es konnte keinen Menschen auf der Welt geben, der je so reizend in grober brauner Wolle ausgesehen hatte. Ihr dicker kupferfarbener Zopf hing ihr über die eine Schulter und lag auf einer runden Brust.
    »Ich möchte mich entschuldigen, Kapitän Delaine. Nicht dafür, dass ich hier bin, aber dafür, dass ich Euch Unannehmlichkeiten bereitet habe, indem ich mich als blinder Passagier auf Eurem Schiff eingenistet habe. Mir ist klar, dass es nicht richtig war, das zu tun, aber es war eine Gelegenheit, die ich einfach nicht versäumen durfte. Und ich bin bereit, jede Bestrafung hinzunehmen, die Ihr für mein Verhalten angemessen findet.« Ihr Kinn war erhoben, aber ihre Hände zitterten. Sie hatte sie fest vor dem Bauch verschränkt, aber jeder kleine Knöchel war weiß vor Anspannung.
    Sie hatte Angst, wurde ihm plötzlich klar, und versuchte verzweifelt, das nicht zu zeigen. Er hatte gedroht, sie bestrafen zu wollen. Und jetzt wurde ihm mit einem Schlag klar, dass das für Brianne Winters nur eines bedeuten konnte.
    »Herr im Himmel, Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich Euch schlagen werde?«
    Ihre Schultern strafften sich. »Wollt Ihr das denn nicht?«
    Ihm war zutiefst elend zumute. »Natürlich nicht. So etwas hatte ich niemals vor. Jahrelang hat Euer Vater diese Art von Bestrafung mit wenig oder keinem Erfolg angewandt. Eure Anwesenheit hier beweist das zur Genüge.«
    Etwas von der Spannung verschwand aus ihrer Haltung, aber sie stand immer noch steif da. »Was denn dann?«
    Marcus starrte sie an, hin-und hergerissen zwischen Ärger und Mitleid. »Warum seid Ihr weggelaufen?«
    »Ich sagte es Euch doch schon - ich bin nicht weggelaufen. Ich mache eine Reise. Ich fahre zu einem Ort, den ich noch nie gesehen habe, der neu und interessant für mich ist - zu einem Ort, der anders ist als das Wirtshaus Weißes Pferd.«
    Darüber dachte er nach. Es fiel ihm schwer, keine Sympathie zu empfinden, aber dennoch ärgerte es ihn, dass sie ihn in ihr draufgängerisches Abenteuer einbezogen hatte. »Warum habt Ihr Euch ausgerechnet die Seehabicht ausgesucht? Es waren noch hundert andere Schiffe im Hafen. Warum habt Ihr zu meinem Unglück mich erwählt?«
    Ihre Wangen wurden auffällig rosa neben dem Kupferton ihres Haars. »Weil die Fahrt der Seehabicht zu den Bahamas nur kurz ist. Und obwohl ich wusste, dass es gefährlich sein würde, als Frau allein zu reisen, hatte ich Vertrauen, dass ich bei Euch in Sicherheit sein würde.«
    »Und doch habt Ihr geglaubt, dass ich Euch schlagen würde.«
    Sie zuckte die Schultern und wandte den Blick ab. »Ich schätze, im Herzen hatte ich gehofft, dass Ihr es nicht tun würdet.«
    Er spürte ein seltsames kleines Zupfen in sich. »Ihr hattet Vertrauen, dass Ihr bei mir in Sicherheit sein würdet, ist es nicht so?«
    »Ja.«
    »Und so wird es auch sein. Euch ist allerdings klar, Miss Winters, dass Euer guter Ruf dahin ist, und zwar seit Ihr Euch an Bord eines Schiffes versteckt habt, das eine Mannschaft von fünfzig Männern hat.«
    »Ich arbeite in einem Wirtshaus, Kapitän. Ich habe keinen guten Ruf.«
    Das war wahr, erschien aber nicht gerecht. »Also gut, da wir uns in dieser Beziehung also einig sind, werdet Ihr für den Rest der Reise hier wohnen. Dickey Tabor wird in eine Kajüte mit Hamish Bass ziehen, und Ihr werdet sein Quartier bekommen. Es ist mit dem meinen durch den Vorhang dort verbunden.« Er zeigte in eine Richtung. »Das ist der einzige Ort, wo ich sicher sein kann, dass Euch nichts zustößt.« Er wandte sich um und wollte gehen. »Eure Unterbringung wird wenig Luxus bieten,

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