Was die Nacht verheißt
wenige Tage im Hafen gewesen, und die Männer hatten kaum Zeit gehabt, ihre geschlechtlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Und ganz zweifellos war Brianne eine große Versuchung.
Viele von ihnen kannten sie aus dem Wirtshaus. Sie hatten sie gesehen, wenn sie sich vorbeugte, um Tische zu putzen, und ihre Hüften verführerisch wackelten. Sie hatte sie mit ihrem süßen weiblichen Lächeln bezaubert, während ihre Brüste köstlich die Vorderseite ihrer Bauernbluse spannten. Sie hatten damals genauso nach ihr gehungert, wie sie es auch jetzt taten.
In Wahrheit konnte ihnen Marcus das kaum übel nehmen. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Leise vor sich hin schimpfend angesichts der schwierigen Karten, die ihm das Schicksal gegeben hatte, ging er über das Deck, um zu prüfen, wie weit die Arbeiten an der Steuerung inzwischen gediehen waren.
Brandy zog einen riesigen Metalllöffel durch die dicke Portion von Bohnen mit Schinken, die auf dem alten eisernen Herd kochte. Dampf stieg an allen Seiten um sie auf. Es war heiß und feucht in der Kombüse, obwohl die schmale Tür offen stand und eine leichte Brise hereinwehte. Der Schweiß rann ihr zwischen die Brüste, und obwohl das Schiff zurzeit keine Fahrt machte, war es schwer, mit dem Schwanken der Wellen unter dem Schiffsrumpf zu arbeiten.
Sie pustete sich eine Haarlocke aus der Stirn, nahm ein Handtuch und griff in den großen Eisenofen, um noch einen Brotlaib herauszuziehen. Es war schwierige Arbeit, für eine Mannschaft von der Anzahl der Seehabicht zu kochen, und hart wie kaum eine andere Arbeit, die sie bisher kannte. Aber sie würde sie schon schaffen - und zwar mit Vergnügen -, wenn sie dafür die Chance bekam, ein wenig von der Welt zu sehen.
Und Cyrus Lambs gute Laune erleichterte ihr die Arbeit. »Na und, Mädel, wie gefällt es Euch bisher auf der Seehabicht ?«
Brandy lächelte. »Sie scheint wirklich ein prima Schiff zu sein, Mr. Lamb, obwohl ich den Kapitän sagen hörte, dass es irgendein Problem mit der Steuerung gibt. Ich nehme an, dass das auch der Grund ist, warum wir keine Segel mehr gesetzt haben. Glaubt Ihr, dass die Reparatur lange brauchen wird?«
Er wischte sich die Hände an dem Lumpen ab, der in die Tasche seiner braunen Lederschürze gestopft war. »Bestimmt nicht lange. Die Jungs werden sie in kürzester Zeit wieder flott und die Segel gesetzt haben.«
»Ich wünschte, ich könnte mehr von dem Schiff sehen, aber der Kapitän ist fest entschlossen, mich unter Verschluss zu halten. Vielleicht wird mit der Zeit -«
»Besser, Ihr tut, was der Kapitän sagt, Mädel, und bleibt den Männern fern. Ein hübsches kleines Ding wie Ihr würde die Wirkung haben, dass sie sich Euretwegen in die Haare bekommen wie Hunde wegen eines Knochens.«
Sie errötete ein wenig, und es beschämte sie, sich vorzustellen, dass das stimmen könnte, darum wechselte sie das Thema. »Gut ernährt werden sie auf jeden Fall.« Der Duft von Schinken, Bohnen und frisch gebackenem Brot erfüllte die Kombüse. »Und ich hatte immer geglaubt, dass Seeleute dreimal am Tag Schiffszwieback und Gepökeltes essen.«
»Nicht, solange Cyrus Lamb Schiffskoch ist. Natürlich kommt auf langen Fahrten irgendwann der Moment, wo alle auch mit Griesbrei mit Melasse zufrieden sind, wenn das frische Fleisch erst einmal weg ist. Doch auf dieser Fahrt sind Essen und Wasser kein Problem.«
Brandy überlegte. »Meint Ihr, dass es vielleicht auch genug Wasser für ein Bad gibt? Denn das könnte ich wirklich vertragen.«
»Tja, ich denke schon ... wenn Ihr den Käpt’n ganz freundlich bittet.«
Ganz freundlich. Wenn sie an Joshua Dobbs dachte, der unten im feuchten, kalten Lagerraum gefangen saß, hätte sie ihm lieber einen Schlag über den Schädel gegeben. Sie zog noch einmal den großen Löffel durch den Kessel mit den Bohnen und klopfte ihn dann etwas fester an der Seite ab, als sie ursprünglich vorgehabt hatte, legte ihn weg und begann das Durcheinander in der Kombüse aufzuräumen.
Cyrus Lamb stellte einen großen, schmutzigen Topf auf die Spüle, goss kochendes Meerwasser und eine Portion scharfe
Laugenseife hinein und begann zu schrubben. »Ihr macht ja ein ziemlich finsteres Gesicht, Mädel. Gefällt Euch die Arbeit doch nicht?«
»Nein! Die Arbeit macht mir überhaupt nichts aus.« Sie lächelte.
»Warum schaut Ihr denn dann so finster drein?«
Sie stellte ein leeres Tablett auf einen schweren Holztisch. »Es ist wegen Joshua Dobbs. Der Kapitän hat ihn zur Strafe in
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