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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dort schlief. Wenn Cyrus Lamb dachte, dass Marcus Delaine auch nur das leiseste Interesse an ihr hatte, dann irrte er sich gewaltig. Und diese Tatsache bedrückte sie eigenartigerweise.
    Mit einem müden Seufzen wandte sie ihre Aufmerksamkeit der Gegenwart zu, einer Sache, die wesentlich wichtiger war als Marcus Delaines Geschmack, was Frauen betraf. Josh Dobbs war allein unten im Laderaum mit kaum genug zu essen, und sie war entschlossen, ihm zu helfen. Sie entdeckte ihr kleines Kleiderbündel, das man ihr hierher gebracht und auf die breite Koje des Kapitäns gelegt hatte, eilte hinüber und öffnete es.
    Wie sie gehofft hatte, lag ihre Wollmütze zuoberst auf den Sachen, die sie mitgebracht hatte. Sie zerrte sie über ihren Kopf, um den Schimmer ihres Haars zu verbergen, hastete zurück zur Tür, drückte ein Ohr dagegen und horchte, wie Cyrus Lambs Schritte verklangen. Dann drückte sie die Klinke hinunter, trat hinaus und ging den Gang hinunter, wobei ihr allerdings die Ankündigung des Kochs von Marcus’ baldigem Erscheinen noch in den Ohren klang.
    Der Kapitän würde herunterkommen, und zwar bald, und bis dahin musste sie wieder in der Kajüte sein.
    Brandy machte sich ans Werk, sorgsam bemüht, im Schatten zu bleiben und jedem Mitglied der Mannschaft aus dem Weg zu gehen. Die Gänge waren dunkel und nur von schweren Öllampen schwach erleuchtet. Ein leises Geräusch ertönte hinter ihr, und ein sachtes Schaudern rann ihr das Rückgrat hinunter. Sie hielt den Atem an, horchte aufmerksam, doch das Geräusch war verschwunden, und sie hörte nichts mehr.
    Sie ging weiter den Gang entlang und betrachtete prüfend die Dunkelheit. Auf dem Weg die Leiter hinunter schüttelte sie ein unangenehmes Vorgefühl ab und hoffte, dass das Gefühl, beobachtet zu werden, nur in ihrer Einbildung existierte.
    Brandy erwachte, einen Augenblick erschreckt durch die ungewohnte Umgebung, dann entspannte sie sich auf ihrem Kopfkissen. Nach einem aufregenden Anfang war die Mission des vergangenen Abends doch noch ein Erfolg gewesen. Sie hatte eine Weile gebraucht, um sich in den dunklen Gängen zurechtzufinden, doch schließlich hatte sie die Stelle unten im Laderaum gefunden, wo Joshua Dobbs eingesperrt war. Es war eine kleine, stickige Kammer, die nach Pech und Teer stank, und es gab nur einen Schlitz in der Tür, um Essen und Wasser hindurchzureichen.
    Doch entgegen Dobbs’ Protesten gelang es ihr, das Brot und das Fleisch hineinzuschieben, die sie mitgebracht hatte, und zur Kajüte des Kapitäns zurückzuhasten, nur wenige Sekunden, bevor er sie betrat.
    Ohne Zeit zu haben, Hemd und Hosen auszuziehen, hatte sie sich unter die Decke gelegt und so getan, als würde sie schlafen, während sie seinen Bewegungen zuhörte, als er sich auszog und im Zimmer herumging. Einmal hatte sie gehört, wie er sich dem Durchgang näherte, und hielt den Atem an, doch er hob nur den Vorhang und sah nach, ob sie auch im Bett war, dann ließ er den Vorhang wieder fallen. Es schien Stunden zu dauern, bis er einschlief und sie sich in Sicherheit ausziehen, unter die Decke schlüpfen und endlich einschlafen konnte.
    Sie war am nächsten Morgen müde, obwohl ihr Kopfweh endlich abgeklungen war, aber sie hatte das Gefühl, der Schlafmangel war die Sache wert gewesen. Wenigstens hatte Joshua Dobbs so eine anständige Mahlzeit bekommen, und ihr Gewissen hatte sich merklich beruhigt. Es ging ihr noch besser, als sie aus der schmalen Koje kletterte, um nachzusehen, was genau in der Kajüte nebenan vorging, da sie mitbekam, wie der Kapitän Dickey Tabor und einen aus der Mannschaft anwies, eine Wanne mit heißem Wasser in eine Ecke zu stellen.
    Marcus lächelte angesichts ihres Gesichtsausdrucks. »Wir haben nach dem Sturm mehr als genug Regenwasser. Cyrus meinte, dass Ihr gern baden wollt. Es tut mir Leid, dass ich nicht früher daran gedacht habe. Hier ist das Wasser. Benutzt es, bevor es kalt wird.«
    »Ja ... ja, das werde ich tun. Danke, Kapitän Delaine.«
    Er wandte sich zum Gehen, und ihr Blick folgte seinen geschmeidigen Bewegungen, die ihm von Natur aus eigen zu sein schienen. Marcus war so groß, dass er sich ducken musste, um durch die Tür in den Gang hinauszutreten. Kaum waren er und die Männer fort, zog sie hastig die Kleider aus, warf die zerknitterten, schmutzigen Kniehosen und das verdreckte Hemd über eine Stuhllehne und näherte sich der Wanne. Ihr Bündel lag auf einem kleinen Tisch daneben. Brandy löste ihren Zopf und bürstete ihr

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