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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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fühlte sich in keiner Weise von ihm angezogen, die eine einfache Freundlichkeit überstiegen hätte. Es gab keine Hitze, keines der turbulenten Gefühle, die sie schon empfand, wenn Marcus Delaine auch nur in ihre Richtung schaute.
    Brandy wischte seine Stirn mit einem feuchten Tuch ab, und dann mit dem Unterarm ihre eigene. Sie war müde, völlig erschöpft. Und doch hätte sie unter den gegebenen Umständen nirgendwo anders lieber sein wollen als hier, um den Männern der Seehabicht zu helfen.

7
    Marcus stand am Fuß der Leiter, die in die Mannschaftskajüte hinunterführte. Gegenüber, entlang den Reihen von Kojen, arbeitete Brianne Winters daran, seine Männer zu versorgen, kühlte eine fiebrige Stirn, hielt einem Mann den Kopf, der in einen Eimer das Wenige erbrach, das er hatte essen können.
    Ihr einfacher Rock und die weiße Bluse waren zerknittert und voller Schweißflecken. Strähnen ihres leuchtend kupferfarbenen Haars hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und hingen ihr wirr um das Gesicht. Sie schien das gar nicht zu bemerken. Stattdessen konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf jeden Mann, ganz so, als wenn er der Einzige im Raum wäre.
    Marcus empfand eine Enge in der Brust, wenn er sie so sah. Wann immer sie die Hand eines Mannes ergriff oder einfach nur in seine Richtung lächelte, schien ihn das zu erfreuen, ihm neuen Lebenswillen zu geben. Bisher war noch keiner der Männer gestorben. Das tröstete ihn sehr und gab ihm die Hoffnung, dass die Krankheit, die seine Mannschaft befallen hatte, zumindest nicht tödlich war. In den vergangenen zwei Tagen waren auch keine neuen Fälle mehr aufgetreten. Vielleicht fingen die Männer langsam wirklich an, sich wieder zu erholen.
    Er fragte sich noch einmal, ob jemand es irgendwie geschafft hatte, die Krankheit absichtlich hervorzurufen, aber sein logischer Verstand sagte ihm, dass dies wohl wirklich nichts anderes war als ein Risiko der Art des Lebens, das er gewählt hatte. Jahrelang hatte er Glück gehabt mit der Gesundheit seiner Mannschaft, und diesmal war ihm das Glück eben nicht hold gewesen.
    Er ging hinüber zu der Frau, die ein Laken über einen schlafenden Matrosen zog. »Es ist höchste Zeit, dass Ihr ins Bett kommt. Ich bin hier, um Euch zu meiner Kajüte zu begleiten.« Als er das sagte, richteten sich ein Dutzend Augenpaare auf ihn. In den Tiefen dieser Blicke lag der Neid, und obwohl die Gesichter bleich, die Körper zu dünn und die Augen blutunterlaufen und erschöpft waren, lag auch eine Spur von Hunger darin.
    Sie glaubten, er würde mit ihr ins Bett gehen und sie lieben, bis er seine Befriedigung gefunden hatte. Wenn das gestimmt hätte, hätte er vielleicht ein gewisses Schuldgefühl empfunden. Vielleicht auch bei anderen Gelegenheiten. Aber nicht heute Abend. Heute Abend würde er, wenn sie ihm gehörte, sich tief in sie versenken und nehmen, was er brauchte. Er würde sich den Trost ihres verführerischen kleinen Körpers erlauben.
    Sie wandte sich von dem Mann ab, um den sie sich gekümmert hatte, und kam zu ihm herüber. Sie sah zu ihm auf und lächelte ihn erstaunlich strahlend an.
    »Sie fangen endlich an, sich zu erholen. Mr. Foley ist als Erster krank geworden, und sein Fieber ist schon ganz verschwunden. Ein paar anderen geht es auch schon besser.« Ihr Lächeln wurde noch strahlender. »Ich glaube, sie werden es alle schaffen.«
    Er spürte, wie ihn die Erleichterung durchrieselte, und erwiderte ihr Lächeln. »Und dann werdet Ihr dazu eine Menge beigetragen haben. Vielen Dank für Eure Hilfe, Brianne.«
    »Ich bin froh, dass Ihr mir erlaubt habt zu helfen.«
    »Das hätte ich nicht tun sollen, es war nicht Eure Aufgabe.«
    Ihr Lächeln kippte ein wenig. »Ich habe auf diesem Schiff eigentlich nichts verloren. Das wissen wir beide. Wenn ich helfen konnte, kann das vielleicht ein wenig von dem Ärger wieder gutmachen, den ich hervorgerufen habe.«
    Er betrachtete ihr Gesicht, sah die Erschöpfung, die ihre hübschen bernsteinfarbenen Augen matter wirken ließ, und dachte daran, wie viel sie in den vergangenen Tagen ausgehalten hatte. »Ich glaube, Ihr habt Eure Ehre vollständig wiederhergestellt.«
    Ihre Lippen hoben sich wieder ein wenig mehr. »Das höre ich gern, Kapitän.«
    Er bot ihr seinen Arm. »Gehen wir?«
    Sie legte eine Hand auf den Ärmel seines Rocks, und er spürte die Wärme ihrer Finger. Als sie das Deck überquerten, ließ eine weiche Brise das lose Haar gegen ihre Wangen flattern. Ihre Röcke berührten seine

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