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Was die Nacht verheißt

Titel: Was die Nacht verheißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Aber Ihr werdet nicht dort bleiben - egal, was sie haben.«
    Brandy widersprach nicht. Sie hatte gelernt, dass bei Marcus selbst ein kleines Scharmützel, das sie gewann, ein schätzenswerter Sieg war.
    Es war dunkel in der Mannschaftskajüte unten im Bug des Schiffes, obwohl oben auf Deck eine helle Morgensonne am Horizont aufstieg. Walöllampen hingen an hölzernen Haken und spuckten leise, die Decke hing tief und war bedrückend. Als sie am unteren Ende der Leiter angekommen waren, traf sie der eklige Geruch der Krankheit wie ein Schlag. Übelkeit machte sich in ihrem Magen breit und stieg ihr bitter in die Kehle.
    Marcus’ Blick richtete sich auf ihr Gesicht. »Genug jetzt«, sagte er. »Ihr seid bleich wie ein Geist. Wir gehen wieder hinauf aufs Deck.«
    Brandy entzog sich ihm. »Das ist lächerlich. In ein, zwei Minuten habe ich mich erholt. Ich brauche nur einen Moment, um mich daran zu gewöhnen.«
    Er knurrte leise und brummte etwas über sture Frauen. »Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr hier bleiben wollt?«
    »Ich bin hergekommen, um zu sehen, ob ich nicht irgendwie helfen kann. Und das werde ich auch tun.«
    Er biss die Zähne zusammen, legte eine Hand an ihre Taille und führte sie zu der Reihe mit Kojen, die dicht an dicht standen, auch übereinander, mit kaum einem halben Meter Raum zwischen den unteren und oberen Kojen. Sie atmete durch den Mund, holte tief Luft und schluckte die Übelkeit hinunter, die in ihrem Inneren wogte.
    Sie blieb an der Koje des ersten Matrosen stehen, Stumpy Jones, ein Mann, den sie auf Deck gesehen hatte und dessen eines Bein etwas kürzer als das andere war. Mit seinen eingesunkenen Wangen und dem extrem bleichen Gesicht war er kaum zu erkennen. Seine Augen waren geschlossen, seine Haut feucht von Schweiß. Beinah bewusstlos vom Fieber, ächzte er leise und wälzte sich unruhig hin und her. Der Geruch von Urin und Erbrochenem war kaum auszuhalten.
    Cyrus Lamb trat neben sie. Er sah genauso müde und erschöpft aus wie Marcus. »Dem Jungen geht’s schlecht. Weigert sich zu essen, nicht mal ein wenig Brühe.«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Brandy »Haben sie auch den Appetit verloren?«
    Er nickte. »Bei den Magenbeschwerden ist’s ja auch kein Wunder, dass sie nichts essen wollen.«
    »Richtig«, stimmte ihm Brandy zu, »aber es ist auch ein klares Symptom von Denguefieber.«
    »Mag sein. Aber irgendwas sagt mir, dass es was anderes ist.«
    »Was bringt Euch auf den Gedanken?«, fragte Marcus.
    »Kann ich nicht sicher sagen. Aber wenn es Denguefieber oder so etwas wäre, würden inzwischen wahrscheinlich schon einige von ihnen gestorben sein.« Er seufzte, ein dünnes Geräusch im schwachen Licht des engen Raums. »Was immer es ist, Mädel, diese Männer sind mehr als nur ’n bisschen krank, und ich könnte Eure Hilfe gut gebrauchen.«
    »Und ich bin mehr als willig, sie anzubieten.«
    Marcus runzelte die Stirn, und sie dachte, er würde ablehnen. »Das gefällt mir nicht«, sagte er stattdessen, und sein Blick wanderte zu der endlosen Reihe von kranken Männern. »Wenn ich nicht solche Schwierigkeiten mit Helfern hätte -«
    »Aber es ist nun mal so, und diese Männer brauchen dringend jemanden, der sich um sie kümmert.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Lasst mich helfen, Marcus.«
    Er schaute hinunter auf die Stelle, die sie berührte, dann wieder zu den bleichen, hohlen Gesichtern seiner Männer. »Ich scheine keine große Wahl zu haben.«
    Brandy lächelte und wandte sich wieder Cyrus Lamb zu. »Wäre es vielleicht möglich, dass irgendjemand ein Fass Meerwasser herunterbringt? Wir könnten die Kleider der Männer nass machen und sehen, ob wir so nicht das Fieber senken können.«
    »Was meint Ihr, Käpt’n?«
    Marcus nickte leicht mit dem Kopf. »Ich werde mich selbst darum kümmern.«
    Er ließ sie unter der Aufsicht von Cyrus zurück, ging zur Leiter, und Brandy machte sich an die Arbeit. Es war ein endloser, harter Tag, trotzdem war sie froh über die Gelegenheit, helfen zu dürfen. Als die Schiffsglocke viermal läutete und so anzeigte, dass es zwei Uhr morgens war, sagte sie gute Nacht zu Ben Hopkins, der erschienen war, um sie abzulösen, ging vorsichtig an dem schlafenden Cyrus Lamb vorüber und machte sich auf den Weg die Leiter hinauf. Auf halbem Weg musste sie allerdings Halt machen, denn Marcus’ breite Gestalt kam auf sie zu.
    Er blieb mitten auf der Leiter stehen und sah finster auf sie herab. »Was, zum Teufel, glaubt Ihr eigentlich,

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