Was die Nacht verheißt
Eure. Es wird Zeit, dass Ihr das akzeptiert.«
Sein Blick richtete sich auf Marcus, dann klatschte Big Jakes Hand hart in ihr Gesicht. »So, bei dem warst du also, wie? Ist es nicht so ? Mit so einem wie Delaine einfach davonlaufen. Du bist genau wie deine Mutter - nichts als eine kleine, nutzlose Hure.«
Brandy gab einen seltsamen Schmerzenslaut von sich, und Marcus hätte Jake Winters am liebsten umgebracht. Er musste wirklich seine gesamte Beherrschung aufbringen, seine Hände nicht um den Stiernacken des Mannes zu legen und ihm das Leben aus dem massigen Körper zu schütteln.
»Ihr seid ein Narr, Jake Winters«, sagte er, und seine Worte klangen rau vor Zorn. »Ihr wisst ja gar nicht, was Ihr an ihr habt.«
Jack spuckte auf den Lehmboden der Sattelkammer. »Ach ja, hab ich was an ihr? Aber heiraten wollt Ihr sie nicht, oder? Den Bauch macht Ihr ihr dick, aber zur Frau nehmen tut Ihr sie nicht.«
Marcus’ Hand ballte sich unbewusst zur Faust. »Was ich tue, geht Euch nichts an. Was geschehen ist, geht nur uns beide an. Aber ich versichere Euch das eine, Jake Winters. Wenn Ihr je wieder Hand an Eure Tochter legt, und das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, dann komme ich zurück und bringe Euch um.«
Big Jake richtete sich auf, und sein Blick wirkte hart vor Zorn, aber er hatte den Widerstand aufgegeben. Er atmete tief durch. »Los, rein da mit dir und an die Arbeit«, sagte er zu Brianne. »Solange du unter meinem Dach lebst, wirst du tun, was ich sage.«
Brianne zögerte nur einen Augenblick, dann ging sie an ihm vorüber, den Kopf hoch erhoben, die Schultern gestrafft. An der Tür blieb sie stehen und sah sich um. »Ich werde für dich arbeiten, Vater, aber ich werde mich nicht für dieses verdammte Wirtshaus zugrunde schaffen wie bisher. Ich werde meine Arbeit tun, aber ausnutzen lasse ich mich nicht von dir. Von jetzt an lebe ich mein Leben, wie ich es für richtig halte, und wenn dir das nicht gefällt, werde ich gern von hier verschwinden.«
Jake sagte nichts, biss hart die Zähne zusammen. Er brauchte Brianne, und das wussten sie beide. Sie hatte das Wirtshaus mehr oder weniger geleitet, seit sie zehn Jahre alt gewesen war. Er ging an ihr vorüber aus der Sattelkammer und machte sich auf den Weg zur Schänke. Dort marschierte er ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
Marcus wandte sich Brianne zu. »Geht’s dir gut?« Sie nickte, aber als er die Arme öffnete, rannte sie hinein, und er konnte spüren, dass sie zitterte.
»Du hast dich ihm widersetzt«, sagte er leise an ihrem Ohr. »Du hast dafür gesorgt, dass er dich anhört, und bist nicht einen Zentimeter zurückgewichen.«
Sie sah zu ihm auf und lächelte zum ersten Mal. »Ja, ich habe mich ihm widersetzt, nicht wahr?«
»Ich bin stolz auf dich.« Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn und hielt sie fest an sich gedrückt. Er versuchte nicht, darüber nachzudenken, wie gut sie sich anfühlte und wie leer seine Arme ohne sie sein würden. »Du wirst es schon hinkriegen, glaube ich. Was immer du dir zu tun vornimmst, du wirst es schaffen.«
Ein weiches, trauriges Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ja... ich denke, ich werde es schaffen. Aber die Wahrheit ist, dass ich dich vermissen werde, Marcus Delaine.«
Eine unerwartete Enge erfüllte seine Brust. Seine Kehle fühlte sich trocken an, und plötzlich fiel ihm das Sprechen so schwer, dass seine Worte sich schließlich rau und leise anhörten.
»Ich werde dich auch vermissen, Liebes.« Bis zu diesem Augenblick, wo er sie einfach nur in den Armen hielt und den Duft ihres Haars und die Wärme ihres Körpers genoss, war ihm gar nicht klar gewesen, wie sehr er sie vermissen würde.
Vier Tage später segelte die Seehabicht aus dem Hafen von Charleston, und Kapitän Marcus Delaine, der Graf von Hawksmoor, segelte aus Brandys Leben.
Sie stand an jenem Morgen am Kai, während die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt getroffen wurden und die letzten Männer der Mannschaft aufs Schiff zurückkehrten - alle außer Marcus, der noch neben ihr stand. Ein eisiger Wind kam vom Norden heruntergefegt, zerzauste das lange kupferrote Haar, das sie lose um die Schultern trug, so wie Marcus es gern hatte, und drückte ihr die Röcke gegen die Beine. Sie trug das wunderschöne grüne Umschlagtuch, das er ihr auf den Inseln gekauft hatte, aber es war nicht annähernd warm genug. Die raue Brise schnitt durch den leichten Stoff, sodass sie eine Gänsehaut bekam und bis tief ins Herz fror.
Aber
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