Was die Nacht verheißt
von mir? Was meinst du, was ich tun soll?«
Sie lächelte ihn an. Mein Gott, sie war so hübsch. »Nicht viel. Für den Anfang könnten wir vielleicht hinaus in den Garten gehen.«
»Das ist es? Das willst du also?«
»Für den Anfang, ja. Danach müssen wir weitersehen.«
Es war Irrsinn, sich von der Sanftheit ihrer Stimme umstimmen zu lassen. Sein Blick wanderte über die Rundung ihrer Brüste, und wieder stieg die Lust in ihm auf und verspottete ihn, zog ihn zu ihr, wie immer, wenn sie ihm nah war. Wenn sie an Bord seines Schiffes gewesen wären, hätte er sie jetzt hinunter in seine Kajüte gezogen und ihr die teuren Kleider vom Leib gerissen. Er hätte sie schnell genommen, sich in ihr begraben, bis sein turmhoher Hunger gestillt war.
Stattdessen sah er auf in ihre geschwungenen Bernsteinaugen und dachte, wie schwachsinnig es war zu tun, was die Frau wollte.
Und doch schien es eine so kleine Bitte. »Also gut«, stimmte er brummig zu. »Wenn es dich glücklich macht, werden wir morgen eine Weile im Garten verbringen.«
Ihr Lächeln war so strahlend, ihre Augen so voller Freude, dass ihm das Herz in der Brust weit wurde.
»Vielen Dank, Mylord.« Die so weich und so voller Dankbarkeit gesprochenen Worte klangen, als wäre sie eben mit den englischen Kronjuwelen beschenkt worden.
Marcus wandte plötzlich den Blick ab und wünschte, er hätte die Macht, sie ihr zu geben.
Brandy kehrte mit mehr Hoffnung denn je zu ihrem Haus zurück. Und jeden Tag, wenn sie wieder nach Hawksmoor House ging, blieb sie ein wenig länger, trank mit Marcus im Garten Tee, und eine Woche später blieb sie auch, als Rex sie einlud, mit ihnen zu Abend zu essen. Marcus knurrte jedes Mal, wenn sie erschien, doch jedes Mal etwas weniger.
Bis zur vierten Woche ihres Aufenthalts in Tintagel hatte Marcus sein verlorenes Gewicht wieder zurückgewonnen, und seine Wangen waren nicht mehr hohl und bleich. Seine Haut war golden gebräunt von den Stunden, die er in der Sonne im Garten verbrachte, sein Haar war etwas gewachsen und lockte sich weich an seinem Kragen. Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, dachte sie, wie gut er doch aussah, ganz der männliche, eindrucksvolle Mann, den sie gekannt hatte, und ganz genauso anziehend.
»Kommst du heute mit mir in den Garten?«, fragte sie ihn, als sie ihn wie üblich vor dem Fenster sitzend antraf. »Es ist so ein schöner Tag. Die Sonne scheint, und die Vögel singen.«
»Es ist bewölkt, nicht sonnig, und wenn ich nach draußen gehen wollte, wäre ich schon dort.« Es war ein Spiel, das sie öfter spielten, Marcus brummend und schwer zu überzeugen, Brandy, die ihn zu überreden versuchte.
Sie lächelte ihn süß an. »Vielleicht kannst du es für mich tun.«
Marcus sah sie finster an und seufzte dann übertrieben. »Du bist wirklich ein manipulierendes Weibsstück, einen Mann in die Enge zu treiben, der sich nicht wehren kann.«
Sie sah sich um, als suchte sie etwas. »Wo? Wo ist ein solcher Mann? Du meinst dich doch wohl nicht selbst?«
Marcus lachte leise. »Vielleicht hast du Recht. Vielleicht bist du wirklich die einzige Person, gegen die ich mich verteidigen muss.«
Und so ging es weiter, jeden Tag ein wenig besser, jeden Tag wurde Marcus ein wenig kräftiger und arrangierte sich mit seiner Lage. Er hatte sogar angefangen, sich mit der Verwaltung der Ländereien zu befassen, und seinem Bruder ein paar Aufgaben abgenommen, sodass Rex’ beträchtliche Belastung etwas geringer wurde. Brandy war dankbar für jede kleine Verbesserung, ihr Herz war voller Hoffnung, und ihre Liebe zu ihm wuchs mit jedem Tag.
Es war gefährlich, das wusste sie. Sie würde nicht für immer bei ihm bleiben können, und Marcus war nicht am Heiraten interessiert, besonders nicht jetzt, wo er die Bewegungsfähigkeit seiner Beine verloren hatte. Und selbst wenn, schließlich war er ein Graf. Er würde sich wohl kaum je mit einem Wirtshaus-Mädchen verheiraten.
Und dann war da noch die Dunkelheit, die innere Aufgewühltheit, die er in sich trug, durch die sie ihn nicht erreichen konnte. Sie stand immer zwischen ihnen, und Brandy fürchtete, dass das auch immer so bleiben würde. Nachts träumte sie von ihm, doch selbst im Traum hielt er sie nie in den Armen oder küsste sie. Und Nacht um Nacht endete der Traum immer wieder gleich: Brandy stand allein auf dem Kai, ihr Körper tat ihr weh vor Sehnsucht, und Marcus kehrte zurück zur See.
Hamish Bass stieg vor dem Wirtshaus in Tintagel aus der Postkutsche. Er streckte
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