Was die Tiere im Park erlebten
»Er hat von unserer Gruppe schon einige getötet und verwundet. Solange er lebt, bleibt er eine Gefahr.«
»Wenn der Fuchs uns doch nur von dieser Bedrohung befreit hätte«, grollte die Kröte.
»Ja. Auch ich glaube, daß wir den nicht zum letzten Mal gesehen haben«, meinte der Pfeifer düster. »Ich bin ganz sicher, wenn mehr von euch es gemacht hätten wie ich, dann hätte es nicht diesen ganzen Ärger gegeben!«
»Meinst du damit, sie hätten sich Gefährten suchen sollen?«
»Genau. Wenn die anderen sich auch Gefährten unter den Tieren des Parks gesucht hätten, dann brauchte es diese eingebildeten Grenzen und Schranken zwischen ihnen und uns nicht zu geben. Entschuldigung, Kröte, ich habe ganz vergessen — du hast doch eine Gefährtin gefunden, oder?«
»Ja, Pogge«, antwortete die Kröte und lächelte schüchtern. »Aber wo ist sie denn? Hast du sie verlassen?«
»Na ja, wir Amphibien sind nur im Frühling zusammen«, erklärte die Kröte. »Wenn die Weibchen ihren Laich unter Wasser abgelegt haben, gehen wir wieder unserer Wege. Aber das heißt nicht, daß wir uns im nächsten Jahr nicht wieder zusammentun können«, fügte sie lächelnd hinzu. Der Pfeifer mußte lachen. »Nun, ich glaube, ich ziehe eine dauerhafte Verbindung vor«, sagte er. »Aber — jeder nach seinem Geschmack.«
»Ja, so ist es«, sagte die Kröte. »Es spricht viel für das, was du gesagt hast. Und weil wir gerade so schön beim Thema sind: Ich habe gehört, daß die Schöne etwas mit einem Fuchs aus dem feindlichen Lager haben soll?«
»Ach, wirklich?« Der Pfeifer dachte über das Gehörte nach. »Na ja«, meinte er dann. »Wenn daraus etwas wird, das könnte doch ein Hoffnungsschimmer für uns sein.«
Die »Romanze«, auf die die Kröte angespielt hatte, machte tatsächlich Fortschritte, und der Fuchs und die Füchsin unterstützten sie. Sie fanden, Stromer habe sich beim Überfall seines Vaters auf die Farthing-Wald-Tiere sehr anständig benommen, hörten dann von der Schönen, daß er versucht hatte, den Angriff des Narbigen zu verhindern.
Jede Nacht gingen die beiden jungen Füchse jetzt gemeinsam auf Jagd, und so verbreiteten sich Nachrichten von einem Lager ins andere. Stromer berichtete über die Stimmung bei seinen Verwandten, während die Schöne ihm von ihrer Familie erzählte. Es hatte den Anschein, als ob keine Seite eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten wünschte. Nur was der Narbige selbst darüber dachte, das wußte man nicht.
»Was für Laune hat dein Vater?« fragte die Schöne eines Abends, als Stromer ihr erzählt hatte, daß er nun wieder auf den Beinen sei.
»Er ist sehr ruhig«, antwortete Stromer. »Fast niedergeschlagen. Meine Mutter muß für ihn Futter fangen, ich glaube, er fühlt sich gedemütigt. Wie muß er seine Hilflosigkeit gehaßt haben!«
»Er sollte ihr lieber dankbar sein«, gab die Schöne zurück. Stromer lächelte traurig. »Dankbarkeit gehört nicht zu meines Vaters Tugenden«, sagte er.
»Wagt es jemand, ihm zu sagen, was die allgemeine Meinung ist?« fragte sie.
»Noch nicht«, gestand Stromer etwas beschämt. »Aber ich weiß, er wird niemals wieder einen Angriff in die Wege leiten können.«
»Wenigstens etwas.«
»Aber es ist möglich, daß er für sich allein etwas plant...«
Die Schöne lächelte. »Welch ein Unterschied zwischen meinem Vater und deinem«, murmelte sie. »Der Narbige hätte meinen Vater nie geschont, wenn er bei jenem Kampf gesiegt hätte.«
Traurig schüttelte Stromer den Kopf. »Ich weiß, ich weiß«, sagte er. »Ach, mir steht das alles bis hier!« schrie er plötzlich »Warum können wir nicht einfach unser eigenes Leben leben?«
»Aber das können wir doch«, antwortete die Schöne mit süßer Stimme. »Was sollte uns daran hindern?«
»Ach, der würde uns das Leben schwermachen«, sagte Stromer böse. »Kannst du dir vorstellen, daß er mir erlaubt, eine Füchsin aus dem feindlichen Lager zur Gefährtin zu nehmen?«
»Ich weiß nicht, wie er dich daran hindern sollte«, gab die Schöne zurück. »Der Hirschpark ist groß, und wir könnten uns weit weg von den anderen Tieren ansiedeln.«
»Wo auch immer, es wäre nie weit genug von ihm entfernt«, sagte Stromer bitter. »Oder wir müßten den Park verlassen.«
»Wenn es nötig ist, dann gehen wir eben«, meinte die Schöne.
Erstaunt blickte Stromer sie an. »Meinst du das wirklich?« fragte er.
»Natürlich. Du bist doch meine Zukunft.«
»Wann wollen wir gehen?« rief
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