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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Kaninchen eine ganze Menge antun — oder... oder... Maulwürfen zum Beispiel.« Der Kühne verhaspelte sich fast.
    »Der Alte Hirsch hat versprochen, ihn aufzusuchen«, sagte die Schöne ruhig. »Das ist in unser aller Interesse.«
    »Auf den wird er gerade hören!« sagte der Kühne spöttisch und wandte sich ab. Er setzte sich in Bewegung. »Beim letzten Mal hat er ja auch nicht auf ihn gehört«, warf er über die Schulter zurück.
    »Du liebe Zeit, was soll aus uns werden, wenn er uns weiter so feindlich gesinnt ist?« fragte Stromer.
    »Kümmere dich nicht um ihn«, meinte die Schöne. »Der unternimmt schon nichts.«
    »Er hört sich manchmal genauso verbissen an wie mein Vater«, murmelte Stromer. »Ich verstehe das einfach nicht.«
    »Ich glaube, er beneidet uns ein bißchen.«
    »Aber dann könnte er sich ja deinen Rat zu Herzen nehmen. Ich habe ein paar sehr hübsche Schwestern!«
    Die Schöne lachte, und auch Stromer mußte lachen. »Ach, Schluß damit!« rief er. »Wenn wir zusammen sind, wollen wir nur an uns denken.« Und damit schoß er davon. »Fang mich doch!« rief er zurück.
     

 
    Da der Alte Hirsch seinen beabsichtigten Besuch nicht sofort machte, wurden die Worte des Kühnen zu einer prophetischen Aussage. Es schien, als habe der Narbige nur darauf gewartet, daß etwas von seiner alten Kraft in ihn zu-rückkehre. Als es soweit war, machte er in seinem Haß auf die wehrloseren Farthing-Wald-Tiere Jagd. Die Oberste Feldmaus mußte zusammen mit ein paar ihrer Familienmitglieder sterben, und ihre Verwandte, die Oberste Wühlmaus, entkam mit knapper Not, aber ihre Gefährtin, und bis auf eine einzige Maus ihre ganze weitere Familie, fielen ihm zum Opfer. Der einzige überlebende war leider auch ein Männchen.
    Noch bevor sich die Morde dieser einen Nacht herumgesprochen hatten, fügte der Narbige am frühen Morgen seiner Liste noch vier Kaninchen, drei davon unerfahrene Kinder, und ein kleines Eichhörnchen hinzu. Mit geradezu teuflischem Appetit fraß der Mörder alle Mäuse und eines der Kaninchen, und die, die er nicht mehr hinunterschlingen konnte, hatte er eins nach dem anderen weggetragen und in einem Ginsterbusch versteckt. Als er nach Hause zurückkehrte, ließ er nur das tote Eichhörnchen als Warnung zurück.
    Seit dem Sieg des Fuchses hatte man die Nachtwachen eingestellt, und als sich nun die entsetzliche Nachricht herumsprach, machte sich der Fuchs die allerheftigsten Vorwürfe. Das Oberste Kaninchen, die Oberste Wühlmaus und das Eichhörnchen waren ganz gebrochen in seinen Bau gekommen, aber man konnte ihnen auch ihre Wut anmerken, Wut auf den Narbigen — und, besonders bei der Obersten Wühlmaus, auch auf den Fuchs selbst.
    »Du hättest ihn töten sollen!« keifte sie. »Ich habe gewußt, daß es falsch war, ihn leben zu lassen! Jetzt siehst du, was du angerichtet hast. Meine arme Familie...« Sie konnte in ihrem Schmerz nicht weitersprechen.
    »Du hast recht gehabt, er ist allein gekommen«, sagte der Kühne. »Aber ein so feiges und rachsüchtiges Tier verdient nicht zu leben!«
    »Mit meinem Leben ist es auch vorbei«, jammerte die Wühlmaus. »Es gibt keine weiblichen Wühlmäuse mehr. Ich muß mich nun auf meine alten Tage allein durchschlagen. Und in deiner Macht hätte es gestanden, unser aller Leben ein für allemal zu retten!«
    »Der Wildhüter hat den Fuchs gestört«, verteidigte die Füchsin ihren Gefährten.
    »Nein... nein... sie hat ja recht«, stöhnte der Fuchs. »Ich hätte es tun können, ich hätte es tun können...«
    Draußen vor dem Bau versammelte sich eine Gruppe, denn inzwischen hatten alle von den Ereignissen gehört.
    Der Dachs betrat den Bau. »Jetzt muß er sterben«, sagte er hart. »Laß uns gehen, Fuchs, und unsere Aufgabe endlich zu Ende bringen.«
    »Ach, wo war nur der Alte Hirsch?« rief die Schöne. »Er sollte doch dem allen ein Ende bereiten!«
    »Der Narbige hört auf nichts, nur auf sein eigenes böses Herz«, antwortete der Kühne. »Ich habe dir doch schon gesagt, wie alles kommen würde.«
    »Ja, ja«, stöhnte der Fuchs. »Ich bin zu weich geworden. Ich habe meine Freunde genauso auf dem Gewissen wie er.« Und er ließ verzweifelt den Kopf hängen.
    »Wie hättest du das wissen sollen, wie wohl?« beruhigte ihn die Füchsin, die seinen Schmerz teilte.
    »Ich hätte es aber wissen müssen«, murmelte er. »Es war meine Pflicht. Ach, welch ein böses, böses Tier!« Er stolperte ins Freie, die anderen folgten ihm. Abgesehen von der

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