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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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freuen würden.
    Wie erstaunt wären wohl die Menschen gewesen, wenn sie zu dieser Stunde nicht geschlafen, sondern die kleine Prozession der Vögel gesehen hätten: einen Falken, einen Kauz und einen Reiher, die in den Schnäbeln ihre Gaben zum Naturschutzgebiet zurückflogen. Der Turmfalke führte mit den Hirsezweigen in seinem gebogenen Schnabel die Truppe an, dann folgte der Waldkauz, ein bißchen überladen, mit den Nußtüten — eine in seinem Schnabel, die anderen in den Klauen — , und den Schluß machte der Pfeifer, der in seinem riesigen Schnabel Kohlblätter und anderes Grünzeug schleppte.
    Der Dachs schickte sie auf den Weg und kehrte dann zum Fuchs zurück. »Ich dachte, du hättest dir inzwischen ein paar Bissen gegönnt«, sagte er und meinte die Hühner. »Nur, um bei Kräften zu bleiben.«
    »Nein«, erwiderte der Fuchs. »Wir verspeisen sie genüßlich, wenn wir im Park sind. Du und ich, die Füchslein und das Wiesel. Und natürlich der Kauz und der Falke, obwohl ich glaube, daß der Pfeifer lieber Fisch mag. Zuerst aber müssen wir den weiten Weg hinter uns bringen.«
    Es fing schon an zu dämmern, als sie auf der Straße zurücktrotteten. Jetzt trug der Fuchs das größere Huhn im Maul. Sie kamen am Garten und dann an den beiden toten Füchsen vorbei, deren steifgefrorene Körper an der Stelle im Schnee lagen, wo sie umgefallen waren. Der Schnee war von ihrem Blut gerötet.
    »Rechtmäßig gehören diese Hühner ihnen«, murmelte der Fuchs und blieb stehen. »Es hätte die Füchsin und mich treffen können.« Dann setzten sie ihren Weg fort, übersprangen den Graben und kehrten in den Park zurück.
    Der Morgen war nah, als sie nach vielen Aufenthalten — sie mußten die Beute öfters ablegen und sich ausruhen - den Dachsbau erreichten.
    »Willst du bei mir essen, oder soll ich zu dir und der Füchsin kommen?« fragte der Dachs.
    »Wie du möchtest«, sagte der Fuchs erschöpft.
    »Dann schlage ich meinen Bau vor«, sagte der Dachs, der wußte, daß es bei ihm viel gemütlicher war als im spartanischen Heim der Füchse.
    »Zuerst muß ich noch ein Nickerchen machen«, erklärte der Fuchs kategorisch. »Ich helfe dir, die Beute hineinzutragen, und komme später mit der Füchsin zurück.«
    »Ich bin auch müde«, meinte der Dachs, als sie die Hühner an einen sicheren Platz gebracht hatten. »Aber es war doch der Mühe wert.«
    »Ganz ohne Zweifel«, stimmte der Fuchs zu.
    Später an diesem Tag kamen der Fuchs, der Dachs, die Füchsin, das Wiesel, der Waldkauz und der Turmfalke im Dachsbau zusammen. Es war genug für alle da, und jeder von ihnen hatte das Gefühl, seit langer Zeit zum ersten Mal wieder eine richtige Mahlzeit zu sich genommen zu haben. Der Turmfalke erzählte, daß er, der Kauz und der Pfeifer noch ein paarmal zur Müllkippe zurückgeflogen seien und daß alle Tiere genug zu fressen bekommen hätten und nun guter Dinge wären.
    »Ich glaube wirklich, daß der Genieblitz des Dachses unser aller Rettung sein könnte«, meinte der Fuchs optimistisch. Die Füchsin warf ihrem Gefährten einen liebevollen Blick zu. Sie hatte von seinem Mut und seiner Gerissenheit gehört und war noch stolzer auf ihn als zuvor.
    »Es hat wirklich den Anschein, als ob der Aufenthalt des Dachses bei den Menschen ihn auf brauchbare Gedanken gebracht hat«, bemerkte der Waldkauz.
    »Der Kauz und ich und der Reiher wollen jetzt regelmäßig hinfliegen und noch mehr Futter holen«, sagte der Turmfalke. »Mit ein bißchen Glück erlebt unsere zusammengeschrumpfte Mannschaft den Frühling doch noch.«
    »Aber was soll aus uns anderen werden?« fragte das Wiesel. »Woher soll das Futter für die Fleischfresser kommen? Die winzigen Leiber erfrorener Vögel, die wir manchmal finden, sind doch nichts Richtiges.«
    Alle schwiegen, denn mit diesem Problem hatte sich noch niemand richtig befaßt. Dem Dachs fielen die Ratten der Katze ein, aber es war wohl besser, den Mund zu halten. »Wir können nicht noch einmal den Hühnerstall überfallen«, sagte der Fuchs. »Das wäre reiner Selbstmord.«
    »Gab es denn kein Fleisch unter dem weggeworfenen Fressen?« fragte die Füchsin.
    »Ich gebe zu, danach habe ich mich nicht umgesehen«, antwortete der Turmfalke. »Aber das können wir leicht nachholen.«
    »Kauz, würdest du das vielleicht morgen nacht überprüfen?« schlug der Fuchs vor.
    »Vielleicht ja, vielleicht auch nein«, war die mürrische Antwort. »Könnte ja sein, daß ich andere Pläne habe.«
    »Keine Sorge,

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