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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Blickfelds herab und landet mit einem Klatschen und Flattern auf der Frontscheibe. Ich zucke zusammen und schalte die Scheibenwischer ein, die die Tüte hin- und herfegen, ehe sie sie wieder in die Luft zurückschleudern. Ich bremse, um meinen Atem zu beruhigen, und sehe mit einem Blick nach links, dass Mr. Yeung, der Imbissbudenbetreiber, das Fenster verrammelt und ein »Geschlossen«-Schild an die Tür gehängt hat. Komisch, denke ich, wie die Geschäftsaufgabe eine ganze Ladenfront heruntergekommen aussehen lassen kann. Es kommt einem so still vor hier im Zentrum. Ein einsamer Hund trottet vor mir über die Straße, das letzte lebende Tier in einer postapokalyptischen Landschaft. Ich schüttele den Kopf. Diese Fahrt raubt mir den letzten Nerv. Ich kann es mir nicht leisten, mich von einer Plastiktüte aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.
    Bradleys Büro liegt ganz am anderen Ende der Southside Road, schon fast an der Stadtgrenze, in einem Konglomerat städtischer Verwaltungsgebäude der Sorte, wie sie die Bürger normalerweise nicht aufsuchen müssen. Die Anlage besteht aus einer Ansammlung hässlicher Backsteinwürfel etwas ab von der Hauptstraße, dem Wind ausgesetzt, der wüst von der Anhöhe herunterfegt. Meerblick – dieses bei allen, die nicht am Meer leben, nicht Tag für Tag aus ihren Fenstern auf das ewige Getöse sehen müssen, so begehrte Rechteck –, einen solchen Blick besitzt Bradley. Er erwartet mich. Während ich mich setze, tauschen wir denkbar kurze einleitende Floskeln aus. Mit einem Blick auf seinen Schreibtisch sehe ich, dass sein Bericht bereits auf mich wartet. Er schiebt ihn mir zu. »Sehen Sie ihn sich an«, sagt er, »und fragen Sie mich danach alles, was Sie wissen wollen.«
    Der Bericht steckt in einer hellgrünen Plastikmappe. Bettys vollständiger Name und Geburtsdatum stehen fein säuberlich in schräger Handschrift auf einem Klebeetikett oben rechts in der Ecke. Ich greife danach und ziehe die Mappe auf meinen Schoß, schlage sie rasch auf. Zögern kann ich mir nicht leisten; hier steht alles, die Blutungen, das Lungen- und Brusttrauma – Todesursache waren multiple innere Verletzungen. Es liest sich einfacher, als ich erwartet hatte. Die Terminologie spricht meine professionelle Seite an. Ich überfliege ihn einmal, ehe ich ihn langsam und gründlich von oben bis unten durchgehe. Währenddessen wartet Bradley, in seinem Drehstuhl halb von mir abgewandt, aufmerksam, aber distanziert.
    »Warum war dieser Bruch so schlimm?«, frage ich. »Der linke Oberschenkelknochen.« Beim Lesen halte ich den Kopf noch gesenkt. Bettys linkes Bein war an zwei Stellen gebrochen. Nach derlei Dingen hatte ich ihn eigentlich gar nicht fragen wollen. Schließlich hat nicht ihr Beinbruch Betty getötet. Sondern die inneren Blutungen.
    Bradley zögert. Weil ihm das gar nicht ähnlich sieht, schaue ich auf. Sein Gesicht ist immer noch ausdruckslos. »Das Fahrzeug hatte Frontschutzbügel.«
    Wir starren uns an, und mit einem Mal begreife ich sein Zögern. Er hat die Grenzen unseres Themenbereichs überschritten und gibt mir eine Information preis, die ich nicht unbedingt wissen muss. Das Auto hatte Frontschutzbügel. Das heißt, es war ein Geländewagen. Das sollte mich nicht überraschen, tut es aber. Mir geht auf, dass ich bis zu diesem Moment keine bildliche Vorstellung des Fahrzeugs besaß, das meine Tochter getötet hat. Wäre ich danach gefragt worden, hätte ich mir etwas Altes, Gebrauchtes vorgestellt, gefahren vielleicht von einem Schüler oder einem Mann Anfang zwanzig – jemand, der ein wenig leichtsinnig fuhr, aber noch innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung. Wie schnell er tatsächlich fuhr, ist jetzt fraglich. Die Anklagepunkte sind mittlerweile ebenfalls fraglich.
    Etwas dringt an die Oberfläche meines Bewusstseins. Es überflutet mich wie eine Welle, wie einer dieser dramatischen Höhepunkte in einem Katastrophenfilm, wenn die Kamera auf Zeitlupe schaltet, damit man den Gesichtsausdruck des Hauptdarstellers beobachten kann, während er – oder sie – aus der Gefahrenzone springt: einer Wasserwand, einer Feuersbrunst, einem einstürzenden Gebäude. Bis zu diesem Moment hat das Was von Bettys Tod die Frage nach dem Wie verdrängt.
    Der Fahrer des Autos, das meine Tochter getötet hat, war nicht irgendein unreifer, junger Bursche in einer klapprigen Secondhand-Schrottkarre. Sondern ein Mann, der Zehntausende britischer Pfund für einen glänzenden Geländewagen mit Allradantrieb und

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