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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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wurde. Im Kühlschrank der Polizeistation versteckte sich noch eine Flasche Crémant, ein Rest von Ellwyns Geburtstagsfeier, die würde sie sich bis morgen ausleihen.
    Plötzlich spürte sie eine tiefe Sehnsucht nach Frank, nach einer innigen Umarmung und einem Kuss seiner rauen Lippen. Nichts davon hatte sie sich bisher zu holen gewagt, aus Angst, dass sie ihn in seiner Erinnerung an Debbie Farrow zu sehr erschreckte. Doch heute würde sie Farbe bekennen und aufhören, sich zurückzuhalten. Ab jetzt war er frei – in jeder Hinsicht.
    Sie stellte das Autoradio an. Es gab Nachrichten, aber sie wollte Musik. Laut, schnell und jetzt. Sie drehte am Knopf.
    Hinter einer Kurve schoss plötzlich unter ohrenbetäubendem Hupen ein roter Sportwagen auf sie zu. Entsetzt registrierte sie, dass ihr kein Platz zum Ausweichen blieb. Viel zu ruckartig zog sie das Lenkrad nach links. Das Auto brach durch eine Buchenhecke und schoss auf einen dahinter liegenden Seerosenteich zu. Durch die Erschütterung jaulte kurz das Signalhorn auf ihrem Dach auf. Durch die aufgesprungene Tür flogen Gegenstände in hohem Bogen in den Teich, die Polizeikelle, der Feuerlöscher, ihre Handtasche.
    Sandra bekam noch mit, wie der Wagen sich überschlug und irgendwo ein Baum splitterte. Dann war alles vorbei.
    Emily hatte sich geirrt. Der Fischereihafen La Collette , in dem das Schiff von Tony Kinross vertäut lag, war so kurz vor der Dämmerung alles andere als ausgestorben. Von überall her hallte Lärm. Es roch nach Diesel. Nach den Stunden der Ebbe war die Flut zurückgekommen, sodass wieder Wasser ins Hafenbecken schwappte. Schwere Schiffsmotoren wurden angelassen, schillernde Ölspuren bildeten sich unterhalb der Kaimauer. Jeder, der mit dem Boot hinauswollte, konnte es nur jetzt tun. Zudem drohte die Nacht unruhig zu werden, wenn man dem Wetterbericht trauen durfte.
    Andererseits waren die Seeleute an Bord der Schiffe zu beschäftigt damit, ihr Auslaufen vorzubereiten, als dass sie Zeit gehabt hätten, auf eine Gestalt zu achten, die hinter den Containern entlanglief. Immer wieder verirrten sich Touristen hierher, die eigentlich den Jachthafen suchten. In ihrer blauen Wachsjacke passte Emily gut in dieses Bild.
    Sie sah sich neugierig um.
    Die MS Harmony dümpelte in einer ruhigen Ecke des Hafenbeckens vor sich hin.
    Ihre weißen Aufbauten und das grüne Deck wirkten wie frisch geschrubbt. Weder Möwendreck noch Fischreste – wie auf den anderen Kuttern – verrieten, dass es sich um ein Fischerboot handelte. Es war tatsächlich das einzige Schiff, auf dem niemand arbeitete.
    In diesem Augenblick verließ ein großer Trawler den Hafen. Langsam schob er sich durch die Wellen ins offene Meer, dabei ließ er zweimal sein Horn erklingen. Die Männer an Bord der anderen Schiffe sahen hinüber.
    Emily nutzte die Gelegenheit, um mit einem großen Schritt an Bord der MS Harmony zu gelangen. Der Handlauf der Reling fühlte sich klebrig an vom Salzwasser. Sie ging quer über das Deck bis zur Kajüte. Hier konnte sie von den anderen Booten aus nicht mehr gesehen werden, denn ein riesiger Trawler mit rostigen Netzkränen und Auslegern schirmte sie ab.
    Sie rüttelte an der Tür der Kajüte. Verschlossen. Mit der Stirn an der Fensterscheibe spähte sie ins Innere. Neben dem polierten Steuerrad, auf einer hölzernen Ablagefläche über dem Radar, stand eine Teetasse, daneben lagen zwei Päckchen französische Zigaretten und eine aufgerissene Packung mit Teebeuteln. Die Marke war gut zu erkennen, es war der zarte japanische Kovencha , eines der teuersten Gewächse, die es gab. Emily kannte die seltene Teesorte nur zu gut. Ihr Mann hatte sie als einziger Händler auf die Kanalinseln importiert.
    Ratlos blickte sie sich an Deck um. Was tat sie hier eigentlich? Wenn Harold Conway erfahren würde, dass sie hier eigenmächtig herumturnte, statt auf ihn zu warten und ihn selbst Tony Kinross verhören zu lassen, würde die neu begonnene Freundschaft mit ihm schnell wieder beendet sein.
    Also kehrt marsch, befahl sie sich.
    Sie ging zum Heck zurück. Nervös wie sie war, stolperte sie über eine Eisenschwelle und verlor dabei ihren Schuh. Als sie in die Hocke ging, um ihn wieder anzuziehen, entdeckte sie den offenen Spalt einer Ladeluke. Es war eine von zwei stählernen Luken zwischen den mittleren Aufbauten und dem Heck. Meistens öffneten sich darunter Stauräume, bei manchen Trawlern auch Kühlanlagen.
    Emily sah sich die Luke näher an. Sie war tatsächlich nur

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