Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
fünfköpfiges Team zusammenstellen müssen, das jetzt mit den Füßen scharrte.
Erst gegen neun Uhr tauchte der gut aussehende junge Pathologe auf, den die Gerichtsmediziner zu Jane Waterhouse geschickt hatten, um ihr den abschließenden Befund zu liefern.
Mit einem Nicken legte er ihn vor ihr auf den Tisch. »Das Opfer ist definitiv erwürgt worden, und zwar mit den Händen«, sagte er. »Die Abdrücke der Finger sind deutlich auszumachen.«
»Sonst noch Verletzungen?«, fragte die Ermittlerin kühl.
»Nur Schürfwunden. Und natürlich das, was mit einer Leiche passiert, wenn man sie einbuddelt«, antwortete er flapsig. »Damit dürfte Ihnen doch geholfen sein, oder?«
»Ich falle Ihnen gleich vor Freude um den Hals«, giftete Jane Waterhouse.
»Bloß nicht«, konterte der junge Arzt grinsend. »Sie sehen ja, wie gefährlich das sein kann.«
»Raus!«, sagte Jane Waterhouse böse.
Er merkte, dass sie wirklich verärgert war, und verschwand.
Nachdenklich ging sie über den Flur in den Vernehmungsraum zurück, wo seit acht Uhr der Pferdezüchter Frank Guiton verhört wurde.
Auch vier Glastüren weiter, in der Spurensicherung, ging es hoch her. Der vierschrötige vollbärtige Schotte Edgar MacDonald hatte seine Leute so lange am Fundort der Leiche herumgescheucht, bis sie mehrere bemerkenswerte Spuren gesichert hatten, die jetzt ausgewertet wurden. Es gab zahlreiche Fingerabdrücke an einer im Gebüsch liegenden Schaufel des Friedhofsgärtners, es gab interessante Fußabdrücke in der Nähe des frisch gepflanzten Baumes, und man hatte verschiedene Fasern und herumliegende Gegenstände wie einen Kugelschreiber und zwei Schrauben sicherstellen können.
Und etwas Entscheidendes war unstrittig: Fundort und Tatort waren nicht identisch. Die vollständig bekleidete Leiche war zu der Böschung gebracht und dort vergraben worden. Ein Sexualverbrechen lag nicht vor. MacDonald hatte sofort die Ähnlichkeit zum Mord an Jolanta Nowak erkannt. In beiden Fällen hatte der Täter sich auf ungewöhnliche Art und Weise seines Opfers entledigt.
Doch all diese Fakten und Vermutungen hatten dem umtriebigen MacDonald nicht ausgereicht. Sein Gefühl sagte ihm, dass er irgendetwas übersehen hatte. An diesem Morgen war er, ohne zu frühstücken, von zu Hause losgefahren, um den Tatort noch einmal in Augenschein zu nehmen. Noch auf dem Weg dorthin hatte er mit Jane Waterhouse telefoniert und ihr von einer Idee erzählt, die ihm nachts durch den Kopf gegangen war. Genau genommen erzählte MacDonald nie, er konnte nur blaffen, grummeln oder knarzen, und zwar so lange, bis er in seiner typischen rücksichtslosen Art sein Ziel erreicht hatte. Diesmal forderte er zu seiner Unterstützung den besten Fährtenhund der Polizei an.
Jane Waterhouse glaubte, nicht richtig zu hören. »Wie bitte? Edgar, die Tat ist vor dreiunddreißig Stunden begangen worden, da kann kein Suchhund mehr etwas finden!«
»Verdammt noch mal, Jane, ich brauche dieses Biest! Und es ist kein Suchhund, sondern ein Fährtenhund!«
»Aber …«
»Na also! Warum nicht gleich so?«
Genervt gab Jane Waterhouse ihm grünes Licht.
Wenig später wurde ihm Arnie gebracht, ein berühmter schwarzer Labrador, genauso abgeklärt und erfahren wie MacDonald selbst. Jetzt erst war er zufrieden. Er hielt dem Hund zwei Kleidungsstücke aus Debbies Wohnung unter die feuchte Schnüffelnase, in der Hoffnung, dass sich nach so vielen Stunden noch Geruchspartikel auf dem Boden erhalten hatten. Mit seiner harten schottischen Sprache erteilte er dem Hundeführer genaue Anweisungen für die Suche. Nicht ohne Grund, wie sich herausstellen sollte, denn er hatte einen konkreten Verdacht, wo Debbie sich vor ihrem Tod aufgehalten haben könnte.
Es funktionierte.
Etwa eine Viertelstunde, nachdem der Kollege von der Hundestaffel sein kluges Tier auf dem Gelände des Friedhofes und entlang der Kirche auf und ab geführt hatte, schlug der Labrador an.
Schnell stellte sich heraus, dass Debbie Farrows Leiche durch die steinerne Pforte hinter der Fischerkapelle über den Friedhof bis hoch zur Allee geschleift worden war. MacDonald vermutete, dass der Mörder die Tote mit den Füßen über den Boden gezogen hatte, sonst hätte der Hund nichts gerochen. Unterhalb der Kapelle gab es einen Zugang zum Strand und zum kleinen Hafenbecken. War Debbie Farrow dort unten ermordet worden? Mit dem Ablaufen der letzten Flut wären dann auch mögliche Spuren ins Meer geschwemmt worden.
So konnte es gewesen
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