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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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zerklüftete kleine Bucht und das zerfallene Fort mitten im Meer vor sich. Ihr war sofort klar, dass man eine solche Boje bei Flut nur erreichte, wenn man mit einem Schlauchboot vom Ufer aus dorthin ruderte. Jeder auf Jersey wusste, dass es viele solcher Privatbojen gab.
    »Und Sie waren zu diesem Zeitpunkt ganz allein dort draußen? Keine anderen Boote? Keine Spaziergänger am Ufer?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich bin kurz vor 18 Uhr da gewesen. Das weiß ich noch, weil ich die Borduhr neu einstellen musste.«
    Der junge Polizist, der mit am Tisch saß, schob Jane Waterhouse ein Blatt Papier zu, auf dem die Gezeiten jenes Tages notiert waren. Sie überflog es, hob den Blick wieder und sagte: »Wir hatten vorgestern den höchsten Stand der Flut um 18 Uhr 03 und den tiefsten Stand bei Ebbe um 0 Uhr 48. Das heißt, als Sie um sechs Uhr ankamen, war das Wasser noch so hoch, dass Sie zu Ihrer Boje hinausrudern mussten, aber zur Tatzeit gegen 23 Uhr schon so niedrig, dass Sie von der Portelet Bay bequem zu Fuß nach St. Brelade’s Bay hätten hinübergehen können. Richtig?«
    Frank Guiton schloss die Augen und beteuerte eindringlich: »Ich wiederhole: Ich habe mit Debbies Tod nichts zu tun, und ich war auch nicht in St. Brelade’s Bay!«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Harold Conway schlüpfte leise herein. Auf Zehenspitzen ging er links an der Wand entlang und lehnte sich nach einem kurzen Nicken in Richtung der sichtlich verblüfften Jane Waterhouse kommentarlos an den altmodischen Heizkörper. Zufrieden registrierte er, dass ihm dieser kleine Auftritt mehr als gelungen war.
    Detective Inspector Waterhouse hatte sich schnell wieder im Griff. Auch sie kannte die Verordnung, nach der sich ein Chef de Police jederzeit in die Ermittlungen einklinken konnte.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn bei der Vernehmung zu dulden und wie geplant fortzufahren. Nur wer sie genau kannte, spürte den eisigen Unterton, der ab jetzt in ihrer Stimme mitschwang. Sie ärgerte sich mächtig, bemühte sich jedoch, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
    »Mr. Guiton, wie hätte sich denn Miss Farrow bei Ihnen bemerkbar gemacht, wenn sie tatsächlich wie verabredet zwischen achtzehn und neunzehn Uhr am Ufer aufgetaucht wäre?« Sie lächelte kühl. »Mit Lichtzeichen?«
    »Wir hatten vereinbart, dass sie mich über Handy anruft, dann wäre ich mit dem Schlauchboot ans Ufer gerudert und hätte sie geholt«, antwortete Frank Guiton so ruhig wie möglich.
    »Gut. Sie ist also nicht gekommen. Was haben Sie stattdessen gemacht?«
    »Ich habe zuerst in einer Bootszeitschrift gelesen und dann mit meinem neuen Kartenplotter geübt.«
    »Was ist das – ein Kartenplotter? «, fragte Jane Waterhouse mit hochgezogenen Augenbrauen und blickte fragend in die Runde. »Entschuldigung, aber ich bin ja nur eine Frau und mit dem Spielzeug von Männern nicht so vertraut«, fügte sie ironisch hinzu.
    Harold Conway verdrehte die Augen. Frank Guiton sah es. Es gab ihm den Mut, selbstbewusst und mit kräftiger Stimme zu antworten: »Es ist eine elektronische Seekarte mit GPS-System, das neueste Modell. Man braucht es zum Navigieren. Man kann eine Menge damit machen. Zum Beispiel Törns planen, gesegelte Strecken zurückverfolgen … Sehr nützlich.«
    »Wie lange haben Sie daran gesessen?«
    »Bis ich schlafen gegangen bin … Kurz nach Mitternacht, direkt nach dem Wetterbericht auf BBC. Da war klar, dass Debbie mich versetzt hatte. Sie ist ja auch nicht ans Telefon gegangen.«
    »Haben Sie ihr aufs Handy gesprochen?«
    »Natürlich, drei oder vier Mal.«
    Jetzt schaute Jane Waterhouse zum ersten Mal zum Chef de Police hinüber. Er beantwortete ihren fragenden Blick mit nachdenklich gespitztem Mund. Beide wussten, dass man bei Debbies Leiche kein Handy gefunden hatte. Auch bei der Durchsuchung ihrer Wohnung war es nirgendwo aufgetaucht. Also hatte der Mörder es möglicherweise an sich genommen oder weggeworfen. Vielleicht log Frank Guiton auch.
    Jane Waterhouse hatte das Gefühl, sie müsste jetzt den Sack zumachen. »Ich halte also fest: Sie haben keinen Zeugen. Und es wäre ein Leichtes für Sie gewesen, das Schiff heimlich zu verlassen und die Tat zu begehen.«
    Plötzlich war ein kurzes Räuspern von Harold Conway zu hören. Er stieß sich vom Heizkörper ab und näherte sich dem Tisch. »Detective Inspector Waterhouse, wenn ich mich mal kurz einklinken dürfte …«
    Sie nickte unwillig.
    »Ja, bitte?«
    »Mir ist da was

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