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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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eingefallen. Als alter Segler weiß ich, dass man bei den meisten modernen Kartenplottern, ähnlich wie bei einem Handy, auch nachträglich noch feststellen kann, zu welcher Uhrzeit sie benutzt wurden. Unsere Computerspezialisten müssten das doch fertigbringen …«
    Jane Waterhouse sah wieder Frank Guiton an. »Stimmt das?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Aber wenn ich damit eine Chance habe, dass ich meine Unschuld beweisen kann, dann will ich, dass das nachgeprüft wird!«
    Mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk warf Detective Inspector Waterhouse ihren angeknabberten schwarzen Kugelschreiber vor sich auf die Tischplatte. Schlecht gelaunt sagte sie: »Also meinetwegen. Ich unterbreche die Vernehmung.« Und an den Polizisten gewandt, fügte sie hinzu: »Edgar MacDonald soll sich sofort darum kümmern und einen von seinen Computerfreaks mit auf die Jacht nehmen.«
    Harold Conway wartete nicht gerade auf ein Lob von der Chefermittlerin, aber wenigstens auf ein Wort des Respektes.
    Er wartete vergeblich.
    Bitter enttäuscht verließ er den Raum, ging wütend die Treppe hinunter und stürmte auf die Straße. Jetzt musste er sich erstmal im Pub um die Ecke mit einem Bier trösten.
    Währenddessen machte sich Edgar MacDonald an Bord der versiegelten Matador über das Navigationsgerät her. Sein pfiffiger junger Mitarbeiter brauchte nur ein paar Minuten, um dem Kartenplotter sein Geheimnis zu entlocken und das Benutzerprotokoll der fraglichen Nacht auszudrucken.
    MacDonald zupfte begeistert an seinem Vollbart. »Die heutige Technik ist wirklich verdammt gut!«, lobte er und riss den Computerausdruck an sich. »Lass mal sehen!«
    Der Beweis war eindeutig. Frank Guiton hatte fast drei Stunden lang bis Mitternacht mit seinem Kartenplotter herumgespielt. Wieder und wieder hatte er die vielen Funktionen des neuen Gerätes ausprobiert.
    Jane Waterhouse nahm Edgar MacDonalds Anruf mit versteinerter Miene zur Kenntnis. Dann ging sie wieder in den Verhörraum zurück. Erwartungsvoll sah Frank Guiton ihr entgegen.
    »Die Techniker haben soeben Ihre Aussage bestätigt«, sagte sie kühl. »Sie können gehen.«
    Strahlend vor Erleichterung lehnte Guiton sich zurück. »Danke! Und Sie werden sehen, dass ich auch mit dem Verschwinden meines Pferdes nichts zu tun habe!«
    »Warten wir’s ab. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.«
    Sie traute ihm immer noch nicht. Aber vielleicht hatte er nur in dieser Pferdesache gelogen. Dann sollte der Chef de Police sich ruhig daran austoben.
    Wenig später verließ Frank Guiton das Gefängnis als freier Mann und stieg in ein Taxi.
    Der nächste Morgen brachte für Emily Bloom gleich mehrere Überraschungen.
    Es begann damit, dass sie schon seit fünf Uhr wach war. Ruhelos geisterte sie durch das Haus und lenkte sich mit lauter albernen Tätigkeiten ab, die sie sonst verschmäht hätte. Sie nähte einen längst überfälligen Knopf an ihrem Lieblingskostüm an, reparierte endlich den schief hängenden Fensterladen vor dem Küchenfenster und sortierte mit der geblümten Teetasse in der Hand einen Stapel Rechnungen.
    Sie hatte genauso schlecht geschlafen wie gestern.
    Normalerweise versuchte sie, abends nicht eher ins Bett zu gehen, bis sie alle Dissonanzen, die ein Tag manchmal mit sich brachte, halbwegs verarbeitet hatte. Sie hasste nichts mehr, als stundenlang wach zu liegen und sich herumzuwälzen. Nur wenn sie wieder einmal eine der Nächte mit ihren Erinnerungsalbträumen erwischt hatte, fühlte sie sich hilflos wie ein Vogel im Käfig.
    Diesmal hatte sich der Albtraum schon kurz nach dem Einschlafen in ihren Kopf gepirscht. Nach allem, was sie gestern erlebt hatte, war das auch kein Wunder.
    Doch seltsamerweise öffnete der Traum in dieser Nacht ein neues Fenster in Emilys Seele …
    Als ihre Finger die feuchte Erde über dem Gesicht wegkratzten, öffnete Debbie plötzlich die Augen und schaute sie wissend an. Es war ein seltsam sanfter Blick, sodass Emily vor Mitleid anfangen musste zu weinen. Verzweifelt versuchte sie, Debbies Gesicht zu streicheln. Doch wie durch Zauberhand verkleinerte es sich und wurde Teil eines Mosaiks mit Hunderten anderer Bilder, die sie schon kannte. Es war furchtbar. Wieder sah sie ihre Eltern im Autowrack, wieder spürte sie das Blut ihres Vaters über die eigenen Arme rinnen, wieder hörte sie die gellenden Schreie ihrer Mutter. Sie sah sich als Kind vom Dach einer Scheune fallen und fühlte den Schmerz, den sie dabei empfunden

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