Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
Flairs den extragroßen Grill für die Fische vor, die es anschließend geben sollte.
Was dann geschah, bekamen zum Glück nur der Hausherr und Jane Waterhouse mit, die zufällig in der Nähe stand. In Gedanken versunken bewunderte sie gerade die Fontänen der Springbrunnen, als Alex Flair sie ansprach.
»Perfekte Technik, finden Sie nicht? Wenn alles im Leben so ein gutes Timing hätte, würde man sich eine Menge Ärger ersparen.«
»Ich fürchte eher, es würde einem etwas fehlen«, sagte Inspector Detective Waterhouse mit schmalem Lächeln.
»Oder so, ja. Sie müssen es schließlich wissen. Ihr Beruf lebt ja bekanntlich davon, dass andere Fehler machen. Das hat mich schon immer fasziniert.«
»Das höre ich oft. Dabei ist es ein Beruf wie jeder andere, glauben Sie mir. Manchmal sogar frustrierender.«
»Wie laufen Ihre Ermittlungen in den beiden Mordfällen?«
»Noch schleppend«, gab Jane Waterhouse zu. »Es gibt leider immer noch keine konkreten Ergebnisse.«
»Darf ich Sie etwas fragen? Ihr Bruder hat mir gestern erzählt, dass bisher nur wenige Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen sind. Ich wäre bereit, fünftausend Pfund auszusetzen. Würde Ihnen das weiterhelfen?«
Jane Waterhouse dachte kurz an Harold Conway, der den Einsatz einer Belohnung gefordert hatte, aber natürlich auf Kosten der Staatskasse. Im Gegensatz dazu erschien ihr Alex Flairs Spende durchaus interessant.
»Wenn Sie das tun möchten – sehr gerne!«, sagte sie. »Ich müsste allerdings noch mit ein paar Leuten besprechen, wie das gehandhabt werden kann.«
Flair beruhigte sie. »Keine Sorge, das bekommen wir schon hin.«
Noch bevor er sich darüber ärgern konnte, dass sie so spröde umging mit seinem Vorschlag, öffnete sich quietschend das seitliche Gartentor. Von der Straße kommend betrat ein etwa vierzigjähriger, gut aussehender Mann in Arbeitskleidung das Gelände. An seinen Gummistiefeln, an der offenen Regenjacke, die er trotz des guten Wetters anhatte, und an seinem kräftigen Körperbau erkannte Jane Waterhouse sofort den typischen Fischer. Er trug eine große Kunststoffbox zum Haus. Sie war bis oben hin gefüllt mit Seezungen.
Alex Flair ging dem Fischer entgegen. Neben dem gemauerten Bogen zur Terrasse fing er ihn ab.
»Sie sind spät, Tony! Wir warten schon seit einer halben Stunde auf Sie!«
Wenig beeindruckt von Flairs Ungeduld, setzte der Mann seelenruhig die Box auf dem Boden ab. Die nassen Hände rieb er an seiner blauen Hose trocken.
»War nicht meine Schuld. Unten auf der Hauptstraße ist ein Anhänger mit Kartoffeln umgekippt.«
Flair sah mit kritischem Blick in den Behälter. »Sind das auch alles Seezungen?«
»Wie bestellt.«
»Gut. Lassen Sie die Box hier stehen. Wir rechnen später ab.«
Bevor er ging, warf der Fischer noch einen Blick auf die feine Gesellschaft im Garten. Er tat es amüsiert. Der leicht spöttische Ausdruck in seinem Gesicht verriet, dass er die Reichen, die hier versammelt waren, nicht unbedingt beneidete.
Jane Waterhouse beobachtete, wie der Mann das Grundstück verließ. Kaum war er durch das Gartentor verschwunden, tauchte plötzlich neben ihr der schwarze Riesenschnauzer auf. Dann ging alles ganz schnell. Dem verlockenden Fischgeruch folgend entdeckte der Hund die Seezungen und stürzte mit einem Satz darauf zu.
»Vorsicht!«, schrie Alex Flair.
Jane Waterhouse reagierte als Erste. Obwohl der Hund sich schon einen der Fische geschnappt hatte, umschlang sie mit beiden Armen seinen Hals und hielt ihn fest. Er knurrte, biss aber nicht zu. Von seinem Frauchen war weit und breit nichts zu sehen.
»Schnell! Machen Sie die Tür zum Wohnzimmer auf!«, rief Jane Waterhouse.
Alex riss den Griff der Schiebetür nach unten und schob sie einen Spaltbreit auf. Mit einem kräftigen Schubs drängte Jane Waterhouse den Hund hinein. Verwundert blieb der Schnauzer auf dem weißen Teppich stehen und beobachtete, wie Alex die Tür hinter ihm wieder zuschob. Dann erst begriff er, dass er jetzt eingesperrt war. Er richtete sich an der Scheibe auf und bellte mit tiefer Stimme, bis das Glas beschlug.
»Danke!«, sagte Alex Flair. »Das hätte ein schönes Gemetzel gegeben.«
»Meinen Sie die Fische oder mich?«, fragte Jane Waterhouse trocken.
»Beides. Sie haben wirklich toll reagiert.«
Jane Waterhouse sah, dass an ihren Händen Hundehaare klebten. Sie zog ein Papiertuch aus der Tasche und wischte sich damit die Finger sauber. »Nach meiner Erfahrung sind Schnauzer meistens
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