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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Wagen bergauf zu verfolgen, wollte sie wenigstens versuchen, die Autonummer zu erkennen.
    Der Wagen fuhr seltsamerweise nicht sehr schnell. Indem sie geschickt die Gänge des Rennrads nutzte, hatte sie keine Mühe, ihm zu folgen. Ihr eigenes Licht ließ sie ausgeschaltet, damit er sie im Rückspiegel nicht sofort erkennen konnte.
    Doch auf einmal, nach den letzten Häusern, dort wo die Felder begannen, verschwanden die roten Rücklichter vor ihr, als hätte ein schwarzes Loch sie verschluckt. War der Wagen irgendwo abgebogen? Auch das Motorengeräusch war nicht mehr zu hören.
    Keuchend vor Anstrengung trat sie in die Pedalen. Irgendwo musste er doch sein!
    Jetzt machte die Straße eine Kurve. Plötzlich sah sie den Pick-up direkt vor sich am Straßenrand stehen. Sie bremste, um nicht aufzufahren. In Eile warf sie einen Blick auf die Autonummer, prägte sie sich ein und wendete sofort wieder. Sie wollte nicht zu viel riskieren. In der Ferne hörte sie eine Polizeisirene.
    Doch es war zu spät.
    Aus der Dunkelheit schossen zwei mächtige Hände auf sie zu, rissen sie vom Sattel und schleuderten sie auf die Wiese neben der Straße.
    Noch in der Nacht hatte die Polizei auf der ganzen Insel ein Netz von Kontrollpunkten errichtet. Autos waren durchsucht und Taxifahrer befragt worden. Nächtliche Passanten ließen sich um diese Zeit nicht mehr in St. Brelade’s Bay finden. Außer in der Hauptstadt St. Helier ging man früh schlafen auf der Insel.
    Wie Harold Conway von Anfang an befürchtet hatte, war die Fahndung ergebnislos. Constance Farrow blieb verschwunden. Nur ihr Fahrrad, das neben der Straße in einem Gebüsch entdeckt wurde, ließ darauf schließen, an welcher Stelle sie entführt worden war.
    Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Constance Farrow um eine wichtige Zeugin handelte – seine Zeugin –, hatte man Conway kurz nach Eintreffen des ersten Notrufs geweckt und informiert. Dann war der aufgeregte Anruf von Emily Bloom erfolgt, der schließlich die Großfahndung in Gang gesetzt hatte.
    Jetzt war es sieben Uhr morgens.
    Übermüdet saßen sich Emily und der Chef de Police in dessen Büro an dem kleinen Teetisch in der Fensterecke gegenüber. Emilys Haare waren zerzaust, im Spiegel der kleinen Damentoilette in der Polizeistation von St. Aubin hatte sie auch die Ränder unter ihren Augen gesehen. Selbst der sonst so eiserne Harold wirkte bleich und mitgenommen. Auf seinen Knien lag eine mit rotem Filzstift markierte Landkarte.
    »Im Moment müssen wir davon ausgehen, dass der Entführer über die A 13 entkommen ist«, fasste er zusammen. »Aber auf keinen Fall Richtung St. Helier oder Richtung Flughafen, denn von dort waren schon die ersten beiden Streifenwagen unterwegs. Und denen sind nur drei Taxen begegnet.«
    »Hat man denn in Debbies Wohnung irgendwelche Spuren gefunden?«, fragte Emily erschöpft. Mit jeder Stunde des Wartens, die sie hier verbrachte, machte sie sich größere Vorwürfe, dass sie Constance gestern nicht wieder zu sich geholt hatte.
    »Vor zehn Minuten hat die Spurensicherung angerufen«, antwortete Conway mit sorgenvoller Stimme. »In dem ganzen Chaos, das der Einbrecher in Debbies Wohnung angerichtet hat, wurden reichlich Fingerabdrücke gefunden …« Er holte tief Luft, als müsste er sich überwinden, Emily die Wahrheit zu sagen. »Sie sind identisch mit den Fingerabdrücken, die man auch bei Debbie und Jolanta Nowak sichern konnte.«
    Emily presste die Hände zusammen. Das hatte sie befürchtet, nachdem Constance angedeutet hatte, dass sie dem Mann früher schon einmal begegnet war.
    Sie seufzte wie unter Schmerzen. »Ach, Harold! Bitte nicht auch noch Constance!«
    Conway schien seine Aversionen gegen Emily vergessen zu haben. Mit tröstender Stimme sagte er: »Davon, dass Constance tot sein könnte, geht im Moment noch niemand aus, Emily. Nicht mal die hartgesottenen Kollegen in St. Helier. Wenn dieser Mann ihr etwas hätte antun wollen, hätte er das gleich machen können. So wie bei den anderen beiden Frauen. Stattdessen nimmt er sie mit und lässt auch noch ihr Rad da.«
    »Das heißt aber auch, dass er sie jetzt irgendwo gefangen hält …« Emily schlug ihre Hände vors Gesicht. »Ich darf nicht daran denken … Wer weiß, was er mit ihr vorhat.«
    »So schwer es fällt, Emily – wir müssen jetzt sachlich bleiben. Die Entführung gibt uns wenigstens noch die Chance, sie lebend zu finden.« Er legte die Landkarte neben seinem Stuhl auf den Boden. »Und deshalb brauche

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