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Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Titel: Was es heißt, in den Krieg zu ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marlantes
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dem ich mir im morastigen Ben Hai mit einem Vietcong einen Kampf auf Leben und Tod lieferte. Immer bevor ich starb, kam ein Sanitäter, zog mich aufs Trockene und gab mir eine Infusion. Der Sanitäter war gleichzeitig Krieger und Heiler, und ohne dass ich mir dessen bewusst gewesen wäre, war er auch da, als ich nach meiner Rückkehr in jenen selbstzerstörerischen, leeren, alles zerstörenden Drogen-, Alkohol- und Sextaumel verfiel.
    Mein gewohntes Reaktionsmuster, wenn mich jemand verletzt (und nach meiner Heimkehr wurde ich böse verletzt), besteht darin, die Flugabwehrgeschütze in Stellung zu bringen, das Land zu verminen, Stacheldraht auszurollen und mein Langschwert herauszuholen. Sollen die Drecksäcke doch versuchen, mir noch einmal wehzutun.
    Der erste Einbruch in meine Verriegelung gelang einem alten Freund aus meiner Studentenverbindung in Yale. Biggs arbeitete damals für einen Senator, heute ist er Anwalt in New England. Er rief mich mehrmals in der Woche an, einfach nur, um mit mir zu reden, und brachte mich dazu, mir zusammen mit ihm ein kleines Haus am Strand zu mieten. Er holte mich jedes Wochenende ab, ganz egal, wie übel es mir ging, und wir fuhren an die Küste Marylands. Wenn wir dort ankamen, bereitete er uns als Erstes einen wirklich »sinnenfreudigen« Hamburger, den er liebevoll mit unerwarteten Zutaten, unter anderem einer guten Dosis Hasch, »moojifizierte«, wie er es nannte. Das half mir mit meinem Drogenproblem kein Stück weiter, aber Biggs wollte mich nicht therapieren. Ihm ging es um unsere Freundschaft. Er pumpte mir Blut in die Adern, Wochenende für Wochenende, einfach dadurch, dass er mit mir zusammen war.
    Ben war ein älterer Freund, ein politischer Kommentator und Schriftsteller. Er lud mich in sein Haus in Maryland ein und ließ mich Zeit mit seiner Familie verbringen. Er erklärte mir die jüdischen Feiertage und redete mit mir über Politik. Einmal ging ich mit ihm Lebensmittel einkaufen und stellte ein paar Flaschen Bier mit in den Einkaufswagen. Der Mann an der Kasse wollte mir das Bier nicht verkaufen, weil er dachte, mein Ausweis sei gefälscht. Ben nahm ihn auf die Hörner: »Der Mann kommt gerade aus Vietnam zurück und war alt genug, Leute für uns umzubringen, und Sie denken, Sie dürfen ihm kein Bier verkaufen. Nun machen Sie schon, gottverdammt.« Ich bekam mein Bier. Aber darum ging es nicht. Es war die erste öffentliche Unterstützung, die ich erfuhr. Tatsächlich blieb es auch die einzige bis zu den gegenwärtigen Kriegen im Irak und in Afghanistan, die einen sehr willkommenen Einstellungswechsel gegenüber heimkehrenden Kriegsveteranen mit sich brachten.
    Wir sind reifer geworden, und um ehrlich zu sein, muss gesagt werden, dass die Mehrheit der Leute in der Friedensbewegung die in die Heimat zurückkehrenden Veteranen nicht schlecht behandelte. Kleine Städte im Mittleren Westen und im Süden hießen ihre Veteranen willkommen, und auch ich hatte nicht nur negative Erlebnisse.
    Ein Freund von den Marines, der noch in Vietnam war, als ich im Hauptquartier des Marine Corps in Washington, D.C., arbeitete, hatte seiner Schwester geschrieben, dass es mir wahrscheinlich schwerfallen würde, Mädchen kennenzulernen. Das stimmte. Der Ausdruck »politisch nicht korrekt« war noch nicht erfunden worden, aber ich war, wenn man so wollte, eine Art Prototyp des Unkorrekten. Die Schwester meines Freundes lud mich mehrfach zu sich nach Hause ein, wo ich mit ihr und ihren Freunden und Freundinnen sprechen konnte und meine spätere Frau Gisèle kennenlernte.
    Ein Freund aus einem anderen Ort nahe meiner Heimatstadt war bei der Navy und ebenfalls in Washington stationiert. Er und seine Frau ließen mich in ihrem Wohnzimmer schlafen, während ich nach einer Wohnung suchte. Es war schwer, etwas zu finden, und ich wohnte für Monate bei ihnen.
    Eine Gruppe junger Frauen, die bei der CIA arbeiteten, schmückten meinen Gitarrenkasten für mich. Ich habe ihn heute noch.
    Sally war die Schwester eines weiteren Freundes bei den Marines. Auch er hatte sie gebeten, mich anzurufen, und eines Tages, als sie zu einer Friedenskundgebung in der Stadt war, meldete sie sich. Sie war in der Abschlussklasse des Mary Washington College und wohnte mit ein paar anderen jungen Frauen in einem abgelegenen Farmhaus westlich von Fredericksburg. Wenn ich spät Dienstschluss hatte und zu ihnen fuhr, hoffte ich, dass noch jemand wach war, und freute mich auf das warme Licht, das aus dem Haus im kahlen

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