Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
Winterwald fiel. Ja, die Mädchen waren noch wach. Ich wurde herzlich empfangen.
Diese einfachen Kontakte, selbst wenn ich ihnen nicht erlaubte, zu tief zu gehen, ermöglichten es, dass ich mir keine weiteren Wunden zufügte. Die CIA brauchte Leute, die Stammesangehörige in den Bergen von Laos ausbildeten. Ich wurde gefragt, fühlte mich geschmeichelt. »Lieutenant Marlantes, wir sind sehr von Ihren Leistungen im Krieg beeindruckt. Vielleicht kennen Sie Soundso aus Yale? Unsere besten Männer kommen aus Yale.« Das gefiel mir. Mehr blutige Selbstüberhöhung? Nein, nur eine Fluchtbewegung, weg vom Schmerz, weg vom Gefühl des Falschseins. Ich hatte alle nötigen Fähigkeiten. Sie hätten mein Gehalt auf ein steuerfreies, mit zehn Prozent verzinstes Sparkonto gezahlt, und obwohl es nicht offiziell gesagt wurde, war klar, dass ich so viel Dope und Mädchen haben konnte, wie ich wollte. Partys ohne Anrufe von wütenden, verletzten Ehemännern tags darauf standen in Aussicht – und dazu die größte Droge von allen, die ich heute noch vermisse, die leidenschaftliche Intensität des Lebens am Rande des Vulkans. Es wäre die perfekte heldenhafte Selbstzerstörung gewesen.
Hätte es diese wenigen Menschen nicht gegeben, die mir zeigten, was ich wirklich brauchte, und wäre nicht genau zur rechten Zeit ein Brief von E.T.Williams eingetroffen, dem Rektor von Rhodes House, der mich einlud, mein Stipendium in Oxford wiederaufzunehmen, das ich für den Krieg aufgegeben hatte, hätte ich womöglich den Messingring gewählt und nicht den aus Gold. Vielleicht wäre ich dem Ruf des kurzzeitigen Adrenalin- und Macht-Kicks gefolgt, um dann endgültig nicht wieder in die Gesellschaft hineinzufinden.
Das Angebot des Rektors holte mich aus dem Land, weg von Wut, Schmerz und Demütigung. Und es befreite mich auch von den Drogen, denn Oxford war, und ist immer noch, trotz aller Ansprüche ein hübscher Mittelklasseort. Und das Wichtigste an meiner Rückkehr war, dass ich dadurch in Kontakt mit Frauen kam, deren Fähigkeit zu fühlen nicht wegpolitisiert worden war.
Sie hielten mich, indem sie mich in ihren Zimmern sitzen, ihren Tee trinken und ihnen zuhören ließen, was ich zwei Jahre lang fast jeden Nachmittag tat. Eine von ihnen nahm mich über Weihnachten mit zu sich nach Hause. Eine andere bot mir an, während der Frühlingsferien mit zu ihrer Familie in die Schweiz zu kommen. Eine lud mich zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag ein und spielte Klavier für uns. Ich wurde zu einer Hochzeit eingeladen. Sie akzeptierten mich. Ich war nicht mehr »falsch«. Diese Frauen holten mich zurück in die Welt und gossen im orangefarbenen Licht ihrer Heizstrahler Tee und Leben in mich hinein. Ich werde nie aufhören, ihnen dafür dankbar zu sein.
Es sind hauptsächlich Frauen, die den Krieger wieder in die Gesellschaft integrieren. Es ist die Energie der Königin, nicht die des Königs. Frauen tragen diese Königin für die meisten jungen Männer in sich. Die Witze über Männer, die eine innere Frau in sich finden, mal beiseitegelassen, es ist heilsam, das zu tun, nur kommt es dazu normalerweise erst, wenn wir reifer sind, mindestens in unseren Vierzigern. Wenn ein junger Mann aus dem Krieg nach Hause kommt, platzt er vor Testosteron und kann anderen durchaus Angst machen.
Als Cú Chulainn, der Kriegerheld des
Táin
[73] , zu den Mauern von Emain Macha zurückkehrt, die drei Köpfe der Söhne Nechta Scénes bei sich, einen Schwarm Schwäne über sich, von denen er einige gefangen hat, und einen Hirsch hinter sich, wendet er Emain beleidigend die linke Seite des Wagens zu [74] und sagt, er schwöre beim Volk Ulsters, wenn sich kein Mann finde, gegen ihn zu kämpfen, vergieße er das Blut aller an diesem Hof.
Der König Conchobor mac Nessa befiehlt, entblößte Frauen sollen ihm entgegentreten. Also gehen die Frauen von Emain mit Mugain, der Königin und Frau Conchobors, an ihrer Spitze und zeigen Cú Chulainn ihre Brüste.
»Das sind die Männer, die heute mit dir kämpfen«, sagt Mugain.
Verschämt verbirgt Cú Chulainn das Gesicht, er wird sofort von dem Kämpen Emains ergriffen und in ein Fass mit kaltem Wasser geworfen, das durch seine Hitze zu kochen beginnt und birst. Darauf landet er in einem zweiten Fass, dessen Wasser immer noch »faustgroße« Blasen wirft, erst das Wasser im dritten Fass ist nur noch lauwarm. Da kleidet ihn Mugain in einen blauen Umhang mit einer Silberbrosche, endlich kann er seine Kriegskleidung ablegen und
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