Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
vielerlei Hinsicht liebevoll miteinander. Aber als sie dann ihr Nachthemd anzog und ins Bett ging, konnte ich nicht mehr.
Ich hatte mir bei einer der Prostituierten, die entlang der Gate Number Two Street vor der Kadena Air Base in Okinawa standen, eine unspezifische Urethritis zugezogen. Vorausgegangen war der Konsum einer großen Menge Alkohol, um den Schüchternen in mir zu besänftigen, und eine zweiundsiebzigstündige Antwort auf die Bedürfnisse jenes anderen Teils von mir, den ich gerade angesprochen habe. Meinen Eltern hatte ich nicht erzählt, warum ich zehn Tage später als geplant nach Hause zurückkam, für sie war es militärische Ineffizienz. Tatsächlich wollte mich der Navy-Arzt nicht ziehen lassen, bevor die Urethritis abgeklungen war.
Wenn ich auch nicht mehr nässte, war ich doch immer noch nicht völlig sicher, ob das Penicillin das Problem völlig bereinigt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich Maree Ann noch anstecken würde, aber es ging um weit mehr.
Ich fühlte mich unsauber, unsicher, fremd und ungelenk. Es hätte sich falsch angefühlt, mit einer Frau zu schlafen, und dieses Gefühl von »Falschheit« verfolgte mich, seit ich in die gecharterte 707 nach Kalifornien gestiegen war. Die Urethritis hatte ich mir selbst eingebrockt, zumindest war es mein eigenes Pech gewesen, oder dass es keinen Freund gegeben hatte, der mich beiseitegenommen und gesagt hätte: Hör zu, du brauchst nicht das, was du zu brauchen glaubst. Alles, was dich treibt, ist die irrige Vorstellung, von einem bezahlten Paar Schamlippen befriedigt zu werden, sei irgendwie männlicher, als es selbst zu tun. Sie nutzen deine Einsamkeit aus und du ihre Armut. Ihr benutzt euch beide nur, und am Ende fühlen sich alle schlechter. Und, oh, du kannst dir eine Geschlechtskrankheit holen.
Vielleicht fing das komische Gefühl des Falschseins mit den Stewardessen im Flugzeug an, die uns wie Touristen behandelten. Was niemand sah, weder die Stewardessen noch der Großteil von uns selbst, war, dass viele von uns noch vor zwei, drei Tagen im Gefecht gewesen waren, in Todesangst, und zugesehen hatten, wie Freunde, Gleichaltrige getötet worden waren. Jetzt bekamen wir Erdnüsse und Coca-Cola, und die Stewardessen ahnten höchstens unterbewusst, was in uns vorging. Es war das gleiche aufrüttelnde Nebeneinander des Ewigen und Alltäglichen, das mich auf meinem Kurzurlaub in Australien übermannt hatte. Die Stewardessen traf keine Schuld, sie machten nur ihren Job, lächelten und verteilten Cola. Es war toll. Aber wir hätten übers Meer nach Hause fahren sollen. Wir hätten die Zeit haben sollen, mit den Kameraden über all das zu reden, was wir gemeinsam erlebt hatten. Wir waren allein zu unseren Einheiten gekommen und kehrten allein zurück. Das war der Hauptunterschied zwischen uns und den Veteranen anderer Kriege, einschließlich der Kriege heute.
Vielleicht fing das komische Gefühl aber auch erst an, als mein Bruder etwas murmelte, damit ich mich besser fühlte, als wir an den Anti-Kriegs-Demonstranten vor der Travis Air Force Base vorbeikamen, wo er mich abgeholt hatte. Sie schlugen mit ihren Schildern auf sein Auto und fauchten uns durch die geschlossenen Fenster an. Oder vielleicht fing es an, als er mich auf dem Stanford-Campus herumführte und mich junge Frauen mit langen, sauberen Haaren und junge Männer mit langen, nicht so sauberen Haaren anstarrten, ich selbst ohne Haare und mit Narben von eitriger Dschungelfäulnis im Gesicht und auf den Händen. Meine Kleider rochen nach Mottenkugeln und sahen aus, als hätte ich sie vom Kingston Trio geerbt.
Niemand beschimpfte mich oder sagte auch nur etwas, vielleicht aus Achtung vor meinem Bruder. Niemand musste etwas sagen. Sie kennen das Gefühl, wenn Sie denken, Sie wären besser nicht zu einer Party gegangen, aber niemand sagt es Ihnen offen ins Gesicht.
Später wartete ich im Uni-Buchladen darauf, dass mein Bruder aus einer Vorlesung kam, und musste mich in einem der Gänge an einem Mädchen vorbeidrängen. Ich sagte höflich: »Entschuldigung.« Die junge Frau sah mich mit Verachtung an und wich keinen Zentimeter zur Seite. Ich versuchte dennoch, an ihr vorbeizukommen, und stieß dabei ein Buch vom Regal. Ich hasste mich für meine Unbeholfenheit und meine Schamesröte, als sie zusah, wie ich es aufhob. Ich weiß noch, wie ich mir wünschte, sie würde wissen, dass ich ein Navy Cross hatte und hinüber in die Lyrikabteilung wollte. Zwei langhaarige Kerle
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