Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
wenn man den Zugriff des Bösen auf die Seele zu durchbrechen versuche, schlage das Böse zurück, und zwar heftig. Bruder Mark besprenkelte das Innere und sogar das Äußere unseres Hauses mit Weihwasser. Doch was ich jetzt nur noch »die Präsenz« nannte, kam wieder.
Das letzte Mal kam sie an einem Donnerstag, dem Tag, an dem ich zur Gruppentherapie ins Veteranenzentrum ging. Nach dem Treffen sprach ich mit meinem Freund Bär. Er ist der Neffe eines Chumash-Schamanen und war in Vietnam einer der Spezialaufklärer der Army gewesen, die in kleinen Trupps bis tief ins Hinterland des Feindes eindrangen.
»Oh yeah, böse Geister«, sagte Bär, als beschriebe ich ihm ein Problem, bei dem es um einen Schädlingsbefall ging. »Das machst du so.« Einige Kulturen sind einfach besser als meine, wenn es um solche Dinge geht. Wir fuhren zu Bärs Wohnung, wo ich wartete, während er seinen Onkel im Tal besuchte. Er kam mit einer Tonkassette mit dem Gesang seines Onkels zurück und gab mir eine Tonschüssel und etwas Salbei, den sein Onkel gepflückt und gesegnet hatte. Zwei Abende später, die Familie war nicht da, setzte ich mich auf den Boden unseres Wohnzimmers, schaltete Bärs Kassette ein, zerkrümelte den Salbei in die Schüssel und steckte ihn an. Ich versuchte, die Gesänge mitzusingen, ließ den Salbeirauch um mich herumwehen und durchs Haus ziehen und machte es so unbewohnbar für böse Geister. Um ganz sicherzugehen, sprenkelte ich noch Weihwasser um die Fenster und Türen der Kinderzimmer. Als alle zurückkamen, erntete ich nur ein paar komische Blicke und kurze Kommentare wegen des Geruchs.
Die Präsenz kam nie wieder. Bei seltenen Gelegenheiten spüre ich sie noch am Rand meines Bewusstseins flüstern, aber sie kam nie zurück so wie an den Tagen nach unserer Messe für die Toten. Geschlagen war sie nicht, sie ließ mich nur in Ruhe und suchte sich andere Felder, die sich beackern ließen. Ich weiß, wenn ich es erlaube, kommt sie zurück, aber unsichtbar und unspürbar. Das ist das Problem mit dem Bösen. Wie ich schon sagte, normalerweise verbirgt es sich in gewöhnlichen Dingen.
Die Zivilisation schreitet voran, weil wir die Fähigkeit haben, kulturelle und technische Erungenschaften an die nächste Generation weiterzugeben. Wir müssen nicht jeder wieder bei null anfangen wie andere Lebewesen. Im Unterschied zu den Chumash haben die meisten Amerikaner jedoch aufgehört, das Wissen um die kulturelle Kraft von Ritualen zu pflegen, sondern konzentrieren sich auf den Fortschritt der Technologie. Grandma und Grandpa leben in Sun City.
Ein besonderes Problem für Krieger ist es dabei, dass Grandma und Grandpa nicht mit in den Krieg kommen können. Es muss eine andere Möglichkeit geben, ihre Weisheit mitzunehmen, um nicht nur rein körperlich in den Kampf geschickt zu werden. Es gibt keine erfolgreiche Heimkehr aus dem Krieg, wenn die Soldaten nicht darauf vorbereitet werden,
bevor
man sie in die Schlacht schickt.
Eine der besten Methoden würde darin bestehen, sich der spirituellen Weisheit eines Meisters des Kampfsports zu bedienen. Die meisten Menschen denken, die Kampfkünste, wie man auch sagt, seien uralt, dabei sind sie noch relativ jung. Die allerersten Aufzeichnungen über sich im Kampfsport übende Mönche stammen aus China Ende des 15 . Jahrhunderts. Die meisten der heute praktizierten Kampfsportarten sind aber erst im 20 . Jahrhundert entstanden. In letzter Zeit haben sich auch die Marines stärker dem Kampfsporttraining zugewandt. Das ist ein willkommenes Zeichen, allerdings darf die spirituelle Seite nicht der körperlichen nachgeordnet werden, was immer eine Gefahr in einer Gesellschaft ist, die Religion und Staat voneinander trennt, und einer Kultur, die vor allem den praktischen Nutzen der Dinge sieht. Das Training muss über das reine »Und-so-bringt-ihr-jemanden-um« hinausgehen. Es muss das Warum des Tötens mit einschließen, die Frage, wie es sich in das größere Schema der Dinge einfügt und wie sich der Tötende hinterher fühlt. Mit dieser Vorbereitung wäre die Rückkehr nach Hause für Kämpfer sehr viel leichter.
Zusätzlich zu diesem Training gibt es etliche praktische Dinge, die getan werden können, um die Reintegration der heimkehrenden Veteranen zu verbessern. Zunächst einmal sollte das Militär niemals Soldaten entlassen, die frisch aus der Kampfzone kommen, wie es in Vietnam der Fall war, ganz gleich, wie begierig die Kids darauf sind, die Uniform loszuwerden. Sie
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