Was fuer eine Nacht Cowboy
dem Rummelplatz in Cheyenne.
War es an dem Tag gemacht worden, als sie ihn mit Maggie gesehen hatten?
Er hatte schon danach fragen wollen, aber er hatte es nicht fertig gebracht. Tess hatte das Album abrupt zugeklappt, war aufgestanden und hatte damit die Vergangenheit endgültig ad acta gelegt.
So einfach war das für Noah nicht.
Er stand auf, und so leise er konnte, verließ er das Zimmer und ging zu Susannah hinüber. Ihre Tür stand einen Spaltbreit auf. Er stieß sie weit auf.
Die Jalousien waren nur halb geschlossen, so dass vom Schnee reflektiertes Licht von draußen hereinfiel und er seine Tochter sehen konnte, wie sie sich in die Kissen gekuschelt hatte. Still betrachtete er sie eine Weile und schaute dann zu den Fotos von sich, die auf ihrem Nachttisch standen.
In den Alben gab es keine von ihm. Natürlich nicht, er war ja nicht da gewesen.
Dennoch musste er zugeben, dass Tess ihn nicht vollkommen ausgeschlossen hatte. Im Gegenteil, sie hatte ihrer Tochter so viel über den Vater mitgeteilt, wie sie nur wagen konnte. Dafür war er ihr dankbar, auch wenn er wusste, dass es für Susannah nicht genug gewesen war.
Für ihn war es auch nicht genug. Er wollte mehr - von allen beiden.
Sacht strich er Susannah über das dunkle Haar. Sie bewegte sich ein wenig.
“Frohe Weihnachten”, murmelte sie.
Noah hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und strich ihr erneut übers Haar.
“Frohe Weihnachten, mein Schatz”, flüsterte er. Dann humpelte er so leise hinaus, wie er hereingekommen war.
Unten brannte Licht. Es lockte ihn unweigerlich an. Tess hatte ihn nach oben geschickt, weil sie schlafen wollte. Warum war dann noch Licht an?
Er stieg die Treppe hinunter. Im warmen Licht der winzigen, bunten Birnchen sah er Tess auf dem Sofa schlafen.
Wie magisch angezogen trat er näher. Sie lag auf der Seite, hatte eine Hand unter den Kopf geschoben und die andere unter die Decke, die sie fest an sich drückte. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, das Haar auf dem Kissen ausgebreitet.
Nur einmal hatte er sie schlafend gesehen. Das war an dem Morgen vor acht Jahren gewesen, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Sie hatten sich bis spät in die Nacht hinein geliebt, begierig, Zärtlichkeit zu geben und zu bekommen, bis sie schließlich in inniger Umarmung zufrieden eingeschlafen waren.
Tess hatte noch fest geschlafen, als Noah im ersten Morgengrauen aufgewacht war. Er hatte neben ihr gelegen, die Wärme ihres Körpers genossen und es schon bedauert, dass er sie nicht mehr bei sich haben würde, wenn er am Abend wieder zu Bett ging. Er hatte sich ihr zugewandt, sie aufs Haar geküsst und den blumigen Duft ihres Parfüms tief eingeatmet, um sich daran erinnern zu können.
Dann war er von ihr weggerückt, aber nur so weit, dass er sie sich noch ein letztes Mal ansehen konnte. Er wusste heute noch, dass er gedacht hatte, wie schön sie war.
Das hatte er ihr nie erzählt. Auch nicht, dass jene zwei Wochen vor acht Jahren die besten Wochen seines Lebens gewesen waren.
Warum nicht?
Weil er dann Ehemann und Vater geworden wäre.
Wäre das ein gerechter Handel gewesen?
Keine gerechte Frage. Das wurde ihm im selben Moment klar. Die Vergangenheit konnte er nicht ändern. Wohl aber die Zukunft.
Eine Zukunft mit Tess?
Vor acht Jahren hatte er sie auch schlafen sehen. Er hatte tief Luft geholt und sich zum Gehen gewandt. Jetzt trat er näher und beugte sich über sie. Sie bewegte sich und seufzte, wachte aber nicht auf. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar, so wie vorhin bei Susannah. Es war ihm nicht genug. Er kniete sich hin und küsste sie auf den Mund. Bei seiner Berührung öffnete sie ihre Lippen.
Er sehnte sich so danach, sie zu küssen, doch er wagte es nicht. Zögernd senkte er den Kopf und lehnte seine Stirn gegen ihre. “Danke”, flüsterte er.
Sie regte sich nicht.
Langsam richtete er sich auf, zog die Decke um ihre Schultern zurecht und schaltete die Lichter am Tannenbaum aus, ehe er nach oben zurückkehrte.
Doch er schlief erst nach vier Uhr ein.
Jemand beugte sich über ihn.
Noah merkte es sofort, ohne dass er die Augen aufmachte. Auf einmal war er hellwach. Wie lange hatte er nicht alle Sinne beisammengehabt? Welches Pferd hatte ihn abgeworfen? Er riss die Augen auf.
“Gut, dass du wach bist.”
Noah sank in die Kissen zurück. Die Rodeo-Arena aus seinen Träumen verblasste, und er sah Susannah vor sich. “Morgen”, murmelte er, rieb sich die Augen und musterte sie. „Wie viel
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