Was fuer eine Nacht Cowboy
bei den Williams’ ihren Platz neben Noah für Tess frei machte, indem sie fragte: “Kann ich mich nicht neben Libby setzen? Mom soll hier sitzen.”
Verflixt noch mal, Janna ging darauf ein. Ihre Freundin schien sich gegen sie verschworen zu haben. “Er ist vollkommen in Ordnung”, hatte Janna behauptet und Tess vor dem Abendessen beiseite gezogen.
“Du hättest sehen müssen, wie er die Angelegenheit mit Susannahs Zahn in die Hand genommen hat. Er hat das Zeug zum Vater.”
Das war ein großes Lob von Janna, deren mütterliche Instinkte nahezu untrüglich waren. Tess hatte nichts darauf erwidert. Möglicherweise hatte Janna recht. Tess legte keinen Wert darauf, es herauszufinden, auch wenn Janna und Steve es für gut zu halten schienen. Verflixt, wo war nur ihre Gleichgültigkeit, die sie sich angeeignet hatte, ihr Desinteresse allem gegenüber, was Noah tat oder zu tun beabsichtigte?
Je intensiver er sie beobachtete, desto erregter fühlte sie sich.
Sie war richtig froh, dass Susannah zum Umfallen müde war, als sie nach Hause kamen. So hatte Tess eine Ausrede, sich ihm für ein paar Minuten zu entziehen. Doch leider ging ihre Tochter bereitwillig ins Bett und schlief auf der Stelle ein.
Dass Noah inzwischen auch schon zu Bett gegangen sein würde, war wohl zuviel verlangt. Als sie nach unten kam, fand sie ihn in der Küche. Er hatte zwei Tassen Tee gemacht.
“Tee?” wunderte sich Tess.
“Cowboys trinken Tee”, antwortete er. “Mein Vater hat nie etwas anderes getrunken. Und meine Mutter hat uns Kindern Tee gemacht, wenn wir einen anstrengenden Tag hatten. Tee heilt, was euch quält, hat sie immer gesagt.”
“Und was … quält uns?” erkundigte sich Tess vorsichtig.
“Ich dachte, nachdem du gesehen hast, wie deine Tochter zugerichtet war, könntest du eine Tasse Tee vertragen.”
“Bei Kindern muss man immer mal mit solchen Überraschungen rechnen.”
Dennoch nahm sie die Teetasse dankbar entgegen. Sie war froh, etwas zuhaben, womit sie sich beschäftigen konnte, denn er musterte sie schon wieder so eigenartig aufmerksam.
“Du hast wesentlich ruhiger reagiert, als ich erwartet hatte.” Während er das sagte, drängte er sie ins Wohnzimmer hinüber, so dass sie plötzlich neben ihm auf dem Sofa saß, ohne ganz zu verstehen, wie das so rasch passiert war.
Hastig trank sie einen Schluck Tee und verbrannte sich prompt die Zunge.
“Willst du damit sagen, ich wäre ein Biest?” fragte sie.
“Um Himmels willen, nein! Wie kommst du denn auf so etwas? Ehrlich, Tess, du bist die freundlichste Frau, der ich je begegnet bin.”
Das war Süßholzgeraspel. Er wollte ihr nur ein Lächeln entlocken und hoffte darauf, von ihr mit offenen Armen aufgenommen zu werden. Und in ihrem Innern wünschte sie sich, genau das tun zu können. Sie wollte sich gar nicht mehr gegen ihn wehren, sondern ihn in die Arme nehmen und - Närrin die sie war - ihn lieben.
Allerdings war sie nicht so dumm, zu glauben, dass sie ihn damit halten konnte. Nicht mit Liebe. Nicht einen herumziehenden, rastlosen Cowboy, der, sobald er gesund war, wieder auf Wanderschaft gehen würde.
Doch wenigstens für eine Nacht sollte er ihr gehören. Eine Nacht lang konnte sie ihn halten. Sie durfte nur keine Versprechen von ihm erwarten, dann würde sie auch nicht enttäuscht sein.
Oder doch?
Tess versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie wusste nur zu gut, dass es unklug von ihr war. Aber sie konnte ihm nicht mehr widerstehen. Zu sehr sehnte sie sich danach, von ihm in die Arme genommen zu werden.
Und so schien es ihr fast selbstverständlich, als er ihr die Tasse aus der Hand nahm und beiseite stellte. Sacht fasste er nach ihren Armen, und sie entzog sich ihm nicht. Im Gegenteil, sie schmiegte sich willig an ihn.
Es war wirklich dumm von ihr, und morgen schon würde sie es bereuen. Aber wenn sie ihm in die Augen schaute, fühlte sie sich zu ihm hingezogen wie eine Motte zum Licht.
“Nur heute Nacht”, flüsterte sie.
Bestimmt hatte Noah das gar nicht gehört. Und wenn doch, so beachtete er es nicht. Kaum dass sie es gesagt hatte, verschloss er ihr mit seinen Lippen den Mund.
Sein Kuss war anders als der, den er ihr im Krankenhaus gegeben hatte. Da hatte er versucht, sie zu erobern, ihr zu imponieren. Jetzt jedoch war sein Kuss wesentlich zärtlicher, liebevoller, und um so schwerer fiel es ihr, ihm zu widerstehen.
Nicht dass Tess ihm noch hätte widerstehen können. Ihr einziges Sinnen galt Noah und dem
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