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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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ich Florida nicht verlassen und wieder nach Hause zurückkehren konnte. Ein ausgemergelter, vernachlässigter Hund dagegen war etwas, was ich regeln konnte.
    So sah es also aus. Ich war tatsächlich verrückt. Aber warum hatte ich dann das Gefühl, dass da noch mehr war? Dass mir etwas entging?
    Das Lachen meiner Mutter am Abendbrottisch holte mich in die Gegenwart zurück. Ihr ganzes Gesicht strahlte, wenn sie lächelte, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie meinetwegen so am Rad drehte. Ich beschloss, ihr nichts von den heutigen Ereignissen zu erzählen. Wenn sie mich weiter so beobachtete, verwandelte sie sich am Ende noch in Saurons Auge. Und dann würde sie ernst machen mit der angedrohten Therapie und den Medikamenten. Keine der beiden Methoden erschien mir sonderlich verlockend, außerdem konnte ich jetzt, wo ich wusste, was los war, mit der Sache umgehen.
    Bis ich einschlief.

16
    VORHER
    W irbogen in eine lang gezogene Auffahrt, die von einem vor sich hin rostenden Eisentor bewacht wurde. Blattlose Bäume krümmten ihre dicken Äste über dem Wagen und knarrten im Wind. Die Scheinwerfer waren die einzige Lichtquelle auf dem stillen Weg. Ich schauderte, trotz der Heizungsluft.
    Jude legte den Arm um mich und drehte die Musik von »Death Cab« leiser. Ich sah aus dem Fenster. Die Scheinwerfer huschten über einen Wagen, der etwa fünfzig Meter entfernt stand und den ich sofort als Claires Auto erkannte.
    Die Scheiben waren beschlagen und sie stellte den Motor ab, als wir herankamen. Als ich nach der Tür griff, hielt Jude mich an der Hüfte zurück. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich war extrem angespannt und wollte ihn mir heute Nacht nicht schon wieder vom Leib halten müssen.
    Ich schüttelte ihn ab. »Sie warten auf uns.«
    Er hielt mich fest. »Sicher, dass du so weit bist?« Er sah skeptisch aus.
    »Himmel, ja«, log ich und lächelte zur Bestätigung.
    »Wir können auch umkehren, wenn du willst.«
    Ich kann nicht behaupten, dass sein Vorschlag nicht verlockend gewesen wäre. Normalerweise gewannen warme Decken immer gegen mitternächtliche Exkursionen in eisiger Kälte.
    Doch heute war es anders. Rachel bekniete mich seit letztem Jahr, das hier durchzuziehen. Und jetzt, wo sie Claire auf ihrer Seite hatte, konnte mich meine Neurose meine beste Freundin kosten.
    Also verdrehte ich die Augen, statt Ja zu sagen oder gar begeistert einzuwilligen. »Ich habe gesagt, dass ich mitmache, also tue ich das auch.«
    »Oder wir bleiben hier im Auto.« Jude zog mich an sich, aber ich drehte den Kopf so, dass er nur meine Wange erwischte.
    »Willst du umkehren?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    Gereizt wandte Jude sich ab. »Ich habe das schon mal gemacht. Es ist bloß ein altes Gemäuer. Nichts weiter.«
    Er stieg aus dem Wagen und ich folgte ihm. Er würde nachher sauer sein, aber das war es wert. Wir waren seit zwei Monaten zusammen und in den ersten Wochen hatte ich ihn wirklich gemocht. Wer würde das nicht? Er war das Sinnbild eines Amerikaners mit seinen dunkelblonden Haaren und den grünen Augen, genau wie Claire. Schultern wie ein Footballspieler. Und süß. Zuckersüß. Zumindest im ersten Monat.
    In letzter Zeit jedoch – weniger.
    Die Beifahrertür von Claires Auto fiel zu und Rachel kam mit wehenden dunklen Haaren zu mir herübergesprungen.
    »Mara! Ich bin ja so froh, dass du gekommen bist. Claire hat geglaubt, du würdest im letzten Moment noch kneifen.« Sie umarmte mich.
    Ich sah zu Claire hinüber, die immer noch im Auto hockte. Sie sah mich zur Antwort mit schmalen Augen an. Sie wirkte unfreundlich und enttäuscht, als hätte sie gehofft, dass ich nicht auftauchen würde.
    Ich hob das Kinn. »Und die Chance verpassen, die Nacht in einer berühmten Irrenanstalt zu verbringen? Niemals.« Ich legte den Arm um Rachel und grinste sie an. Dann schaute ich demonstrativ zu Claire hinüber.
    »Warum habt ihr so lange gebraucht?«, fragte Claire. Jude zuckte die Achseln. »Mara hat verschlafen.«
    Claire lächelte kühl. »Warum überrascht mich das nicht?«
    Ich machte den Mund auf für eine fiese Antwort, doch Rachel nahm meine Hand, die in der kurzen Zeit im Freien zu einem Eisklumpen erstarrt war, und kam mir zuvor.
    »Ist doch egal, jetzt ist sie hier. Das wird ein Riesen spaß.
    Ganz bestimmt.«
    Ich hob den Kopf und betrachtete das imposante neogotische Bauwerk vor uns. Spaß. Ja, sicher.
    Jude blies in die Hände und zog seine Handschuhe an. Und ich stellte mich auf

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