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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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unerfreuliches Bild vor mein geistiges Auge schob – ich mit Schweineblut übergossen auf einem Highschool-Ball.
    »Ich will dir etwas zeigen.«
    Ich wandte mich ab und starrte aus dem Fenster. Bei diesem Typen wusste man nie, woran man war.
    Geschwungene Autobahnüberführungen wanden sich über und um uns herum, klotzige Betonungetüme, die auf diesem Abschnitt der Interstate 95 die Landschaft prägten. Wir fuhren nach Süden und Noah und ich wechselten den größten Teil der Fahrt kein Wort mehr miteinander.
    Irgendwann machte die städtische Landschaft zu beiden Seiten der Autobahn dem Ozean Platz. Die Straße verengte sich von vier auf zwei Fahrspuren und eine steile, hohe Brücke ragte vor uns auf.
    Sehr steil. Und sehr hoch.
    Wir schlossen uns dem Pulk aus Bremslichtern an, der vor uns die Überführung hinaufkroch. Mir wurde die Kehle eng. Mit der verbundenen Hand umklammerte ich die Mittelkonsole und der Schmerz schoss mir den Arm hinauf, während ich mich bemühte, weder nach vorn noch zur Seite zu schauen, wo das türkisfarbene Wasser und die Skyline von Miami immer kleiner wurden.
    Noah legte seine Hand auf meine. Nur ganz leicht. Er berührte mich kaum.
    Doch ich spürte es.
    Ich neigte den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen, und er lächelte ein wenig, während er weiter geradeaus schaute. Ich konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Zur Antwort schob Noah seine Finger zwischen meine bandagierten, die immer noch auf der Plastikkonsole lagen. Ich war zu sehr mit seiner Hand beschäftigt, um irgendwelche Schmerzen zu spüren.
    »Hast du eigentlich vor irgendetwas Angst?«, fragte ich. Sein Lächeln verschwand. Er nickte kurz.
    »Und was?«, drängte ich. »Meine habe ich dir gezeigt …«
    »Ich habe Angst vor Künstlichkeit.«
    Ich wandte mich ab und eine Minute lang sagte keiner von uns ein Wort. Aber dann.
    »Ich habe Angst davor, unecht zu sein. Leer«, sagte Noah tonlos. Er ließ meine Finger los und seine Hand ruhte einen Moment lang auf meinem Handrücken. Meine Hand passte fast komplett in seine. Ehe ich wusste, was ich tat, drehte ich sie um und verschränkte die Finger mit seinen.
    Ich schaute Noah ins Gesicht, als suchte ich etwas. Ein Zeichen vielleicht. Ich wusste nicht, was, ehrlich nicht.
    Doch da war nichts. Seine Miene war ruhig, seine Stirn glatt. Blank. Wir hielten uns weiter an den Händen. Ich wusste nicht, ob meine Finger seine mit Gewalt festhielten und diese einfach nur ruhig dalagen oder ob …
    »Es gibt nichts, was ich mir wünsche. Nichts, was ich nicht tun kann. Nichts, was mir am Herzen liegt. Auf jeden Fall bin ich ein Hochstapler. Ein Darsteller meines eigenen Lebens.«
    Seine plötzliche Offenheit überraschte mich. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, also schwieg ich.
    Er entzog mir seine Hand und deutete auf eine gewaltige goldene Kuppel jenseits des Wassers. »Das ist das Miami Seaquarium.«
    Keine Antwort.
    Noah fingerte mit seiner freien Hand in seiner Brusttasche. Er klopfte eine Zigarette aus der Packung, zündete sie an und entließ den Rauch durch die Nase. »Ich hab’s mir überlegt.«
    Er wollte mich zurückbringen. Und zu meiner eigenen Überraschung wollte ich das nicht. »Noah, ich –«
    »Wir sollten mal hingehen. Ins Seaquarium. Es gibt dort einen Killerwal.«
    »Okay …«
    »Er heißt Lolita.«
    »Das ist …«
    »Schräg?«
    »Ja.«
    »Ich weiß.«
    Das unangenehme Schweigen dauerte an. Wir verließen den Highway auf der dem Seaquarium abgewandten Seite und folgten dem Straßenverlauf in ein belebtes Viertel voller Kästen – Häuser – mit pfirsich-, gelb-, orange- oder rosafarbenem Anstrich und Gittern vor den Fenstern. Alles war spanisch beschriftet, jedes Straßenschild und jedes Schaufenster. Mir war bewusst, dass Noah darauf wartete, dass ich etwas sagte. Also tat ich es.
    »Und, äh, hast du Lolita schon mal gesehen?«, fragte ich, obwohl ich mich am liebsten dafür geohrfeigt hätte.
    »Himmel, nein.«
    »Woher weißt du dann von ihr?«
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und einige Strähnen fielen ihm über die Augen und glänzten im Licht der späten Morgensonne. »Meine Mutter ist so eine Art Tierrechtsaktivistin.«
    »Klar, sie ist Tierärztin.«
    »Nein, schon vorher. Wegen der Tiergeschichten ist sie überhaupt erst Veterinärin geworden. Aber es steckt noch mehr dahinter.«
    Ich runzelte die Stirn. »Schwammiger geht’s wohl nicht.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich es beschreiben

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