Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
Gesicht und blickte aus reiner Gewohnheit in den Spiegel.
Judestand hinter mir, mit den gleichen Klamotten wie in der Nacht, in der ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Seinem Lächeln fehlte jegliche Wärme. Mir stockte der Atem.
»Wird Zeit, dass du auf andere Gedanken kommst«, sagte er, bevor ich mich umdrehte und mich in die Toilette übergab.
25
A mSonntagmorgen riss mich mein Wecker aus dem Schlaf. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen war. Ich trug immer noch die Kleidung vom Vortag.
Ich war einfach nur müde. Und vielleicht ein bisschen aufgeregt wegen meines Treffens mit Noah. Ein winziges bisschen. Ich widmete mich meinem Kleiderschrank und ging die Optionen durch.
Rock – nein. Kleid – auf keinen Fall. Dann also Jeans. Ich schlüpfte in ein kaputtes Paar und zog eines meiner Lieblingsshirts aus der Kommode, das ich mir über den Kopf streifte.
Mein Herz klopfte wie wild, was in völligem Gegensatz zu den trägen Bewegungen stand, mit denen ich mich an diesem Morgen in die Küche schleppte, als wäre alles normal. Was auch der Fall war.
Meine Mutter steckte gerade Brotscheiben in den Toaster, als ich hereinkam.
»Morgen, Mom.« Meine Stimme klang so ruhig, dass ich mir innerlich gratulierte.
»Guten Morgen, mein Schatz.« Sie lächelte und holte einen Filter für die Kaffeemaschine heraus. »Du bist früh dran.« Sie klemmte sich eine ihrer kurzen Haarsträhnen hinters Ohr.
»Ja.«Das war ich. Und sie hatte keine Ahnung, warum. Seit Mittwoch hatte ich nach einer Möglichkeit gesucht, ihr von meinem Nicht-Plan für heute zu erzählen, doch mein Hirn war wie leer gefegt. Und jetzt würde er gleich vor der Tür stehen.
»Irgendwelche Pläne für heute?«
Es war so weit. »Ja, hab ich.« Ganz locker bleiben. Ein Kinderspiel.
»Was hast du vor?« Sie kramte in den Schrankfächern, sodass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte.
»Ich weiß es nicht genau.« Das stimmte; ich wusste es wirklich nicht, auch wenn Eltern so etwas nicht gerne hörten. Vor allem nicht meine Eltern. Und meine Mutter schon gar nicht.
»Und mit wem triffst du dich?«, fragte sie. Selbst wenn sie bis jetzt noch nicht misstrauisch sein sollte, würde es nicht mehr lange dauern.
»Mit einem Jungen aus der Schule …«, sagte ich, während ich mich auf das Schlimmste gefasst machte.
»Willst du mein Auto nehmen?«
»Wie bitte?«
»Mara?«
Ich blinzelte. »Tut mir leid … Ich dachte, ich hätte ›Wie bitte?‹ gesagt. Was hast du gesagt?«
»Ich habe dich gefragt, ob du den Acura nehmen willst? Ich brauche ihn heute nicht und du hast kein Codein genommen.«
Daniel schien seinen Teil der Vereinbarung eingehalten zu haben. Ich würde ihn später fragen, wie er das hinbekommen hatte.
Ichverzichtete darauf, meine Mutter zu korrigieren und ihr zu sagen, dass ich schon seit Tagen kein Codein mehr nahm. Die Brandwunden taten zwar immer noch weh, aber seit Freitag hatten sie erhebliche Fortschritte gemacht. Unter den Bandagen sah es nicht annähernd so schlimm aus, wie ich erwartet hatte. Der Notarzt hatte mir gesagt, dass vermutlich Narben zurückbleiben würden, aber die Blasen schienen bereits abzuheilen. So weit, so gut.
»Danke, Mom, aber er holt mich ab. Er kommt in –« Ich sah auf die Uhr. Verflixt. »Fünf Minuten.«
Überrascht drehte sich meine Mutter um. »Es wäre schön gewesen, wenn du es mir ein bisschen früher erzählt hättest«, sagte sie, während sie ihr Spiegelbild in der Glasfläche der Mikrowelle überprüfte.
»Du siehst super aus, Mom. Wahrscheinlich wird er sowieso einfach nur hupen.« Ich war versucht, ebenfalls einen schnellen Blick in die Scheibe der Mikrowelle zu werfen, unterließ es aber, weil ich mir nicht sicher war, wen ich dort sehen würde. Stattdessen goss ich mir ein Glas Orangensaft ein und setzte mich an den Küchentisch. »Ist Dad zu Hause?«
»Nein, er ist ins Büro gefahren. Warum?«
Weil damit eine Person weniger Zeuge meiner Demütigung werden würde. Doch bevor ich den Gedanken in die richtigen Worte kleiden konnte, kam Daniel hereingeschlendert. Er reckte sich und drückte die Fingerspitzen gegen die Zimmerdecke.
»Mutter«, sagte er und gab Mom auf dem Weg zum Kühlschrank einen Kuss auf die Wange. »Irgendwas vor heute, Mara?«, fragte er mit dem Kopf im Kühlschrank.
»Haltdie Klappe«, sagte ich, ohne richtig bei der Sache zu sein.
»Ärgere sie nicht, Daniel«, sagte meine Mutter.
Ein dreimaliges Klopfen an der Haustür verkündete Noahs
Weitere Kostenlose Bücher