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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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ist mit Dads Fall? Er kann ihn nicht abgeben, nicht wegen mir …« Ich schluckte und bemühte mich, nicht umzukippen.
    »Ich werde ihnen morgen, bevor Noah kommt, ordentlich vorschwärmen, wie toll du dich machst. Und wie sehr du mir bei der Party geholfen hast.«
    »Du bist unglaublich. Ehrlich.«
    »Ich hab dich auch lieb, Schwesterherz. Und jetzt leg dich hin.«
    Wir verschwanden in unseren Zimmern. Draußen war es dunkel geworden und mir sträubten sich die Nackenhaare, als ich an unseren Familienfotos vorüberging. Ich wandte mich den Glastüren auf der anderen Seite zu, die zum Garten hinausführten. Das Licht im Korridor machte die Dunkelheit draußen undurchdringlich und merkwürdigerweise hatte ich jedes Mal, wenn ich mich den Scheiben näherte, das Gefühl, dass dort draußen etwas war, etwas Kriechendes, Schleichendes, etwas … nein. Nichts. Da war nichts. Als ich in meinem Zimmer ankam, flitzte ich zu meinem Schreibtisch und dem Fläschchen Zyprexa, das darauf stand. Inzwischen vertraute mir meine Mutter so weit, dass ich das ganze Fläschchen in meinem Zimmer aufbewahren durfte. Ich wusste nicht mehr, ob ich heute Morgen eine Tablette genommen hatte. Wahrscheinlich nicht. Deshalb hatte die Geschichte mit Morales … Es war Zufall, dass sie gestorben war. Erstickt. Ein Zufall. Ich schüttelte eine Tablette in meine zitternde Hand, warf sie mir in den Mund und schluckte sie ohne Wasser hinunter.
    Sierutschte nur langsam und schmerzhaft und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge.
    Ich schüttelte meine Schuhe ab und kletterte ins Bett, wo ich das Gesicht in meinem Kissen vergrub. Es war nach Mitternacht, als ich zum zweiten Mal im Leben davon erwachte, dass jemand an mein Fenster klopfte.
    Das Déjà-vu-Gefühl umgab mich wie eine nasse Wolldecke, kribbelnd und unangenehm. Wie oft würde ich das noch durchleben müssen? Blind und nervös kroch ich aus dem Bett und schlich zum Fenster. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich die Hand ausstreckte, um die Jalousie hochzuziehen, und ich machte mich darauf gefasst, Judes Gesicht zu sehen.
    Doch es war Noahs Faust, die zum Klopfen ausholte.

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    E rtrug eine schäbige Baseballkappe, die er bis über die Augen gezogen hatte, sodass von seinem Gesicht nicht mehr zu erkennen war, als dass er erschöpft aussah. Und aufgewühlt. Ich öffnete das Fenster und ein warmer Luftschwall drang herein.
    »Wo ist Joseph?«, fragte er sofort und mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
    Ich rieb mir die schmerzende Stirn. »Bei einem Freund, er –«
    »Da ist er nicht«, sagte Noah. »Zieh dich an. Wir müssen los. Sofort.«
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Noch hatte die Panik nicht eingesetzt. »Wir sollten meinen Eltern Bescheid sagen, wenn er nicht –«
    »Hör zu, Mara, denn ich sage das nur ein Mal.« Mein Mund wurde trocken und ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, während ich darauf wartete, dass er zu Ende sprach.
    »Wir finden Joseph. Aber wir haben nicht viel Zeit. Du musst mir vertrauen.«
    Es war, als hätte ich Watte im Kopf, mein Gehirn war völlig benebelt vor Müdigkeit und Verwirrung. Ich konnte die Frage nicht formulieren, die ich ihm stellen wollte.
    Vielleicht,weil das hier nicht real war. Oder vielleicht auch, weil ich träumte.
    »Beeil dich«, sagte Noah und das tat ich.
    Ich streifte mir Jeans und T-Shirt über, dann warf ich Noah einen Blick zu. Er hatte die Augen abgewandt und sah zu einer Straßenlaterne hinüber. Seine Kiefermuskeln arbeiteten, während er von innen auf seinem Wangenfleisch kaute. Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Gefährliches. Explosives.
    Als ich fertig war, packte ich die Fensterbank und hievte mich hinaus auf den feuchten Rasen vor meinem Zimmer. Noch leicht aus dem Gleichgewicht schwankte ich ein wenig, doch Noah streckte die Hand aus und stützte mich einen Moment, dann lief er voraus. Ich musste joggen, um ihn einzuholen. Es war anstrengend, als müsste ich gegen die stickige, schwüle Luft anlaufen.
    Noah hatte in der Einfahrt geparkt. Er war der Einzige. Daniel war nicht da, der Wagen meines Vaters war fort und auch der meiner Mutter fehlte. Anscheinend waren sie getrennt ausgegangen.
    Noah riss die Tür auf und ließ den Motor an. Ich saß kaum neben ihm, als er auch schon Gas gab. Die Beschleunigung drückte mich in den Sitz.
    »Anschnallen«, sagte er.
    Ich funkelte ihn böse an. Als wir auf die I-75 auffuhren, hatte Noah sich weder eine Zigarette angezündet noch ein Wort gesagt.

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