Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
Vom Netzwerk:
Fahrt gewesen, seine Mundharmonika hatte Shanties und viele andere Melodien gespielt. Selbst jene Gäste, die nicht aus Penmarin stammten und die uralten Verse und Liedtexte nicht kannten, hatten durch Stampfen und Klatschen mitgemacht. Es war ein herrlicher, ein denkwürdiger Abend gewesen.
    Tanya lungerte am Ende der Theke herum. Die roten Haare fielen ihr über die Schulter, als sie den Kopf zur Seite neigte. Sie klemmte sich den Motorradhelm unter den Arm, das erste und letzte Geschenk des Bikers. Sie war für die Heimfahrt bereit.
    Rodney grinste sie an und kippte sich den Rest seines Whisky hinter die Binde. Er fand sie umwerfend, und dieses eine Mal war es nicht seine Bierseligkeit, die ihr dieses unwiderstehliche Aussehen verlieh. Sie hatte von Anfang an seinen Blick auf sich gezogen. Wenn er ehrlich war, gefiel ihm die Vorstellung eines Rohdiamanten, der keine Romantik und geflüsterten Liebkosungen erwarten würde. Er hätte darauf gewettet, dass ihr fester Freund mit Pralinen, Dessous und Champagner knauserte. Mit ihr würde er leichtes Spiel haben.
    »Ein schöner Abend?«
    »Ich hatte schon bessere.« Sie lächelte.
    Ihm gefiel ihre selbstsichere Stichelei. Sie war ganz das Gegenteil der dämlichen Schlampen von hier, die bei jedem seiner Worte lachten und davon träumten, in seinem großen Haus zu wohnen oder sich zumindest einen Tagesausflug mit seiner Jacht erhofften. Ihre sarkastische Schlagfertigkeit sagte ihm alles, was er zu wissen brauchte: Sie verhieß Spaß ohne weitere Bedingungen. Er hatte den Kellner und die Barfrau früh nach Hause gehen lassen, als räume er die Bühne für diesen lange erwarteten Auftritt. Perfekt.
    »Wo willst du damit hin?« Er grinste und deutete auf den Helm.
    »Keine Ahnung, irgendwelche Vorschläge?«
    Ihre Antwort hätte sexy sein können, wären ihr diese Worte nicht mit einer traurigen Gewohnheit über die glänzenden Lippen gegangen und hätte sie nicht diese Lolitapose eingenommen, die sie eine ganze Weile lang einstudiert haben musste. So machte sie es nun einmal, sie zog die Typen an Land, gab ihnen, was sie wollten, fühlte sich geliebt.
    Rodney schlenderte zu der Stelle, an der sie stand, und zog sie langsam hinter die Theke. Sie kicherte, fand das aber gar nicht lustig. Das war ein Lachen, das die Kerle erwarteten, ein Lachen, das ihnen die Erlaubnis erteilte. Es ist in Ordnung, weiterzumachen, es ist ja nur ein kleiner, harmloser Spaß.
    Er umfasste sie von hinten, atmete gegen ihren Nacken, sog den Duft ihres jungen Körpers ein. Er schob die Hand unter den dünnen Stoff ihres T-Shirts, legte sie flach auf die weiße Haut und beschrieb kleine Kreise, die die berührten Stellen wärmten. Tanya drehte sich langsam um, bis sie dem Mann, der sie verführen würde, ins Gesicht sah. Er war alt. Sie musterte die Linien und Falten, die sein erschlafftes Gesicht durchzogen, und bemerkte die hässlichen Haare, die in gestutzten Büscheln sprossen.
    Sie grinste, weil er so ungeschickt küsste. Sie war davon ausgegangen, dass ein älterer Liebhaber die Kunst beherrschen würde, aber das war offenkundig nicht der Fall. Er kam ihr im Vergleich zu ihrer zierlichen Gestalt riesig vor, ein Riese, den sie umhauen würde. Seine Ungeduld amüsierte sie. Er fingerte an Gürteln herum, griff nach Knöpfen, fummelte und grapschte, so eilig hatte er es. Sie schmunzelte, als ihr klar wurde, dass alle im Grunde gleich waren, ob sie nun zwanzig, dreißig, vierzig oder fünfzig waren. An diesem Punkt ging es nur um ein Bedürfnis, ein Verlangen, einen Drang, den sie befriedigen konnte. Wenn sie die Augen schloss, waren die Liebhaber ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart einander verblüffend ähnlich.
    Das ungleiche Paar sank auf den klebrigen roten Linoleumboden hinter der Theke. Der Gestank von Bier und der süßliche Geruch verschütteten Weins waren widerlich. Es gab keine Worte der Verführung, keine Zuneigung oder liebevollen Vertraulichkeiten. Das war ein rein körperlicher, animalischer, fast aggressiver Akt.
    Tanya lachte an die mit kariertem Stoff bekleidete Schulter eines Mannes mittleren Alters, die ihre Straffheit längst eingebüßt hatte. Sie genoss das kurze Gefühl der Macht, das war immer so. Das war der Augenblick, in dem sie sich überlegen fühlte. Sie freute sich über die Macht, die sie über den hiesigen Bonzen hatte, über den mit dem dicken Auto und der dicken Zigarre, ein Kenner der schönen Dinge des Lebens. Ein paar Sekunden lang würde diese

Weitere Kostenlose Bücher