Was habe ich getan?
durch die Gegend rast, dann turnt er auf seinem Boot herum.«
Kate nutzte den Augenblick. Hastig zog sie sich die Sportschuhe an, schlüpfte zur Hintertür hinaus und ging die Straße entlang. Sie versuchte, ihren sich beschleunigenden Puls zu beruhigen, versuchte, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Es kam nicht häufig vor, dass sie wusste, wo Rodney zu finden war. Das war die Gelegenheit, auf die sie gehofft hatte.
Sie entdeckte ihn an Deck der Lady of Penmarin, seiner ziemlich protzigen Jacht. Er trug eine stillose Segelmütze mit Goldlitze und einem großen aufgestickten Anker, jene Art von Kappe also, die man für ein paar Pfund in jedem der hiesigen Souvenirläden kaufen konnte. Er war damit beschäftigt, Seile zusammenzurollen. Selbst Kate, die sich mit dem Segeln gar nicht auskannte, wusste, dass das eine sinnlose Beschäftigung war und nur dazu diente, sich an Deck präsentieren zu können. Tom hatte es genau richtig formuliert: ein echter Blödmann.
»Hallo, Rodney.«
Kate winkte vom Anlegesteg.
»Das heißt Kapitän Rodney, wenn ich auf meiner Schiffsbraut bin.«
»Verstanden. Ich habe mich gefragt, ob ich kurz mit Ihnen sprechen kann?«
Kate ignorierte seine Heiterkeit. Sie war nicht in der Stimmung für ausgelassene Späße.
»Ja, selbstverständlich, kommen Sie an Bord.«
»Hm, ich habe befürchtet, dass Sie das sagen würden.«
Kate stöhnte auf. Sie war eine unbeholfene Seglerin, klammerte sich an die Takelage und setzte jeden Fuß vorsichtig, aus Angst, im Wasser zu landen.
»Was für eine schöne Überraschung, Kate. Kommen Sie in meine Höhle.«
Rodney deutete auf die Treppe zur Kabine und zuckte wie die klassische Karikatur eines Lustmolchs mit den ziemlich ungepflegten Augenbrauen.
»Lieber nicht. Ich ziehe es vor zu sagen, was ich zu sagen habe, und dann wieder zu gehen.«
»Ach, das klingt ungemütlich.«
»Ich will mit Ihnen über Tanya sprechen.«
»Ach, die entzückende Tanya – nur zu.«
»Das ist nicht lustig, Rodney, überhaupt nicht. Genau genommen bin ich gekommen, um Sie zu bitten, sich von ihr fernzuhalten.«
Rodney lachte und schüttelte sachte den Kopf, als könne er es nicht fassen.
»Ich weiß nicht, welche üblen Geschichten sie herumerzählt, aber lassen Sie mich Ihnen versichern, dass sie mehr als …«
»Sie hat Sie nicht erwähnt, kein einziges Mal«, unterbrach ihn Kate. »Ich bin diejenige, die ein Problem damit hat, nicht Tanya. Jede Beziehung, die Sie womöglich mit ihr eingehen wollen, wird ihr auf Dauer nur schaden, und mir liegt Tanya sehr am Herzen, das tun alle diese Mädchen.«
»Beziehung? Du lieber Himmel. Ich glaube, Sie überschätzen da etwas.«
Bei der Vorstellung lachte Rodney laut auf.
»Ich verstehe. Na ja, das sagt schon alles. Wissen Sie was, Rodney, Sie sind ein Arschloch, ein Scheißkerl und ein Arschloch!«
»Das haben Sie bereits gesagt.«
»Ich weiß, aber ich bin nicht sehr gut darin, in der Öffentlichkeit zu fluchen, und etwas anderes ist mir eben nicht eingefallen.«
»Geht es dabei um etwas anderes, Kate, altes Mädchen? Entdecke ich da etwas von dem grünäugigen Monster? Vielleicht ist es nicht fair, weil Kate ein einsames Mädchen ist?«
Er zwinkerte ihr zu.
»Oh, bitte! Sie machen mich krank, Rodney. Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Wie sind Sie nur zu dem Menschen geworden, der Sie sind? Was hat diesen unsäglichen Charakter geformt?«
Er starrte sie an und war sich unsicher, ob sie eine Antwort erwartete. Sie erwartete keine.
Kate fuhr fort: »Ich wette, wenn Sie mir auch nur im Geringsten ähnlich sind, dann lag es an den Menschen, mit denen Sie es zu tun hatten, an den Orten, die Sie besucht haben, an Ihrer Erziehung, den Urlauben, den Reisen, den Gesprächen mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Rassen, Religionen.«
»Vermutlich.« Er zuckte mit den Schultern und kratzte sich unter dem Hut am Kopf. Er verstand nicht recht, vorauf sie hinauswollte und wünschte sich, sie würde auf den Punkt kommen.
»Na ja, Tanya hatte keine dieser Gelegenheiten, bisher jedenfalls nicht. Sie mag ja wie eine Erwachsene aussehen und sogar wie eine klingen, aber das ist sie keineswegs. Ich möchte, dass Sie sie in Ruhe lassen und ihr die Chance geben, ihre Erfahrungen zu machen, ohne von jemandem abgeschleppt zu werden, der alt genug ist, ihr Vater, wenn nicht gar ihr Großvater zu sein. Ich bitte Sie, sich von ihr fernzuhalten, weil sie verletzlich ist, und ich nicht gewillt bin, einfach wegzuschauen
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