Was habe ich getan?
gebräunt. Mit Spangen aus Silber und Strass versuchte sie, ihr widerspenstiges Haar in Schach zu halten, das sie sich schulterlang hatte wachsen lassen. Ihr Top, unter dem sie keinen BH trug, lag eng an ihrem schlanken Oberkörper an, und ein bunter Patchworkrock fiel wie ein Fächer um die Beine ihres Stuhls.
Kate wusste, dass es ihrer Freundin niemals in den Sinn gekommen wäre, sich für etwas Dezentes oder Zurückhaltendes zu entscheiden. Sie nahm Natasha gegenüber Platz und machte sich kurz Sorgen, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Doch Natasha zuckte kaum mit den Wimpern, als hätten sie sich vor wenigen Minuten, nicht vor vielen Monaten, zum letzten Mal gesehen.
»Okay, ich habe im Alter von zwölf Jahren einmal eine Flasche Limo geklaut, hatte aber solche Angst, dass ich die Übung nicht wiederholt und die Klauerei auf der Stelle aufgegeben habe. Jedes Mal, wenn es früh am Abend an der Haustür klopfte, dachte ich, das wäre die Polizei, die mich holen kommt! Dann habe ich mich versteckt, unter meiner Bettdecke geschwitzt, bis mein Dad sie endlich wieder weggeschickt hatte.«
Kate schüttelte den Kopf und versuchte, den Gedankengängen ihrer Freundin zu folgen.
»Es war mehr eine Mutprobe und überhaupt nicht mein Ding. Ach, und ich habe auch einmal heimlich in dein Notizbuch geschaut, als du es in Mountbriers auf dem Küchentisch hast liegen lassen. Ich habe eine Liste von Aufgaben gelesen, alles ganz normal, und ein Bild von einer Blume gesehen, das du hingekritzelt hattest und das nicht sonderlich gelungen war, deine Perspektive war ganz falsch. Ich erinnere mich, gedacht zu haben, mein Gott, ich hoffe, das ist ein verdammter Code für etwas Außergewöhnliches und Aufregendes – kein Mensch kann doch ein so langweiliges Leben führen! Und schließlich, bitte einen Trommelwirbel, war ich ein ganz kleines bisschen in Cattermole, den Schulseelsorger, verknallt. Ich glaube, ich habe mich selbst in einer verbotenen Liebesaffäre wie in Die Dornenvögel gesehen, in der der arme Kerl zwischen seiner Hingabe an die Kirche und seinem Verlangen nach mir hin und her gerissen ist.«
Natasha zog eine ihrer elegant gebogenen Augenbrauen hoch und grinste Kate boshaft an.
»Also, das ist sie, Kate, meine Beichte. Dinge, die ich dir nicht gesagt habe, aber wahrscheinlich in dem Wissen hätte erzählen müssen, dass du mich nicht verurteilt, sondern mich trotzdem geliebt und mir geholfen hättest. Jetzt bist du an der Reihe!«
Kate lachte, bis ihr die Tränen kamen.
»Ach, Tash, ich habe es niemandem erzählt. Ich konnte es nicht.«
»Ich ziehe dich auf, meine Liebe. Wir haben doch alle Zeit der Welt.«
»Ja, vermutlich. Ich habe es gehasst, dir und allen anderen etwas vorzumachen, vor allem aber dir. Dann bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach nicht mehr konnte.«
»Weißt du was? Ich wusste, dass da etwas nicht gestimmt hat. Er war ein vielerlei Hinsicht ein Schwein, aber ich hatte keine Ahnung, wie sehr du gelitten hast. Ich habe vermutet, dass er dich ein bisschen tyrannisiert, aber als ich das ganze Ausmaß erfahren habe …« Natasha verstummte, um sich zusammenzureißen. »Ich halte dich für eine bemerkenswerte Frau, Kate. Stärker als alle, die ich sonst kenne, weil du das, was du getan hast, auf dich genommen hast, nur um es vor den Kindern geheim zu halten. Ich bewundere dich dafür sehr.«
»Ich bin mir nie wie ein starker Mensch vorgekommen, ganz im Gegenteil, nicht einmal jetzt.«
»Na ja, das solltest du aber. Die meisten Menschen wären nicht in der Lage gewesen zu funktionieren, ganz davon zu schweigen, sich nichts anmerken zu lassen und den anderen gegenüber so zu tun, als sei alles normal. Du bist unglaublich.«
Kate lächelte, da sie es nicht gewöhnt war, so über ihre Gefühle zu sprechen, und erst recht nicht, Komplimente zu bekommen.
»Wie geht es dir jetzt?« Natasha wirkte besorgt.
»Ich …« Wie ging es ihr? Das war schwer in Worte zu fassen.
»Mir geht es ganz gut. Mir gefällt der Friede, den ich hier drin habe, ich kann lesen. Aber natürlich vermisse ich … Ich habe ein paar Briefe von Lyds erhalten, aber von Dom habe ich nichts gehört. Sie meinte, sie würden … ich dachte, sie würden …« Kates Augen brannten, ihre Nase lief, und sie verzog den Mund zu einer hässlichen, kummervollen Grimasse.
»Ich habe sie gesehen.«
Die Worte ihrer Freundin erschütterten und beruhigten sie gleichermaßen.
»Ach! Ach, Tash!«
Sie hatte so viele Fragen,
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