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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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Schuldgefühle wegen Hamlets angeblichem Wahnsinn und dem Mord an ihrem Vater sind, die ihr den Verstand rauben?«
    Kate verstummte und blickte sich im Raum um, die Handflächen nach oben gedreht, um zur Wortmeldung aufzufordern.
    Jojo richtete sich auf. »Ich kann nicht glauben, dass Frauen bereits in den alten Zeiten, in der Zeit Hamlets, wie Dreck behandelt worden sind. Es ist, als hätte sich seit Hunderten von Jahren nichts geändert.« Sie schüttelte den Kopf.
    Kelly wollte das nicht gelten lassen. »Vielleicht ist das bei dir der Fall, Jojo. Ich habe mir von einem Kerl noch nie etwas gefallen lassen. Mann, das ist erbärmlich! Wenn ein Typ mich schlecht behandelt hat, bin ich gegangen, jedes Mal. Ophelia hätte das Weite suchen sollen.«
    Kate war daran gewöhnt, an dieses Abschweifen vom vorliegenden Text zum wahren Leben und wieder zurück. Sie hatte niemals mit einer solch angeregten und interessanten Debatte gerechnet. Das war wunderbar.
    »Jedes Mal, Kelly?«, fragte sie. »Was ist, wenn es andere Umstände gibt, die sie davon abhalten, ihn zu verlassen, andere Faktoren?«
    »Was zum Beispiel? Es gibt nichts, was mich veranlassen könnte, bei einem verdammten Scheißtypen zu bleiben, überhaupt nichts.«
    »Okay, dann lasst uns versuchen, ein bisschen auf die Sprache zu achten – obwohl Shakespeare ein großer Liebhaber von Flüchen war! Ich vermute, wir sprechen über zwei verschiedene Dinge. Ophelia wurde sowohl durch die Zeit, in der sie lebte, als auch durch die Umstände in die Enge getrieben, und ihr sagt, dass ihr euch heutzutage ein solches Maß an Unterdrückung nicht gefallen lassen würdet, richtig?«
    »Ja.« Kelly nickte. Das war genau das, was sie hatte sagen wollen.
    »Kelly, ich bitte dich nur, darüber nachzudenken, was wäre, wenn du Gründe hättest zu bleiben, ob die anderen diese Gründe für triftig halten oder nicht. Das könnten selbst auferlegte Gründe sein, wie zum Beispiel Schuld- oder Pflichtgefühle. Oder praktische Gründe: kein Zufluchtsort, Armut, kein Dach über dem Kopf.«
    Die Frauen starrten sie an. Kate wurde klar, dass viele, wenn nicht alle, mit Armut und Obdachlosigkeit zu kämpfen gehabt hatten. Diese Aspekte des Lebens wurden akzeptiert, ja man musste sogar mit ihnen rechnen. Die Latte lag so niedrig. Sie beschloss, einen anderen Kurs einzuschlagen.
    »Was wäre, wenn ihr Kinder hättet? Was wäre, wenn ihr bleiben müsstet, damit ihr euch um sie kümmern könnt?« Sie stellte sich Lydia und Dominic im Alter von sieben und acht Jahren vor, wie sie die beiden ins Bett bringt, ihnen einen Kuss auf die Stirn drückt und ihre Nachtlampen anknipst.
    »Man müsste schon von Anfang an eine Vollidiotin sein, wenn man mit einem so miesen Kerl Kinder bekommt.« Kelly war noch nicht fertig.
    Jojo meldete sich zu Wort und sah Kelly direkt an. »Ich hatte Kinder mit so einem. Das Problem war, dass er am Anfang ganz in Ordnung war und ich auf ihn hereingefallen bin. Dann hat er sich aber als wirklich übler Kerl entpuppt, als Scheiße erster Güte, als Lügner und absolute Drecksau.« Instinktiv schlang Jojo die Arme um ihren Oberkörper und beruhigte sich mit dieser Umarmung selbst.
    Kate lächelte Jojo an. Sie hatten mehr miteinander gemein, als die junge Frau je hätte erahnen können. Sie dachte, sie könnte eine verwandte Seele entdeckt haben.
    »Bist du wegen der Kinder bei ihm geblieben?«
    »Nein, ich bin wegen den Drogen geblieben. Meine Kinder waren schon im ersten Jahr, als er bei mir eingezogen ist, in Pflege gegeben worden. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen.«
    Jojo spuckte die Sätze angeberisch aus. Aber Kate bemerkte das Aufblitzen ihrer Pupillen und das Erröten ihrer Wangen, als sie von ihren Kindern sprach. Und ihr war aufgefallen, dass Jojo unbewusst kurz die linke Brust umschloss, die diese Kinder gestillt hatte.
    Das sagte ihr, dass sie gern eine gute Mutter gewesen wäre, wären die Umstände nur ein bisschen einfacher gewesen.
    Kate schaute in das Buch vor sich: »Schwachheit, dein Name ist Weib.«
    Sie saß auf ihrem Stuhl vor der Klasse und bemerkte, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Es brach ihr allein bei dem Gedanken über diese Vergeudung das Herz. Kate überkam ein Gefühl der Sinnlosigkeit: Was für einen Zweck hatte es, diese Frauen mit Shakespeare vertraut zu machen? Würde es Jojo ihre Kinder zurückbringen oder dazu beitragen, dass Kelly stabil wurde? Natürlich nicht. Ging es nicht vielmehr um ihren albernen, schwelgerischen

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