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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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biologische Mutter je kennengelernt?«
    »Nein. Sie hat mich auf die Welt gebracht und mich gleich im Stich gelassen. Ich weiß nicht, ob sie mich je in den Armen gehalten oder gestillt hat. Allen Aussagen nach war sie nur erleichtert, dass die ganze schmutzige Sache vorüber war. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch einmal an mich gedacht hat. Ich habe für sie gebetet und verzeihe ihr das fehlende Interesse. Ich verurteile sie nicht, Kate. Ich bin dankbar für den Weg, auf den sie mich gebracht hat. Ich bin gesegnet worden, und sie hat mir das Leben geschenkt. Das ist ziemlich verblüffend, was?«
    Kate konnte nur nicken.
    Simon warf das Geschirrtuch auf das Sideboard. Jetzt standen alle Teller und Töpfe sauber in den Schränken, bereit für das Abendessen.
    »Wie wäre es mit dem Ausflug?«, fragte er. »Deine Arbeit ist erledigt.«
    »Sehr gern«, antwortete sie und strahlte.
    ***
    Simons offener Jeep holperte Wege entlang, die, wie Kate vermutete, nicht breit genug waren, um Platz für ein ähnliches Fahrzeug zu bieten, sollte ihnen eines entgegenkommen. Aus dem dichten Blätterdach tropfte es noch vom letzten Regenschauer herab. Fahle Krebse von der Größe von Speisetellern huschten beim Nahen des dröhnenden Motors vom Weg und verzogen sich ins Dickicht. Am Rand eines kleinen Waldes kam das Auto abrupt zum Stehen.
    »Da sind wir.«
    Simon lächelte Kate an, und sein schönes, offenes Lächeln vermittelte ihr einen flüchtigen Eindruck von dem Mann dahinter, einem guten Mann.
    Simon marschierte zielstrebig durch das Wäldchen. Kate folgte ihm stolpernd, weil ihre Städterinnenfüße, die eher an die grauen englischen Pflastersteine gewöhnt waren, mit dem fremden Terrain zu kämpfen hatten. Vorsichtig stieg sie über lose Wurzeln und heruntergefallene Äste. Sie klatschte sich auf die Haut, um nach den Stechmücken zu schlagen, die sich über das All-you-can-eat-Büffet in Gestalt ihrer Arme und Beine hermachten. Es lohnte sich.
    Noch ein Schritt, und sie wusste, wie sich Lucy Pevensie in Der König von Narnia im Band Der Löwe und die Hexe gefühlt hatte. Allerdings stolperte Kate nicht in ein schneebedecktes Königreich. Stattdessen fand sie sich im Paradies wieder.
    Die von einem sanft ansteigenden Hang umgebene Bucht war hufeisenförmig, und das kristallklare blaue Wasser schwappte sachte an den Strand. Der feine Sand war unberührt. Die Bäume des Waldes hinter ihnen warfen ihren lichten Schatten über den Strand und beschatteten manche Stellen ganz. Dort, wo der Dschungel an den Sand grenzte, hatte Mutter Natur ein paar Palmen wachsen lassen. Es war einfach herrlich.
    »Ach, Simon! So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist so schön.«
    Er ließ sich auf dem Sand nieder, und Kate setzte sich neben ihn, dann krempelte sie sich ihre Leinenhose hoch, um ihre Waden zu bräunen. Sie trug niemals Badekleidung, weil sie ihre Narben lieber bedeckt hielt. Ein Handtuch oder eine Decke waren nicht nötig. So machte man das offenbar hier am Strand. Sie fuhr mit den Fingern durch den Sand, ließ den sanften Wind durch ihre Haare wehen und ihre Stimmung aufheitern.
    »Vor nicht allzu langer Zeit sah die ganze Insel noch so aus. Ich habe in den vergangenen zwanzig Jahren viele Veränderungen miterlebt, und nicht alle waren gut, Kate. Ich wollte dir diese Bucht zeigen.«
    »Ich verstehe warum, sie ist atemberaubend«, unterbrach sie ihn.
    »Aber schon bald werde ich nicht mehr hierher kommen können, und auch die Kinder nicht.«
    »Was meinst du damit? Warum?« Sie dachte, das sei vielleicht seine Art und Weise, ihr zu mitzuteilen, dass er wegziehen würde.
    »Sie ist verkauft worden, Kate.«
    »Verkauft? Wie kann sie verkauft werden? Das ist eine Bucht, ein Teil der Insel.«
    Simon stieß ein leises Glucksen aus und schüttelte den Kopf.
    »Das scheint offensichtlich zu sein, nicht wahr? Aber leider ist es nicht so einfach. Dieser und die beiden Strände rechts und links sind von einer großen Firma gekauft worden, und die wird ein riesiges Luxushotel bauen. Sie werden Felsblöcke benutzen, um den Zugang zum Gelände zu blockieren. Die werden einheimische Sicherheitsleute einstellen, die als Kinder selbst noch hier gespielt haben, damit sie auf diesem Streifen Sand patrouillieren und mich und viele andere davon abhalten, hierher zu kommen.«
    »Wie können sie das machen? Es ist ja nicht so, als würde es hier Hunderte Kilometer Strand geben. Das ist eine kleine Insel.«
    »Das stimmt, und trotzdem passiert genau

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