Was habe ich getan?
Küchenmädchen war wütend und frustriert darüber, dass ihr die Feierlichkeiten entgehen würden. Sie nahm eine Handvoll gemahlene Muskatnuss und rührte sie in den Kuchenteig. Zu viel Muskat ist nicht gut, und es wird erzählt, dass die ganze königliche Gesellschaft den ganzen Abend über halluzinierte, dass ihr fürchterlich schlecht wurde und sie das Bett hüten musste.«
»Oh, das klingt ja übel. Das ist eine Schande – ich liebe Muskatnuss.«
»Alles in Maßen.«
Kate lachte. »Ist das eine List, um mich wieder zum Abwasch zu überreden?«
»Du hast mich ertappt.«
Kate schaute den Rücklichtern des Jeeps nach, wie sie in die Nacht verschwanden. Sie hatte nicht gewollt, dass der Abend zu Ende ging.
Als sie wach im Bett lag und dem Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche lauschte, spürte sie eine solche Vorfreude, dass sie nicht einschlafen konnte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so gefühlt hatte. Vielleicht fühlte es sich so an, wenn man einen Neuanfang wagte.
Kate wurde vom ungewohnten Läuten des Telefons neben ihrem Bett geweckt. Es dauerte ganze drei Sekunden, bis sie sich orientiert hatte, wo sie war. Noch halb im Schlaf tastete sie im dämmrigen Licht in Richtung des Geräuschs.
»Ja?« Sie blinzelte ein paarmal, rieb sich die Augen und versuchte, schnell wach zu werden.
»Guten Morgen, Miss Gavier, ich habe einen Anruf für Sie.«
»Ach, danke.«
Ihr Herz pochte unangenehm schnell. Fragen schossen ihr durch den Kopf: Was war passiert, warum musste man um diese Uhrzeit anrufen, wer war überhaupt am Apparat? Sie blickte zur roten Digitaluhr am Fernseher hinüber. Es war vier Uhr morgens.
Sie hörte die Änderung im Ton, jetzt war nicht mehr das scharfe, blecherne Geräusch der Hotelrezeption zu hören, sondern eine Stille, die weicher war, weiter entfernt. Kate konnte das schwache Geräusch regelmäßiger Atemzüge ausmachen.
»Hallo?«, fragte sie, schärfer als gewöhnlich. Die Stille irritierte sie.
»Mummy?«
»Ach.« Kate stockte der Atem. Sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf, um den Zweifel zu zerstreuen. Hatte sie richtig gehört?
»Mum, bist du dran?«
Es war tatsächlich die unverwechselbar schöne Stimme ihrer Tochter.
»Ja! Ja, Lyds, ich bin dran. Ich bin wirklich dran.« Sie umklammerte den Telefonhörer mit beiden Händen, drückte ihn sich in dem Versuch, ihr näher zu sein, fest an Ohr und Mund. »Ist alles in Ordnung, Schatz?«
Das war eine seltsame Frage angesichts der Tatsache, dass sie seit fünf Jahren nicht mehr miteinander gesprochen hatten, aber Kates erste Sorge war, es könnte etwas Schlimmes passiert sein.
»Ja. Ich wollte nur mit dir reden.«
»Ich wollte auch mit dir reden. Ich wollte schon so lange mit dir reden …« Sie hörte, dass Lydia schluckte.
»Danke für die Tickets und alles, Mum.«
Mum … Mum … Mum … Gab es ein schöneres Wort?
»Ich hatte wirklich den Eindruck, dass ich nicht mitkommen kann. Ich bin noch nicht bereit, jetzt noch nicht. Ich hoffe, du verstehst das.«
»Ist schon in Ordnung, Lyds, es ist alles in Ordnung. Es ist so wunderbar, deine Stimme zu hören, so wunderbar. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisse, jeden Tag, jede Sekunde. Ich wollte nur, dass wir Zeit haben, um miteinander zu reden.«
Kate war sich nicht sicher, was sie vorschlagen, wie sehr sie Lyds bedrängen sollte.
»Die Sache ist die: Ich habe ein bisschen Angst davor, dich zu sehen, Mum.«
»Wovor hast du Angst, Schatz?«
Kates Augen füllten sich mit Tränen. Der Gedanke, dass ihr kleines Mädchen aus irgendeinem Grund Angst vor ihr haben könnte, entsetzte sie.
»Ich habe nicht wirklich Angst vor dir. Aber es beunruhigt mich, dich zu sehen, und es beunruhigt mich genauso, dich nicht zu sehen. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
»Das ist verständlich, Lyds. Dafür gibt es kein Handbuch. Wir müssen gemeinsam einen Weg finden. Ich kann nur sagen, dass wir, wenn wir uns sehen, all die Dinge klären können, die dir Angst machen. Wir können einen Punkt nach dem anderen durchgehen und klären.«
Damit warf sie ihrer Tochter ein Seil zu, und wenn Lydia es ergriff, würde Kate sie zu sich ziehen und nie mehr loslassen.
»Es ist irgendwie schwer zu erklären, Mum. Ich mache mir Sorgen, du könntest dich verändert haben, du könntest anders sein.«
»Ich bin noch immer deine langweilige alte Mum. Ich bin noch immer ich, Lyds, ich verspreche es dir.«
»Ich mache mir auch
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