Was habe ich getan?
ersten Blick waren die Kinder zwischen zwei und vierzehn Jahre alt. Die Mädchen hatten Bänder in den geflochtenen Haaren, und die Jungen leuchteten in gelborange karierten Hemden.
»Hört alle her! Das ist Kate. Möchtet ihr sie begrüßen?«
Einige winkten, andere lächelten, und ein paar kicherten sich beim Anblick dieser seltsamen Frau in die Faust, die da in ihrem Speisesaal stand.
»Hallo, alle miteinander.« Kate winkte ebenfalls.
»Aufgepasst!«
Simon und Kate wichen nach rechts aus, als ein kleiner, dicker Mann mit einer Kochmütze um sie beide herum tänzelte, um eine große Platte mit Hühnerfrikadellen auf jeden der Tische zu stellen.
»Das ist Fabian – der Koch, wie man an seiner Mütze unschwer erkennt. Er ist auch der Fahrer, dann trägt er eine Kappe. Und wenn er als Hausmeister fungiert …«
Fabian nickte ihr zu, als er in Richtung Küche kehrtmachte.
»Dann hat er wieder eine andere Kopfbedeckung?«
»Genau.«
»Und noch einmal, Leute. Vorsicht, heiß!« Dieses Mal trug Fabian eine große Schüssel Reis herein und etwas, das wie frisch gebackene Brötchen duftete.
Die Kinder saßen geduldig da, die Hände im Schoß, und warteten. Kate verglich die Szene mit dem wilden Kampf, der in Mountbriers jeden Morgen ausgebrochen war, wenn die Schüler nach Toast und Schinken verlangten. Die größeren Jungs hatten die kleineren mit dem Ellenbogen aus dem Weg gestoßen, und die Mädchen jeden Alters hatten sich über das Fehlen von fettarmem Joghurt beklagt und lautstark nach Blaubeeren verlangt. Hier ging es viel netter zu.
»Kate, bitte nimm Platz.«
Simon zog einen Stuhl zwischen zwei jüngeren Kindern hervor, die es herrlich fanden, dass sich diese Fremde zwischen sie setzte, und sich ihr Lachen kaum verkneifen konnten. Kate begrüßte beide mit Handschlag. Der kleine Junge rechts von ihr streckte die Hand aus und strich mit Daumen und Zeigefinger über ihre Haarspitzen, bevor er kichernd über dem Tisch zusammensank. Sie lächelte, weil sie ihr glattes, farbloses Haar noch nie so lustig gefunden hatte.
Simon stand in der Mitte, hob die Handflächen zur Decke, senkte den Kopf und schloss die Augen. Seine laute Stimme erfüllte den Raum.
»Herr, wir danken Dir für die Gabe dieser Speise, die Du uns heute geschenkt hast …«
Ein paar Kinder riefen spontan aus: »Preiset den Herrn.« Aber Simon war noch nicht fertig.
»Wir danken Dir für alle Deine guten Gaben, nicht zuletzt die Gabe des Vergebens. Wir sind dankbar, dass wir unter Deinen mächtigen Fittichen Zuflucht finden, wenn wir Schutz, wenn wir eine Zuflucht brauchen.«
Ein lautes, vielstimmiges Amen hallte unter der Decke wider, und dann begann das Gerangel um die Brötchen.
Kate bemerkte, dass Simon, als er die Augen aufschlug, sie direkt ansah, was sie mit leichtem Unbehagen erfüllte.
Das Mittagessen verlief laut und ausgelassen. Kate hatte Schwierigkeiten, bei den vielen Gesprächsfetzen mitzukommen, die durch den Raum flogen. Die Geschwindigkeit, mit der die Kinder sprachen, und der starke Akzent führten dazu, dass Kate nur mit aufmunterndem Nicken und vagem Lächeln an der Unterhaltung teilnehmen konnte. Sie warf Simon ab und zu flüchtige Blicke zu und war fasziniert, ihn im Gespräch mit den Kindern zu beobachten. Er interessierte sich offensichtlich für die neuesten Informationen und den Klatsch.
Als die Kinder die Mägen gefüllt hatten, gingen sie hinaus, um Kricket zu spielen, und Kate wurde mit der Aufgabe des Abspülens betraut.
»Ist das damit gemeint, wenn es heißt, dass es so etwas wie ein kostenloses Essen nicht gibt?«
Simon lachte. »Du hast es kapiert.«
»Die Atmosphäre hier ist fantastisch, Simon. Ich habe erwartet, dass es bei so vielen kleinen Kindern ohne Eltern ein wenig traurig zugeht, aber weit gefehlt. Es wirkt hoffnungsfroh.«
»Da hast du recht, es ist hoffnungsfroh. Deshalb heißt es Zur guten Aussicht. Die meisten Leuten glauben, das Wort Aussicht würde sich auf den spektakulären Blick beziehen, aber es ist die Definition im Lexikon, die uns am besten beschreibt: Eine Aussicht ist die Möglichkeit, dass bald etwas geschieht, eine Chance oder die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der nahen Zukunft etwas ereignet, insbesondere etwas Wünschenswertes. Diese Kinder haben in ihrem kurzen Leben schon genug Traurigkeit erfahren, und die hat ein Ende, wenn sie hier ankommen. Jedes hat seine oder ihre besondere Geschichte, aber sie sind nicht alle elternlos. Von einigen lebt, das heißt
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