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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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und alle, die wie ich Jesus folgen, werden Vergebung erfahren, wenn sie sie am meisten brauchen. Kate, sie kann großen Frieden bringen.«
    »Ach, aber das ist ja der Haken. Ich folge Jesus nicht und glaube nicht an ihn. Im Laufe der letzten Jahre hätte ich ein bisschen göttliche Einmischung wirklich gut gebrauchen können: Wo war dein Gott? Ich habe viel gebetet, habe jeden um Hilfe angefleht, der mir zugehört hat. Geholfen hat niemand. Deshalb habe ich aufgehört zu flehen – das war dann wenigstens eine Enttäuschung weniger, die ich zu verkraften hatte.«
    Die beiden saßen ein paar Minuten schweigend da. Dann erhob sich Simon.
    »Komm mit.«
    Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich auf das Wasser zu. Ohne die Temperatur zu testen und ohne die Vorsicht, die jene an den Tag legen, die sich im Meer weniger wohlfühlen, lief er hin-
ein, bis er und Kate hüfttief im Wasser wateten. Schließlich blieb er stehen und nahm wieder ihre Hand. Ihre Leinenhose klebte an ihr.
    Er legte die Hand auf ihren unteren Rücken.
    »Bleib ganz ruhig stehen«, flüsterte er beinahe.
    Kate tat, wie ihr befohlen. Die Sedimente, die sie aufgewirbelt hatten, setzten sich rasch wieder um ihre Zehen, bis es aussah, als blicke sie durch geriffeltes Glas.
    »Schau.«
    Simon deutete nach unten. Kates Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an den Wasserfilter angepasst hatten, aber als es so weit war, konnte sie einen winzigen silbernen Fisch um ihre Füße herumsausen sehen. Ein kleiner Krebs huschte in ein Loch im Meeresgrund, und ein größerer Fisch erkundete das neue Hindernis, das so plötzlich in seinem Revier aufgetaucht war.
    »Kannst du den winzigen Fisch da sehen, Kate?«
    Sie nickte. »Ja! Ich habe ihn gesehen.«
    »Glaubst du, der winzige Fisch ist sich bewusst, was sich über der Wasserfläche alles abspielt?«
    »Das bezweifle ich.« Sie kicherte.
    »Du könntest recht haben. Er schwimmt im warmen Wasser umher, sucht Schatten, hält nach Futter Ausschau und interagiert mit den anderen kleinen Fischen, denen er begegnet. Er ist mit den kleinen Dingen, die seinen Tag ausfüllen, vollkommen beschäftigt und hat keine Ahnung vom Strand, von der Insel, von Ländern, Gebäuden, Menschen und ihren Maschinen, von Flugzeugen, Zahlungsmitteln. Genau genommen weiß er gar nichts von der Welt, die direkt über seinem Kopf existiert. Aber weißt du was, Kate? Nur weil er sich dessen nicht bewusst ist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht da ist.«
    Kate blickte vom Wasser auf und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Mann zu, der neben ihr stand und ihre Hand hielt.
    »Willst du mir damit etwa sagen, dass ich ein winziger Fisch bin?«, fragte sie lächelnd.
    »Ja, Kate. Das ist genau das, was ich sagen will. Gott ist da, ob du nach ihm suchst oder nicht. Er steht für Vergebung. Ich möchte, dass du dich bemühst und dich daran erinnerst, dass Hoffnung in vielerlei Gestalt daherkommt. Manchmal ist es eine Idee oder ein Ort, manchmal ein Mensch.«
    Kate ließ sich rückwärts in den warmen karibischen Ozean fallen. Es war lange her, seit sie das letzte Mal geschwommen war. Das Salzwasser hing ihr in den Wimpern und juckte auf ihrer sonnenverbrannten Haut. Sie fühlte sich lebendig.
    »Vielleicht gefällt es mir ja, ein winziger Fisch zu sein«, rief sie.
    Simon beobachtete, wie sie unter Wasser weiter in den Ozean hinausschwamm.
    »Vielleicht bist du einer.« Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. »Vielleicht bist du einer.«
    Es war ein langer Tag gewesen, aber einer, den Kate nie vergessen würde. Der Jeep schnurrte, als er vor dem Eingang des Hotels anhielt.
    »Ich fühle mich gar nicht mehr so wohl, in meinem schönen Zimmer mit Marmorboden zu schlafen, jetzt, da ich den wahren Preis kenne«, überlegte sie laut.
    »Wenn nicht du darin schläfst, dann ein anderer, Kate, und du bist zumindest informiert.«
    Sie lächelte ihn an.
    »Wir machen morgen einen Ausflug zum Karneval. Würdest du gern mit uns kommen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich will dir meine Gesellschaft nicht aufdrängen.«
    »Es ist mir eine Freude, keine Last. Übrigens kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn man eine Einladung zum Karneval ausschlägt.«
    »Tatsächlich?«
    »Oh ja. Vor vielen, vielen Jahren wurde die Besitzerin einer der großen Plantagen zusammen mit ihrem ganzen Haushalt zum Karneval eingeladen. Sie lehnte höflich ab, weil sie eine königliche Delegation in ihrem Haus zu Besuch hatte, aber das hieß, dass sie für alle ablehnte. Ein

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