Was ich dir noch sagen muss
vor Augen, als sie gestern zusammen geduscht hatten. Bei dem Gedanken bekam sie eine Gänsehaut.
Cassandra bemerkte, wie Dominic sie von oben bis unten anschaute. Ihr Puls raste, denn männliche Augen hatten etwas unheimlich Anziehendes, wenn sie etwas betrachteten, das der Mann reizvoll fand. Im Geschäft hatte der meergrüne Badeanzug, den sie jetzt trug, eher züchtig ausgesehen, aber jetzt schien in großen Buchstaben darauf zu stehen: „Verführe mich!“
Seinem Blick nach zu urteilen hätte er das sicher auch umgehend getan, wenn seine Eltern nicht dabei gewesen wären.
Obwohl alle freundlich zueinander waren, zog sich der Nachmittag in die Länge. Die Gespräche drehten sich meist um Nicole, denn das war ein unverfängliches Thema. Als die Kleine von ihrem Mittagsschlaf erwachte, machten ihre Großeltern einen großen Wirbel um sie.
Irgendwann zog Laura sich zurück, um sich ein wenig hinzulegen, und die beiden Männer spielten Schach, dabei ließen sie Nicole nicht aus den Augen. Cassandra bereitete in der Küche das Abendessen vor.
Sie spürte, dass Dominic immer angespannter war, je später es wurde. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, weil sie ihm anmerkte, wie sehr er sie wollte. Aber sie musste ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle halten, auf keinen Fall durften ihre Schwiegereltern irgendetwas merken.
Er würde heute Nacht sicher nicht mit ihr schlafen, weil seine Eltern im Haus waren. Aber was würde morgen passieren, wenn sie wieder abgereist waren? Würde er sie dann immer noch begehren? Würde sie ihn noch wollen? Ja, war alles, was sie denken konnte.
Später, nachdem Nicole im Bett war und sie zu Abend gegessen hatten, zogen sich Laura und Michael zurück. Cassandra entschied, dass sie schlecht allein mit Dominic hier unten bleiben konnte, sie täuschte ein Gähnen vor und stand auf, um auch zu Bett zu gehen.
„Ich komme noch kurz mit, weil ich nach Nicole sehen will.“
„Oh … okay“, stammelte Cassandra.
Sie hatte das Gefühl, dass die Luft vor Sinnlichkeit knisterte, als sie vor ihm die Treppe hinaufging. Bei jedem Schritt spürte sie seinen Blick im Rücken. Aber Dominic sagte kein Wort, als sie sich beide über das Bettchen beugten und das schlafende Kind betrachteten. Dann hob er den Kopf und sah sie an. Es verschlug Cassandra den Atem, als er seinen Blick langsam über ihr Gesicht wandern ließ. Jetzt würde er ihr vermutlich gleich einen Gutenachtkuss geben.
Abrupt drehte er sich jedoch um und ging zur Tür. „Gute Nacht“, sagte er mit heiserer Stimme und schloss die Tür hinter sich.
„Gute Nacht“, antwortete Cassandra leise. Enttäuschung machte sich in ihr breit, obwohl sie natürlich wusste, dass es besser so war. Dann legte sie sich ins Bett.
Cassandra konnte lange nicht einschlafen und lauschte in die Stille, ob nicht wieder Geräusche aus Dominics Zimmer kamen. Vielleicht würde er sich ja wieder unruhig hin und her wälzen, weil auch er die Erinnerung an die letzte Nacht nicht abschütteln konnte.
Am nächsten Morgen, als sie mit Nicole die Küche betrat, stellte sie zufrieden fest, dass Dominic dunkle Ringe unter den Augen hatte. Wenigstens war sie nicht die Einzige, die nicht gut geschlafen hatte.
Laura und Michael waren auch schon auf und sahen beide ausgeruht aus. Sie machten wieder einen großen Wirbel um ihre Enkelin, aber als sich die Situation etwas beruhigt hatte, registrierte Cassandra, dass die Stimmung ihr gegenüber etwas abkühlte.
Es kam ihr so vor, als würden sich Laura und Michael jetzt, wo sie nach Melbourne zurückfahren mussten, wieder schlagartig daran erinnern, was Cassandra ihrem geliebten Liam „angetan“ hatte. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie konnte Dominics Eltern einfach nicht für sich gewinnen, egal, was sie auch tat.
Laura und Michael reisten kurz nach zehn Uhr ab, nicht ohne vorher ihren Sohn und ihre Enkelin mit einem Kuss zu verabschieden. Cassandra winkten sie lediglich zu. Als sie kurz darauf in der Einfahrt stand und dem Auto ihrer Schwiegereltern nachblickte, war sie einerseits erleichtert, andererseits aber auch verzweifelt. Sie würden vermutlich nie wieder herzlich mit ihr umgehen, damit würde sie sich abfinden müssen.
Dominic stand neben ihr, und plötzlich waren ihre trübsinnigen Gedanken über ihre Schwiegereltern wie weggewischt. Dominic und sie waren jetzt wieder allein. Würde er mit ihr schlafen? Dem stand ja jetzt nichts mehr im Weg. Na ja, außer Nicole.
„Ich muss ein paar Sachen im
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