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Was ich mir schon immer merken wollte

Was ich mir schon immer merken wollte

Titel: Was ich mir schon immer merken wollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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einer einfachen Glocke stellte der russische Physiologe und Mediziner Iwan Petrowitsch Pawlow (1849–1936) Ende des 19. Jahrhunderts die Verhaltensforschung auf eine neue Grundlage.
    Um 1890 hatte Pawlow damit begonnen, die Speichelsekretion bei Hunden zu untersuchen. Dabei stellte er fest, dass der Speichelfluss nicht nur beim Fressen selbst, sondern schon dann ausgelöst wird, wenn der Hund das Futter nur zu sehen bekommt. Diesen Prozess, der auch bei allen anderen Säugetieren und beim Menschen beobachtet werden kann, bezeichnete Pawlow als unkonditionierten (unbedingten) Reflex – ein Reflex, der nicht erlernt werden muss, sondern natürlich vorhanden ist.
    Darüber hinaus wies Pawlow um die Jahrhundertwende bei Experimenten mit seinen Hunden nach, dass bestimmte Reflexe auch angelernt sein können: Jedes Mal, bevor er seinem Hund den Fressnapf brachte, läutete er mit einer Glocke. Nach einiger Zeit reichte es aus, nur die Glocke ertönen zu lassen, um den Speichelfluss auszulösen – in der Terminologie Pawlows ein konditionierter (bedingter) Reflex. Die bedingten, also erlernten Reflexe schrieb er den höheren Nervenzentren zu, die angeborenen unbedingten Reflexe dem niederen Nervensystem.
    Pawlow übertrug seine Ergebnisse ab 1905 auch auf menschliches Verhalten. Da seine Erkenntnisse nur auf beobachtbarem Verhalten basieren, avancierte er zu einem Vorreiter der modernen Verhaltensforschung, insbesondere des Behaviorismus, der maßgeblich auf Reiz-Reaktions-Schemata aufgebaut ist und subjektive Empfindungen nicht als Erkenntnisgrundlage zulässt.
    Erhellendes

Für die Entschlüsselung der Konditionierung und für die Erforschung der an der Verdauung beteiligten Erregungsprozesse im Nervensystem erhielt Iwan P. Pawlow 1904 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie.

Seneca – vom Wert der Tugend
    Der römische Dichter, Philosoph, Dramatiker und Staatsmann Seneca (um 4 v. Chr. – 65 n. Chr.) beeinflusste nicht nur das öffentliche Leben Roms. Der Ruhm des bedeutenden Vertreters der Stoiker reichte weit über seine Zeit hinaus.
    Während seiner Ausbildung in Rom in Rhetorik und Philosophie geriet der um das Jahr 4 v. Chr. in Cordoba (Spanien) geborene Lucius Annaeus Seneca, bekannt auch als Seneca der Jüngere, unter den Einfluss der Stoiker. Berühmt wurde der römische Advokat, Beamte und Senator, der aufgrund einer Intrige zwischen 41 und 48 n. Chr. in der Verbannung auf Korsika lebte, durch seine Schriften über die Philosophie der Stoa, über Moral und seine neun Verstragödien, von denen nur wenige erhalten sind. Allen gemeinsam war sein brillanter, knapper und doch präziser Stil, der die Literatur im Rom des sogenannten Silbernen Zeitalters prägte. Im Zentrum seiner 124 Moralschriften stehen Ratschläge und Lebenshilfen für seine Mitmenschen, die er davon zu überzeugen versuchte, dass das Gute aus der Tugend resultiere und Glück nur im Einklang mit der eigenen individuellen Natur zu erreichen sei. Seneca selbst lebte nach den Maximen der Stoiker, maßvoll, von Vernunft und Humanismus geleitet. Er setzte sich für die Mitarbeit des Einzelnen im Dienste des Gemeinwohls ein.
    Im Jahr 49 wurde Seneca Erzieher des minderjährigen Prinzen Nero, dessen Eigen- und Vergnügungssucht er im Zaum zu halten versuchte. De facto regierte Seneca in den folgenden Jahren das römische Imperium gemeinsam mit dem befreundeten Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus. Doch sein Einfluss auf Nero schwand zusehends. Seneca zog sich im Jahr 62 nach Burrus’ Tod zurück und verfasste in den folgenden drei Jahren zahlreiche Schriften. Drei Jahre später warf ihm der dem Wahnsinn verfallene Nero vor, an einer Verschwörung beteiligt gewesen zu sein und nötigte ihn, sich selbst zu töten. Der zu Unrecht Bezichtigte beging daraufhin freiwillig und mit stoischer Gelassenheit qualvoll Selbstmord.
    Erhellendes

Senecas herausragende Rhetorik war Vorbild für viele nachfolgende Generationen.

Seine Verstragödien beeinflussten das Renaissancedrama in Europa. In der deutschen Literatur prägte er vor allem Martin Opitz (1597–1639) und Andreas Gryphius (1616–1664).

Entdeckung der Radioaktivität
    Die ersten Erkenntnisse über radioaktive Strahlung an der Schwelle zum 20. Jahrhundert sind dem französischen Physiker Antoine-Henri Becquerel (1852–1908) sowie dem Ehepaar Pierre (1859–1906) und Marie Curie (1867–1934) zu verdanken.
    Becquerel hatte 1896 eigentlich die kurz zuvor vom deutschen Physiker Wilhelm

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