Was im Dunkeln liegt
versuchen, Vergessen zu finden. Ich würde ihm diese Neuigkeit vorsichtig beibringen müssen – aber noch nicht jetzt.
Trotz Simons Befürchtung, sie könnten in Zeitnot geraten, war die Sandschicht aufgetragen und abschließend gewässert worden, noch bevor ich unser Abendessen auf den Tisch stellte. Das Essen war kein Erfolg. Die Folienkartoffeln waren in der Mitte hart, die Hühnerflügel nichts als Knochen, und die süßsaure Soße aus der Packung schmeckte wässrig. Wir aßen schweigend, die Speisen verwandelten sich in unseren Mündern zu Pappe; alles musste endlos gekaut werden, bis es in breiige Klumpen zerteilt war, die wir mit den Resten des sauer schmeckenden Biers hinunterspülten. Niemand beschwerte sich. Tatsächlich hatte keiner von uns irgendetwas zu sagen. Die Stille breitete sich in unserer Küche aus wie Giftgas, schleichend und unsichtbar. Wir aßen und atmeten es ein, unsere Nerven entzündet durch seine Toxizität.
Nach dem Essen half Danny ungefragt beim Abräumen, und Simon tat es ihm nach. Wir stolperten herum wie Zombies, ausgelaugt und erschöpft. Als Simon und ich zwischen Tisch und Spüle zusammenstießen, entschuldigten wir uns, als wären wir Fremde, legten die übertriebene Höflichkeit an den Tag, die normalerweise für die Todkranken oder die Hinterbliebenen kürzlich Verschiedener reserviert ist. Als ich mit dem Abspülen fertig war, ließ ich
mich auf einen Küchenstuhl sinken. Simon war irgendwohin verschwunden, und Danny räumte das restliche Besteck weg.
»Ich kann hier nicht bleiben«, platzte ich heraus. »Das macht mich verrückt. Dieser ganze Ort macht mich verrückt. Er ist voll von ihr – überall, wohin ich sehe, ist … ist irgendwas, das mich an sie erinnert.«
»Das fühlt sich jetzt schlimm an«, sagte Danny. »Aber es wird besser werden.«
»Es ist nicht nur das«, fuhr ich fort. »Hier ist es nicht sicher. Ich fühle mich nicht sicher.«
»Hier ist es absolut sicher«, beruhigte er mich. »Niemand weiß, dass sie hier war. Niemand wird irgendetwas vermuten – und morgen, wenn der Typ mit dem Beton kommt …«
»Nein«, schrie ich ihn an. »Sprich mit mir nicht über dieses Thema. Ich will nicht darüber nachdenken.«
Simon wählte genau diesen Moment für seine Rückkehr, und ich verfiel in Schweigen. Er setzte sich zu mir an den Tisch, und dann saßen wir einfach da – eine seltsam künstliche Situation, in der jede Bewegung, jedes Füßescharren, jedes Räuspern extrem verstärkt wurde. Unsere übliche Abendbeschäftigung in Form von belanglosen Kabbeleien und Trinkspielen wäre völlig unpassend gewesen – Singen kam überhaupt nicht infrage. Das normale Leben war mit Trudie gestorben, und Leere breitete sich vor uns aus.
Danny holte eine der Whiskyflaschen aus der Vorratskammer und stellte sie zusammen mit drei Gläsern auf den Tisch. Wie hypnotisiert beobachteten wir, wie der goldfarbene Alkohol in die Gläser blubberte. Danny schob Simon und mir jeweils ein Glas hin, nahm dann seines
und hielt es hoch, als wollte er einen Trinkspruch aussprechen. Simon und ich sahen ihn zweifelnd an.
»Das ist im Moment das Beste«, sagte er. »Glaubt mir.« Er führte sein Glas zum Mund und leerte es mit einem Zug.
Ich hatte noch nie zuvor Whisky getrunken. Im Allgemeinen tranken wir Bier oder Cidre, und wenn ich gut bei Kasse war oder mich kultiviert geben wollte, trank ich auch mal einen Wodka Lemon oder einen Brandy oder ein Glas Sekt.
»Ich mag den Geschmack nicht«, sagte ich nach einem Probeschlückchen.
»Haben wir denn nichts zum Mischen?«, fragte Simon.
»Wasser«, schlug Danny vor. »Oder Eis. Du weißt schon – Scotch on the Rocks.«
»Eis ist keins da«, sagte ich. (Es war nie welches da.)
Danny trug mein Glas zur Spüle und füllte es, wie sonst den verhassten Orangensirup, mit Leitungswasser auf. Es war keine Verbesserung.
»Du kannst mein Glas haben«, sagte ich.
»Versuch, ein wenig zu trinken«, drängte Danny. »Das wird dir helfen.«
»Nein – ich will nicht.« Ich schob das Glas von mir wie ein Kind, das sich weigert, sein Gemüse zu essen.
Danny schob es zu mir zurück. »Man muss sich an den Geschmack gewöhnen«, sagte er. »Aber du willst es ja nicht einmal ausprobieren.«
»Wer bist du, mein Dad oder was? Ich muss nicht trinken, wenn ich nicht will.« Ich hatte es mit einem Mal gründlich satt, mir vorschreiben zu lassen, was ich zu tun hatte.
Danny machte sofort einen Rückzieher.
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