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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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deprimierender Regelmäßigkeit auftauchten: Wenn einer von uns wegen übermäßigen Alkoholgenusses mit pochenden Kopfschmerzen aufstand und feststellen musste, dass etwas Ekliges das Waschbecken blockierte, oder wenn man mit nackten Füßen in getrockneten Schlamm trat, der am Vortag ins Haus eingeschleppt worden war.
    Der Tag, an dem der Briefbeschwerer wieder auftauchte, war besonders heiß und schwül, sodass wir froh waren, als endlich der Abend anbrach und die Temperatur auf ein angenehmes Maß zurückging. Im Haus war es immer noch stickig, und so trugen wir unser Essen nach draußen, setzten uns auf den verdorrten Rasen und genossen unser Mahl aus Fischstäbchen und Bohnen (ich war mit Kochen dran gewesen), als hinter uns plötzlich ein lautes Scheppern ertönte. Ich schrie auf, Danny fluchte, Simon und Trudie sprangen beide gleichzeitig auf.
    »Jesusmaria, was, zum Teufel, war das denn?«, rief Danny.
    Simon sah zum Haus hinüber. »Da ist etwas auf der Terrasse.«
    Die gepflasterte Terrasse verlief längs an einer Hausseite. Abgesehen von einigen kleinen Grasbüscheln, die zwischen
den Platten hervorsprossen, war sie eintönig grau. Doch an der Stelle, wo Simon hindeutete, war nun ein greller Farbklecks aus Gelb und Purpurrot zu erkennen.
    Wir ließen unsere Teller auf dem Rasen zurück und näherten uns zaghaft der Terrasse, wobei es offensichtlich keiner von uns darauf anlegte, als Erster dort zu sein. Der Anblick war niederschmetternd. Eine gezackte Tonscherbe lag wenige Zentimeter von der Hausmauer entfernt. Es war ein Bruchstück der hässlichen Vase, die früher einmal auf dem Sims des Küchenfensters gestanden hatte. Sie war zweifellos mit erheblicher Wucht aufgeschlagen, weil die anderen Scherben mehrere Meter über die Steinplatten und darüber hinaus geflogen waren.
    »Hier ist niemand«, sagte Simon. »Wo, zum Teufel, ist diese dämliche Vase hergekommen?«
    Alle blickten wir nach oben. Trudies offenes Zimmerfenster lag direkt über der Stelle, wo die Vase aufgetroffen war.
    »Es ist den ganzen Tag offen gewesen«, antwortete sie auf unsere stumme Frage.
    »Vielleicht ist jemand ins Haus eingedrungen?«, fragte ich.
    Nach einer kurzen Debatte beschlossen die Jungen, die Räumlichkeiten gründlich zu durchsuchen, während Trudie und ich vor der Eingangs- beziehungsweise Hintertür Stellung beziehen sollten. Von einem Bein auf das andere hüpfend, stand ich in der Küche und lauschte angespannt auf irgendwelche Geräusche im Haus. Wie üblich hatte ich mich ohne Murren gefügt: die folgsame Katy, die immer allem zustimmt, um dann mit wild klopfendem Herzen dazustehen und auf das Erscheinen des wahnsinnigen Axtmörders zu warten.

    Doch es war Simon, der schließlich aus der Diele hereinkam, um zu melden, dass es keinerlei Anzeichen von einem Eindringling gebe.
    »Ich glaube nicht, dass jemand im Haus war«, verkündete Trudie, als wir uns wieder zurück auf den Rasen begeben hatten. »Ich glaube, es war ein Zeichen, dass Agnes immer unruhiger wird. Vielleicht bittet sie uns, etwas für sie zu tun  –  eine Séance abzuhalten oder etwas in der Art.«
    Danny stocherte mit dem Messer in den kalt gewordenen Bohnen herum. »Ich bin Katholik«, sagte er. »Wir sind für so einen Scheiß nicht zu haben.«
    »Ich finde, wir sollten mit solchen Dingen nicht herumspielen«, sagte ich. In Wahrheit kam mir dieser dramatische Auftritt der Vase  –  direkt unter Trudies offenem Fenster  –  höchst fragwürdig vor. Sie konnte sie nicht selbst heruntergeworfen haben, weil sie mit uns zusammen in der Wiese gesessen hatte, aber vielleicht hatte sie eine Möglichkeit gefunden, die Vase so wacklig hinzustellen, dass sie unvermeidlich irgendwann im Laufe des Abends aus dem Fenster fallen musste.
    »Wenn wir sie weiter ignorieren, werden vielleicht schlimmere Dinge geschehen«, beharrte Trudie.
    »Also, ich möchte bei so etwas jedenfalls nicht mitmachen«, sagte ich in der Erwartung, Danny werde sich meiner Meinung anschließen; aber er war damit beschäftigt, seinen Teller auf dem Schoß zurechtzurücken, und schien mich gar nicht zu hören.
    »Ich hätte gegen einen Versuch nichts einzuwenden«, sagte Simon. »Was kann es schon schaden?«
    »Hm, wenn alle mitmachen, bin ich auch dabei«, sagte Danny. Nein, ein zweiter Ignatius von Loyola war er gewiss nicht.

    »Du hast doch nicht etwa Angst, Katy, oder?«, fragte Simon. »Neulich abends sagtest du doch, du würdest nicht an Geister und diesen ganzen

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